Ein besseres Leben ist möglich

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Landtagsabgeordneter Thomas Poreski ging in der St. Wolfgangkirche in einer Predigt unter dem Motto „Mehr als ein Wort“ auf die Probleme unserer Tage ein

Ungewöhnliche Töne in der katholischen St. Wolfgangkirche gab es am vergangenen Sonntag beim Gottesdienst – sowohl von der Musik her, die manches Mal eher an Kaffeehausklänge erinnerte, wie auch bei der Predigt: Da sprach nämlich unter dem Motto der Veranstaltungsreihe „Mehr als ein Wort“ der Reutlinger Grünen-Landtagsabgeordnete Thomas Poreski zum Thema „Klimaschutz – Bewahrung der Schöpfung“ eindrückliche und eindeutige Worte. Und zwar ging er in seinen Ausführungen auf nahezu alle Herausforderungen und großen Probleme der heutigen Tage ein.

„Die Pandemie ist noch nicht vorbei und jetzt kommt auch noch der Ukraine-Krieg dazu“, so Poreski. „Wir erleben wunderbare Hilfsbereitschaft, aber auch eine in vielerlei Hinsicht erschöpfte Gesellschaft.“ Genau auf diesen Punkt ging Dr. Claudia Guggemos im Anschluss an den Gottesdienst in kleinerer Runde im Bea-Gemeindehaus ein – eine „erschöpfte Gesellschaft“? „Ja, trotzdem gibt es viele, die helfen und sich engagieren, denn sie haben nachgedacht, was sinnstiftend ist und was letztendlich trägt“, entgegnete Thomas Poreski. Doch wie überzeuge man die Menschen, wenn sie neben Klimakrise, Ukrainekrieg, Maskenpflicht nun auch noch fair einkaufen sollen, hakte die Leiterin der Katholischen Erwachsenenbildung (KEB) nach. „Ich versuche, Zusammenhänge aufzuzeigen“, so der Landtagsabgeordnete. Dass etwa die Rohstoffe der heutigen Zeit zum größten Teil aus nicht-demokratischen Ländern importiert werden. Aus Russland etwa. Aufgrund der heutigen Situation ergebe sich plötzlich die Chance noch viel stärker auf erneuerbare Energien zu setzen. Und zwar deutlich schneller, als das bisher angedacht war.

Aber, so sagte eine Zuhörerin. „Finanzieren wir mit unseren Gas-, Kohle- und Ölimporten aus Russland gerade nicht auch den Krieg in der Ukraine mit?“ Sie sei für den Stopp der Rohstoffeinfuhr, „aber, wenn wir dann den ganzen Winter im Kalten sitzen, was ist dann?“ Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck sei gerade in Katar, um Flüssiggas einzukaufen, sagte Poreski. „Außerdem müssen wir die Zeit bis zum Winter nutzen, um die Gaslager wieder aufzufüllen.“ Aber: Während Erdöl- und Kohleimporte bis zum Ende des Jahres aus Russland gestoppt werden sollen, könne das mit Gas nicht gelingen – da werde maximal eine Einsparung um ein Drittel möglich sein, betonte der Grüne. „Es gibt aber doch Sofortthemen“, entgegnete ein Zuhörer. Die Situation in der Ukraine sei doch unerträglich, müsse der russische Gashahn nicht von unserer Seite aus zugedreht werden? „Wenn es im Winter dann kalt in der Wohnung ist, gehen wir zu den Nachbarn“, so der Mann.

Nicht jeder werde und wolle zu seinem Nachbarn gehen, antwortete Thomas Poreski. Die Regierung sei dabei, aus Norwegen Ersatz für fossile Energien zu besorgen, gleichzeitig würden viele andere, kleinere Maßnahmen gesucht, „damit große soziale Verwerfungen nicht passieren“. Sollten aber im Winter Menschen zuhauf in ihren Wohnungen frieren, dann würden extreme Kräfte versuchen, daraus ihren Profit zu ziehen, betonte der Grünen-Politiker. Und deshalb laute die schwierige Anforderung jetzt im Moment: „Wir müssen Gas ersetzen, das wir nicht haben.“ Ein anderer Zuhörer ging auf einen anderen Punkt ein: „Muss man jetzt wegen der Ukraine in Aufrüstungslogik verfallen?“ Als eingefleischter Pazifist könne er dem nicht zustimmen. „Die Frage ist dennoch, wie können wir Putin in die Knie zwingen, einen Despoten und Psychopathen?“

Doch damit nicht genug der Herausforderungen, hatte Poreski in seiner Predigt hervorgehoben. „Die Klimakrise gefährdet uns alle.“ Extreme Trockenheit, Unwetter, ökologische Schäden – „all das geht auf Kosten dekünftigen Generationen“. Deshalb müsse das Motto ab sofort heißen: „Bebauen und bewahren.“ Eine Kreislaufwirtschaft müsse installiert, dazu Sonne, Wind und Wasserkraft viel stärker genutzt werden. Die Preise für alle Produkte müssten gemäß ihrem „ökologischen Fußabdruck“ berechnet werden, dann würden klimaschädliche Produkte automatisch teurer. Und: „Ausbeutung darf sich nicht mehr lohnen“, so Poreski. Mit dem Blick in Hochschulen und einige Firmen zog der Parlamentsabgeordnete den eindeutigen Schluss: „Eine bessere Welt ist möglich – aber es braucht dazu eine klare Haltung für Demokratie und Menschenrechte.“ Eine Gesellschaft dürfe nicht auf Hass und Ablehnung gründen.

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