Vier Wochen vergangen, zweieinhalb davon waren Urlaub für mich und Bine. Gestartet sind wir mit zwei Tagen in Hamburg bei Freunden, mit ein wenig Sightseeing. Und dann: Amrum. Herrlich. Aber dazu ist ja auf dieser Homepage genug zu sehen und zu lesen.
Und sonst? Wie hat sich die Welt in dieser unserer Auszeit weiterentwickelt? Der Krieg in der Ukraine wütet immer noch, sorgt weiter tagtäglich für Tote und Verletzte. Das Geschehen hat sich offensichtlich im Osten der Ukraine festgefressen, täglich wird von immer stärkeren Angriffen der Russen auf Kommunen, Städte, Dörfer berichtet. Heute hieß es in den Nachrichten: Die Briten wollen Langstreckenraketen an die Ukrainer liefern – trotz russischer Drohungen, dass dann von russischer Seite „Bereiche angegriffen würden, die bislang verschont blieben“. Was damit gemeint ist, bleibt offen. Was für eine Arroganz. Putin sagt damit doch: Er darf in dem Nachbarland wüten, morden, zerstören, alles platt machen, wie er will. Aber die Gegenseite darf nichts tun. Die muss stillhalten. Warten. Doch auf was? Bis Herr Putin sich bereit erklärt, mit dem Morden aufzuhören?
Und überhaupt: Was hat sich in den vergangenen vier Wochen zum Besseren gewendet? Zumindest meiner bescheidenen, völlig subjektiven Wahrnehmung nach – nichts. Der Klimawandel wird immer schlimmer, heute hieß es: Die EU müsse schneller handeln, um die Folgen besonders für ärmere Länder abzumildern. Nur: Ist das nicht eh alles viel zu spät? Aber halt: Es hat sich doch was verändert – in deutschen Läden, Supermärkten, bei Veranstaltungen – zu denen wieder Zehntausende strömen – könnte man den Eindruck gewinnen, Corona hat es nie gegeben. Bei Zeitungsterminen kommen mir die Menschen wieder mit ausgestreckten Händen entgegen, Hände reichen (was bis vor kurzem noch ein absolutes No-Go war) ist wieder zur Normalität geworden. Irgendwie ist es doch auch schöner, wenn die ausgestreckte Hand einen erwartet, als bisher die ausgestreckte Faust. Aber was wird im Herbst sein? Maske tragen ist jetzt zuminest völlig out, außer in Zügen. Apropos: Nach Einführung des 9-Euro-Tickets zum 1. Juni waren am vergangenen Pfingstwochenende die Regionalzüge rappelvoll, manche Wagen mussten wegen Überfüllung wieder geräumt werden. Die Allerhellsten scheinen an den Feiertagen auch nicht die Öffentlichen genommen zu haben, zumindest was in den Nachrichten zu sehen war. „Ja, ich hab gedacht, mal Zug fahren wäre doch schön, mal gucken, was geht, mit dem 9-Euro-Ticket.“ Toll. Ausflugsziele anfahren, Nordsee, Westerland, Ostsee, wie die Sardinen in der Dose. „3,5 Stunden lang bin ich im Zug gestanden“, sagte ein junger Mann auf seinem Weg nach … ich weiß nicht mehr wohin.
Ach ja. Und der Spritpreis ist trotz Tankrabatt nicht wirklich gesunken. Zumal die Ölfirmen ja schon vor dem Rabatt weiter aufgeschlagen hatten. Abzocke könnte man das nennen. Bine hingegen ist begeistert: Offensichtlicher könnte man in Verbindung mit dem 9-Euro-Ticket doch nicht zeigen, wo die Reise hingeht, meinte sie. Naja. Ob das alle kapieren? Ich schätze der Run auf die Öffentlichen wird nach den drei Monaten mit dem Superbillig-Ticket ganz schnell wieder nachlassen. Wenn, ja wenn die Spritpreise nicht weiter rapide in die Höhe schnellen.
Eins noch zum Abschluss: Boris Johnson ist dem Misstrauensvotum seiner Partei wegen seiner Corona-Partys knapp entkommen. 180 Stimmen hätten gegen ihn votieren müssen, damit er des Amts enthoben worden wäre. 148 taten es. Einhellig die Kommentare hinterher: Trotz des abgewehrten Misstrauensvotums, sei Johnson heftig angeschlagen, wenn nicht angezählt. Ob er die kommenden Monate als head of state übersteht, müsse sich zeigen. Dabei wurde in England doch in der vergangenen Woche das 70jährige Thronjubiläum der Queen gefeiert. Die Rock-Pop-Band Queen spielte für die Queen und Elizabeth II. fuhr mit der Kutsche aus dem 18. Jahrhundert vor, mit der sie schon 1953 zur Krönungszeremonie kutschiert wurde. Toll. Oder auch nicht.
Gesehen habe ich im Übrigen in der vergangenen Woche eine tolle Schulkunst-Ausstellung. Im Kloster Bebenhausen. Tolles Ambiente, tolle Werke. Sehenswert. Hingehen.