Reutlinger und Tübinger – a Wettkämpfla zwischa zwoi aus Reidlinga ond oinem Dibinger

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Am Wochenende waren wir in Tübingen, also en Dibinga, am Neck‘r. Dort war a Bäddel, also neudeutsch ein battle, a Wettkämpfla, mir als Raidlinger traten an gegen

den berühmten Stadtführer Johann Gottlob Steidele, ein Stiftsstudent aus dem Jahr 1840. „Jetzt gucket au do na, ihr Raidlinger“, legte er gleich los.

„Mir en Dibinga hend a Plataneallee – ond was hend ihr“, fragte er.

„Mir“, haben wir gesagt. „Mir habed de Scheibegipfeltunnel – mir lebed ja au im Johr 2022.“

„Ah“, sagte Steidele und lachte. „Oh, en Tunnel, also a Loch im Bergle, soso – dafir hend mir d’scheenste Fassad am ganze Neck’r.“

„Ohhh“, machten wir. „Ja, des mog ja recht nett sei, aber mir

mir hend Kunschd, et bsondrs schee, abr …. Kunschd“, betonten wir. Direkt an der Grenze zu Pfullingen. Vielleicht zur Abschreckung?

„Ha no“, sagte Steidele. „Abr jetzet gucket au onsere alde Häusle a – wunderschee, odr?“ – „Alde Häusle hemmer au“, konterte Bine ungerührt.

„Hier – onser Südbohof zom Beischbiel.“

Milde lächelnd verwies der Stadtführer nun auf seine Heimat, das Stift Tübngen. „Jo, ganz nett“, sagten wir. „Abr mir in Reidlinga

hend b‘stimmt scho viel friher als ihr Dibinger Strom ghett.“

„Strom, wa isch denn des“, fragte Steidele in seiner Rolle aus dem 19. Jahrhundert und lachte schon wieder ziemlich überheblich. „Mir hend Tausende G’lehrta ond Lideradur ond …

sogar Lyrik zom Mitnehma.“ „Während ihr aber 1840 no in d’Güllagruab neig’schissa hend, könnet ihr bei ons sogar

Scheißhäusle to go han, manchmal fallt’s halt au om.“

„Banausa‘“, schmunzelte Steidele, deutete auf die Hügel, auf denen sich Tübingen erstreckt und zeigte dann nach Reutlingen – „der greeßte Vordeil an Reidlinga isch, dass mers selbst hier vom Schloss aus et seha muass“. Jetzt wurde er aber echt ziemlich unverschämt.

„Mir aber hend Hosen, die sich jedem Dibinger entgegenstellet“, sagte Bine. „Die hättet mir damals scho,

1840, oifach umg’nietet“, so Steidele ond wies auf das Portal am Schloss.

„Siehsch“, sagte Bine. „Mir Reidlinger hättet d’Hos oifach wegtraga.“

„Aber jetzet gucket doch onsere wunderscheene Gässle a – ond wia steil dia send.“

„Ha, steile Sträßle hemmer au – ond sogar en Weg, der so schee isch wie er hoißt.“

„Ond nadierlich hend mir au d’Achalm“, sagten wir und konnten unseren Triumph kaum verbergen.

Die Verbitterung der Tübinger hatte sich schon damals, beim Bau des Schlosses gezeigt – nicht umsonst wurde dieses Abbild eines Tübingers auf das Schlossportal gebannt.

„Vielleicht“, sagte Bine versöhnlich. „Solltet mir ons amol wiedr auf’s Wesentliche besinna – uff d’scheene Nadur – die fangt scho wiedr zom Blüha a.“

„Mir hend aber“, beharrte Steidele fast schon weinerlich. „Mir hend abr  d’allererschde Uni ghätt.“ Damit hatten wir jetzt nicht mehr gerechnet. Voller Entsetzen

mussten wir eingestehen, dass wir dieses Battle verloren hatten. Aber: No ned huadla, beim näckschda Bäddel machet mir eich nass, ihr Dibinger. Versprochen.

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