Im Zauberwald des Riesen Ehrenfried

0

Sonntag. Wander-Wunder-Erlebnistag. Dieses Mal bei Stockach. Unbekanntes Terrain auf den Härten zwischen Reutlingen und Tübingen.

Bine war bester Dinge und so machten wir uns auf ins Ehrenbachtal.

„Hey, seid vorsichtig“, sprach uns ein Baumstumpf an. „Ihr kommt hier in den Zauberwald des Riesen Ehrenfried.“

Wir lachten. „Zauberwald“, prusteten wir. „Hier wachsen die Bäume doch genauso in den Himmel wie andernorts auch.“

„Dass ihr euch mal nicht täuscht“, rief uns der Baumstumpf hinterher.

„Ehrenfried knickt die Bäume, wie es ihm gefällt“, sprach der Stumpf.

„Und wenn er Lust drauf hat, verbiegt er die Bäume auch.“

„Sollten Bäume ihm widersprechen, haut er sie einfach um – bei mir war’s nicht anders.“

Irgendwie mystisch und verzaubert sah es ja tatsächlich aus, in diesem Tal.

Dann fanden wir einen riesigen Handschuh. Den musste der Riese hier verloren haben.

Und da – Ehrenfried kann Bäume sogar in der Waagrechten schweben lassen.

Wir zogen unser Fernrohr heraus, um die Gegend nach Ehrenfried abzusuchen.

In der Ferne sahen wir grünbehängte Bäume. „Das sind wohl die Weihnachtsbäume von Ehrenfried“, mutmaßte ich. „Grünes Lametta.“

Mitten im Wald entdeckten wir eine riesige Tafel mit Bauernmalerei. „Ehrenfried ist wohl künstlerisch veranlagt“, meinte Bine.

„Schau“, rief ich plötzlich. „Da ist er, hat sich für einen Mittagsschlaf hingelegt.“ „Quatsch“, sagte Bine.

Wir gingen weiter, kamen zu einer Feuerstelle. „Da“, sagte Bine.

„War das Ehrenfried, der hier gevespert hat, das Feuer

glüht ja noch.“

Direkt gegenüber der Feuerstelle war ein Weiher – „sollen wir löschen“, fragte Bine.

„Nein, aber schau, an diesem Zauberweiher stehen die Bäume auf dem Kopf“, sagte ich. Mir wurde ganz schwummrig.

„Und hier hat Ehrenfried den Bachlauf gebogen.“ Ich bekam es mit der Angst zu tun. „Komm, nichts wie weg aus diesem Tal“, rief ich.

Wir hechelten einen Berg hinauf, kamen zu einer Schranke, offensichtlich das Ende von Ehrenfrieds Reich.

Auf der Anhöhe zwischen Stockach und Immenhausen angekommen, umarmte ich Bine. „Was für ein Glück“, rief ich. „WIr sind dem Zauberreich entkommen.“

In der Ferne entdeckten wir den uns wohlbekannten Roßberg, was für ein Hochgefühl. Und was

war das? Ein alter Filmvorführapparat? Mitten auf der Wiese?

Nein, dahinter entdeckten wir die Kirche von Immenhausen – nie zuvor waren wir so

sehr erleichtert, eine Kirche zu sehen.

Wir freuten uns, standen Kopf, strahlten

um die Wette. Doch wir waren noch nicht zurück bei unserem Auto in Stockach. Noch einmal mussten wir in Ehrenfrieds Reich eintauchen, wir sagten Ade zu

Güllefass und Immenhausener Kirche. An dem

Camembert-Vorratslager erkannten wir, dass wir uns dem Zauberwald des Riesen erneut näherten. Und da – wieder standen Bäume

auf dem Kopf, in Windeseile jagten wir durch das Tal,

überquerten ein letztes Mal den Ehren(fried)bach, hetzten dem Horizont

entgegen. Was für ein Tag, ein letztes Mal macht ich ein Foto vom Zauberwald und nun

können auch wir sagen, was vor den allen Häusern in Stockach zu sehen ist:

„Auch wir sind dabei.“ Zumindest gewesen. Und zwar in Ehrenfrieds Zauberwald. Wie gut, dass wir wieder rausgefunden haben. Und Tschüss nach Stockach.

Share.

Comments are closed.