Spaziergänger gehen spazieren

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Am Sonntag waren wir auf dem ehemaligen Panzergelände beim Reutlinger Listhof unterwegs. Außer auf

Ziegen trafen wir dort auch auf jede Menge Spaziergänger. Was eigentlich nicht verwundern durfte. Nur: In den heutigen Zeiten sind die ja ziemlich in Verruf geraten. Denn:

Sie sollen ja auch dem Stamm der Querdenkenden angehören. Die hier hatten keine  Transparente dabei – wie die Sapziergänger am Samstagabend in Reutlingens Innenstadt. Dafür aber Verstärkung. In der Form von Hunden.

Offensichtlich waren die Stücklesbesitzer schon vorgewarnt, sie hofften auf Einsicht.

Weit gefehlt. Die Spaziergänger hatten auch noch Kampfflieger mitgebracht.

Zahlreiche unterschiedliche Modelle ließen sie starten. Wir staunten nicht schlecht, bekamen es angesichts

dieser geballten Luftübermacht mit der Angst zu tun.

Doch wir hatten Glück: Der Sturm sorgte dafür, dass die Kampfjets immer wieder in Turbulenzen gerieten, genauso wie Bines Haare.

Plötzlich rief sie: „Schau nur, da oben fährt sogar Militär.“

Und tatsächlich passierte uns die offensichtliche Vorhut eines Militärkonvois.

„Nichts wie weg, durch diesen Krötentunnel“, sagte Bine.

Auf der anderen Seite kamen wir zu einem Tümpel. War das ein gutes Versteck, fragten wir uns, als sich schon wieder Spaziergänger näherten. Wir entschieden uns dagegen, liefen weiter,

„Schau“, sagte ich. „Hier gibt’s noch viel schönere Teiche.“ Kopfüber stürzten wir uns

hinein und kaum waren wir in Krötenart untergetaucht, hörten wir schon wieder Stimmen:

„Für heute reicht’s mit dem Training fürs Spazierengehen“, rief jemand. Wir sprangen aus dem Teich, versteckten uns hinter diesen Ästeberg. Staunend wie dieser

Baum hörten wir weiter: „Am nächsten Samstag können wir dann wieder loslegen und jetzt alle noch mal: Co-ro-na-Dik-ta-tur Co-ro-na-Dik-ta-tur. Und: Wi-der-stand Wi-der-stand. Super. Wir sind gerüstet.“

„Herr, schmeiß Hirn ra“, flehte ich. Wir entschieden uns, rasch nach Hause zu flüchten. Und alle Türen zu verrammeln.

Welch zerrissenes Land. Und welch üble Zeiten. Nur eins noch zur Klarstellung: Wir waren am Sonntag nicht spazierengehen, wir waren wandern !!!

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