7 Seebärenführung durch den Seezeichenhafen

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Ein Muss auf Amrum: Eine Führung durch den Seezeichenhafen von Wittdün.

Empfangen und geführt wird man dort vom Leiter des Außenbezirks Amrum des Wasser- und Schifffahrtsamts (WSA),

Diplom-Ingenieur Wolfgang Stöck. Eigentlich hat der gute Mann seinen Job verfehlt.

Sein schauspielerisches Talent dürfte mindestens so groß sein wie sein Fachwissen über

Seezeichen und die Nordsee. „Und wenn es am Schluss ums Bezahlen der Führung geht, dann wissen alle: Besucher unter 1 Meter 42 zahlen nichts.

Ihr glaubt gar nicht, wie viele ganz plötzlich geschrumpft sind.“ Doch natürlich hatte der Seebär vorgesorgt. Mit einem Hightech-Messinstrument.

Außer ‘ner ganzen Menge Seemannsgarn hatte Stöck aber auch jede Menge Wissenswertes mitgebracht. Über das Holztransporterschiff

„Pallas“ etwa, das 1998 auf der Fahrt von Schweden nach Marokko vor Amrum gesunken ist. Das Wrack liegt heute noch dort. „Heute sieht die Pallas ein bisschen aus wie ein Wal.“

Doch natürlich ging es bei der 2,5 Stundenführung auch um Seezeichen: „Und sagt nie, nie, nie wieder Boje zu unseren Tonnen hier“, rief der Ringträger.

Laterale Schifffahrtszeichen heißen die Dinger, also die Tonnen.

Oder auch kardinale Schifffahrtszeichen. Aber niemals – Bojen.

Tonnenschwer sind die Dinger. Also die Tonnen. Und sie blinken. Zur Sicherheit für die Schiffe.

Und sie sind mit Solarplatten obendrauf ausgestattet. Und die spitzen Dinger noch weiter oben sind

keine Antennen, sondern zur Abwehr von Möwen, so Stöck. „Darüber könnte man noch Doktorarbeiten schreiben, über das Kackverhalten von Möwen auf den Tonnen.“

Unten dran an diesen Tonnen sind ebenfalls saumäßig schwere Stahlketten, die wiederum sind mit

tonnenschweren Betonsteinen verbunden – damit die Seezeichen oben dran nicht wegschwimmen.

Bei der Führung durch den Seezeichenhafen, kamen wir

zu einem Schiff, der „Amrumbanken“ – damit werden die Seezeichen raus aufs Meer gebracht, zur Kontrolle wieder eingeholt, gesäubert und wieder ausgesetzt.

Alles hat Wolfgang Stöck erklärt, Markus hat es festgehalten.

Und die Tonnen sind riesig, gigantisch – auch, wenn sie auf dem Meer ziemlich klein wirken.

„Und wenn hier noch einmal einer Boje sagt, dann versenke ich ihn eigenhändig in der Nordsee“, hatte der Seebär nicht wirklich gesagt.

Dann schaute er aber doch tatsächlich etwas traurig, als er sagte: „Im nächsten Jahr gehe ich in Rente.“

Als kleine Erinnerung verteilte er (gegen ein kleines Entgelt) – ein Abbild seiner selbst. Pirat Käpt’n Grabiard (Graubart). Sehr süß. Aber auch grausam. Mit Holzbein. Der arme. Was wir

dann auf unserem Weg nach Wittdün gesehen haben: Einen brütenden Austernfischer, direkt am Wegesrand. Hätte sich ja auch woanders hinsetzen können, der schräge Vogel.

Zum Abschluss des Tages gingen wir ins Café Pustekuchen, während Bine sich Rote Grütze mit Vanilleeis genehmigte, begnügte ich mich mit Schwarzbrot und einem Glas Wasser.

Markus aß ein Stück Friesentorte. Die war fast so groß wie so ein Tonnenseezeichen. Echt wahr.

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