Zwei Jahre nach dem Attentat in Hanau erinnerten am Freitag die „Omas gegen Rechts“ auf dem Reutlinger Marktplatz an die neun Opfer, die ein damals 43jähriger Vollidiot am 19. Februar 2020 ermordet hat. Danach ging er nach Hause, tötete sich und seine Mutter ebenfalls. „So was darf nie wieder passieren“, sagten die „Omas“.
Traurig: Die kleine Runde fand kaum Beachtung – im Gegensatz zu den Tausenden „Spaziergängern“, die sich am Samstagabend erneut durch Reutlingen trommelten, pfiffen und sonstigen Lärm verursachten. Wir waren gerade noch eine Runde laufen, zum Scheibengipfel hoch, den Schönen Weg entlang – und wir waren überrascht, was für einen Lärm die VerQuerdenkenden verursachten. Das kann einen schon in Angst versetzen, wenn man die Ignoranz dieser Leute so erlebt. Was hatte eine Oma noch auf einem Schild geschrieben in die Höhe gehalten: „Mit Nazis geht man nicht spazieren.“ Einen Bericht in SWR-Aktuell zu den „Spaziergängen“ findet Ihr unter https://www.swr.de/swraktuell/baden-wuerttemberg/tuebingen/corona-demonstration-in-reutlingen-100.html – besonders beachtenswert der Livebericht auf der Seite, als ein Querdenker versucht, den Bericht des Reporters mit den stetig wiederholten Zwischenrufen zu verhindern: „Lügenpresse, Lügenpresse, Lügenpresse.“
Wenden wir uns etwas Schönerem zu: Anfang der Woche war Valentinstag, am 14. Februar. Wie jedes Jahr. Viele denken ja, dass dieser Tag eine reine Marketing-Initiative der Blumenhändler und Süßigkeitsindustrie ist. Was ich nicht wusste: Das Gedenken an den heiligen Valentin gab es schon im 14. Jahrhundert. Im 18. Jahrhundert kam in England der Brauch auf, dass sich Liebende am 14. Februar Blumen und Süßigkeiten schenkten. Doch nicht nur das: In anderen Teilen Europas schenken sich Liebespaare „Valentinsschlüssel“ – um der geliebten Person den Schlüssel zum eigenen Herzen zu schenken. Wenn Kinder solche Schlüssel erhalten, soll Epilepsie von ihnen ferngehalten werden – denn diese Krankheit wird auch „Sankt-Valentins-Krankheit“ genannt.
Und sonst? Nachdem Anfang der Woche ein Gerücht die Runde machte, dass die russischen Truppen an der ukrainischen Grenze zumindest zum Teil abziehen, war ein bis zwei Tage später wohl klar: Das war eine Fehlinformation. Fake news. Kennen wir doch irgendwoher. Doch warum nur? Zumindest die Amerikaner behaupteten, dass stattdessen noch weitere russische Truppen an der Grenze zusammengezogen wurden. Und dass die Russen am vergangenen Mittwoch wohl losschlagen könnten. Am Dienstag war Olaf Scholz in Moskau. Ein Zusammenhang damit, dass die Russen den Krieg am Mittwoch nicht begannen? Ich zumindest warte jetzt jeden Tag, jede Minute darauf, dass in den Nachrichten die Meldung kommt: Der Krieg ist ausgebrochen. Mit unabsehbaren Folgen. Gelesen habe ich in der ZEIT, dass Putin den Zerfall des Sowjetreiches nicht verkraftet hat. Sich persönlich von Gorbatschow und seiner Perestrojka beleidigt fühlte. Für ihn zähle nur eins: Stärke. Persönliche und militärische. (Gerade kommt in den Elf-Uhr-Radionachrichten die Meldung: Die russische Regierung gibt weiterhin an, keinen Angriff auf die Ukraine zu planen!!!) Nachdem Putin in Russland jegliche Opposition mundtot gemacht hat, wende er sich nun nach außen. Europa halte er für sehr schwach, lächerlich schwach. Lässt er nun „nur“ die militärischen Muskeln spielen? Um Eindruck zu schinden? In dem Artikel heißt es weiter: Putins Absicht sei tatsächlich, Europa in Angst und Schrecken zu versetzen, die Schutzmacht der Amerikaner in Europa zu brechen und sich selbst als solche zu installieren. Das mit der Angst klappt wirklich gut. Das merke ich an mir selbst. Ich habe Angst vor einem Krieg in Europa. Angst, dass diese über 75jährige Friedensphase in Europa dem Ende zugeht. Denn: Putin werde in der Ukraine nicht Halt machen, hieß es in dem ZEIT-Artikel.
Das ist doch alles Wahnsinn, denke ich. Völliger absurder, perverser Größenwahnsinn eines verrückten Machthabers, der doch eigentlich dafür sorgen sollte, dass es seinem Volk gut geht. Gleiches gilt im Übrigen meiner Ansicht auch für die Chinesen. Was soll diese Unterdrückung der Meinungsfreiheit? Die Inhaftierung von Andersdenkenden, von Gegnern der eigenen Position? Weil die diktatorischen Machthaber genau wissen, dass es mit ihrer Macht zu Ende geht, sobald die Presse und die Meinungen frei sind? So wird es wohl sein. Was für eine verrückte Welt. Und bei uns schreien die VerQuerdenker zu Tausenden auf den Straßen: „Corona-Diktatur. Widerstand.“ Würden wir tatsächlich in einer Diktatur leben, dann wären sie die Ersten, die ihre Meinung nicht auf der Straße kundtun dürften. Dann wären sie ganz schnell weg. Eingekerkert. Misshandelt. Gefoltert.
Und dann toben auch noch Stürme über Europa – glücklicherweise mit noch überschaubaren Folgen. Auch wenn wenige Menschen dem Sturm zum Opfer fielen, auf Borkum an der Nordseeküste 90 Prozent des Strandsandes weggespült wurde. Und in ganz Norddeutschland kein einziger Zug mehr fuhr. Mit Bangen frage ich mich: Wie soll und wird das alles nur weitergehen? Wäre es vielleicht sogar deutlich besser, all den Wahnsinn mit Klimawandel und Kriegsgefahr zu ignorieren? Für das persönliche Seelenheil mit Sicherheit.