Lange schon haben wir es nicht mehr gehört: das Pfui-Wort einer ganzen Epoche – der „demographischen Wandel“. Erinnert sich noch irgendjemand daran? Dabei schwebte der Begriff viele Jahre lang wie ein Schreckgespenst durch zahlreiche Säle der Republik und ließ die Zuhörer in schöner Regelmäßigkeit immer wieder schreckhaft zusammenzucken.
„Demographischer Wandel.“ Hilfe!!! Politiker führten die zwei Worte – wie manche Senioren ihre Corega-Tabs-gepflegten dritten Zähne – stetig im Mund, hoben dabei den warnenden Zeigefinger und verwiesen auf irrsinnig steigende Kosten, die jene zu erwartende Masse an alten Menschen (die einst die Babyboomer waren) verursachen wird. Noch viel schlimmer: Diese Kosten werde die schrumpfende Zahl der Jüngeren nicht mehr bezahlen können. „Wer soll das Geld für Kranken-, Renten- und Pflegekassen aufbringen“, geiferten die Berufspessimisten in die betroffene Zuhörerschar, die voller Entsetzen begannen, wie in der Pubertät wieder verzweifelt an den Fingernägeln zu kauen. Aber: Nicht verzweifeln, sage ich. Immerhin gibt es doch auch äußerst positive Seiten, die man der Zukunft abgewinnen kann, denn: Die Land- und Bundesstraßen, Autobahnen und die Fahrwege in den Städten werden künftig immer leerer. Weil die einstigen Babyboomer entweder gar nicht mehr den Individualverkehr mit ihrem eigenen Pkw verstopfen können oder – höchst umweltbewusst – ganz plötzlich und völlig natürlich lieber Bus und Bahn fahren. (Wer von den Senioren würde schon zugeben, dass sie einfach nicht mehr fahren können?) Als kleiner Trost jetzt schon mal meine Worte an die künftigen ÖPNV-Nutzer: „Ihr lieben dementen Senioren der Zukunft – Busse sind noch viel größer als SUV und viel bunter. Und da ist noch viel mehr Blech um euch herum.“ Gleichzeitig wird das Phänomen der drängelnden Lichthupen in der Zukunft verschwinden. Aufgrund der fehlenden Schneckentempo-Oldies können die Raser rasen, wie sie wollen,sie gefährden dann nur noch sich selbst und ihresgleichen. Was für eine schöne Vorstellung. Ach so – okay, Lkw wird es ja auch noch weiter geben. Aber: Vielleicht steht ja jetzt in aller Bälde ein kriegsbedingtes Tempolimit an? So wie einst zu Beginn der der 1970er Jahre wegen der Ölkrise? 80 km/h auf Landstraßen, 100 auf Autobahnen. Boah. Was man da an Geld sparen könnte. Unsummen. Und Putin würden wir dabei gleichzeitig die Milliarden für sein gnadenloses Morden entziehen. Was für eine grandiose Idee, weil das Klima dabei auch noch geschont würde. Und das eingesparte Geld könnte direkt in die hiesigen Kranken-, Renten- und Pflegekassen umgeleitet werden. Was für eine Jubelparty müsste da gefeiert werden. Endlich wäre genug Geld da, um ausreichend Pflegekräfte für die Betüttelung der Alten – so wie ich einer sein werde – einzustellen. Das wären doch mal tolle Aussichten. Also, falls ich, Babyboomer, das je erleben sollte.