Das „Lagerhaus“ in Dapfen und zwei Gebäude im Alten Lager in Münsingen-Auingen werden von Ann-Kathrin, Jonas, Mareike, Ruth und Eberhard Laepple betrieben – einem wahren Familienbetrieb
Seifen, Kaffee, Kakao und Schokolade. All das gibt’s, selbst produziert, bei der Familie Laepple in Dapfen im „Lagerhaus“. Oder auch im Albgut im Alten Lager in Münsingen-Auingen. Und dazu noch zwei gastronomische Betriebe mit dem Café im Lagerhaus und dem Röstaurant im Albgut. Betrieben wird all das von Ruth und Eberhard Laepple sowie ihren Kindern Mareike, Jonas und Ann-Kathrin. Allerdings stieg einzig Mareike schnell in das Familienunternehmen mit ein – sie hatte in Wien eine Ausbildung zur Kaffee-Somelière gemacht und das Handwerk der Kaffeerösterei gelernt. Sohn Jonas machte zunächst eine Druckerausbildung, übernahm aber dann doch die Seifenproduktion im Laepple-Unternehmen. Ann-Kathrin hingegen wollte erstmal von dem ganzen Betrieb nichts wissen, wie die Eltern berichten. Sie lernte Köchin in einem 4-Sterne-Restaurant, brauchte aber noch eine Weile, bis sie bereit war, in den Familienbetrieb mit einzusteigen. Heute ist sie angekommen, wie sie über die Theke hinweg betont.
Und wie hat alles angefangen? Ausgangspunkt waren mal die selbstgetöpferten Waren der Laepples. „Wir verkauften die auf Märkten, aber hier in der Region hatten wir keine Möglichkeit des Verkaufs“, so der gelernte Sozialpädagoge und Theologe. Auf das alte Lagerhaus der Raiffeisenbank in Dapfen hatte die Familie ein Auge geworfen, „aber es gab keinen Zugang über die Lauter zu dem Gebäude“. Längere Zeit habe es gedauert, bis das Landratsamt die Zustimmung zum Bau einer Brücke gab. „Dann haben wir das Lagerhaus gekauft – aber das waren nicht mehr als vier Wände und ein Dach.“
Der Brückenbau und der Umbau des Lagers beschäftigte die Laepples rund ein Jahr, 2007 haben sie eröffnet. „Das ging dann alles ziemlich schnell“, erinnert sich Ruth Laepple. „Wir hatten immer das Gefühl, wir dürften nicht im Wasser stehen, um den Fluss aufzuhalten“, sagt die Sozialarbeiterin, die erst vor kurzem ihren Halbtagsjob beim Jugendamt beendet hat. Das mit dem Fluss klingt hochsymbolisch, weil doch die Lauter direkt am Lagerhaus vorbeifließt. „Die Lage hier ist optimal, weil das Haus direkt am Lautertalradweg liegt.“ Ein Café habe sich quasi aufgedrängt – auch, weil die Scheune allein für die Präsentation von Getöpfertem zu groß war. Hinzu kam schnell die Idee mit der Seife, „die haben wir aus Frankreich mitgebracht, erst haben wir Seife importiert, dann selbst hergestellt“, sagt Eberhard Laepple. Eins kam zum anderen, eine eigene Schokoladenproduktion war angedacht. „Wir hatten aber keine Ahnung davon“, gesteht das Ehepaar Laepple. „Dann ist uns aber ein Konditor zugelaufen, der gerade zur Meisterschule ging“, schmunzelt Eberhard Laepple. „Er hatte in der Zeitung von unserem Projekt gelesen.“
Die Kuchen für das Café wurden anfangs im Bekanntenkreis gebacken, doch mit der Zeit musste der ganze Betrieb professionalisiert werden. Zwei Konditoren und ein Lehrling arbeiteten fortan im Café. Ein paar Jahre konzentrierte sich die Schoko-Produktion auf Pralinen, jetzt wurde das neue Projekt „bean to bar“, also von der Bohne bis zur Tafel, entwickelt. „Hochzeitstorten sind mittlerweile auch unser Spezialgebiet“, so Ruth Laepple. Anfangs lautete das Konzept „Kultur und Genuss“, viel Kleinkunst war dabei. Doch es zündete nicht so richtig. Das Publikum aus Reutlingen oder gar Stuttgart scheute den abendlichen Weg auf die Alb nach Dapfen. Tochter Mareike stieg mit ihrem selbst geröstetem Kaffee mit ein. Die Kulinarik kam dazu, die Küche wurde ausgebaut, Tochter Ann-Kathrin ist seitdem dafür zuständig, ein Trend ist entstanden mit „Schwäbisch Querbeet“, einem 15-Gänge-Menü mit alter schwäbischer Küche. Ein bis zweimal im Monat wird das angeboten „und ist immer ausgebucht“.
Für die Seifenproduktion hat sich die Familie die Maschinen der Metzinger Firma Enzian angesehen, die aufgelöst werden sollte. „Aber das war alles viel zu groß“, so Ruth Laepple. „Ja, damals schon“, gesteht Eberhard Laepple. Doch sie kamen zu einem alten Seifensieder aus der Schweiz, er verkaufte seine Maschinen an die Familie. „Das Problem war, dass der Mann das Haus um die Maschinen herum gebaut hatte“, erinnert sich Eberhard Laepple. Aber: Jonas hat mit Autokran und Tieflader die Maschinen ins Alte Lager geholt, wo die Produktion jetzt Fahrt aufgenommen hat. Die Familie hat eine GmbH gegründet, aber: „Von der Familienebene auf Augenhöhe auf die Arbeitsebene zu kommen ist nicht immer ganz einfach – dafür haben wir regelmäßig einen Coach hier“, sagt Ruth Laepple, die sich ganz besonders um all die großen und kleinen Details bei den Um-, An- und Ausbauten der Gebäude kümmerte.
Und wie geht’s weiter? „Wir versuchen, gerade jetzt, während der Pandemie, das Erreichte zu erhalten und zu stabilisieren“, so Eberhard Laepple. 17 Festangestellte hat die Familie mittlerweile, dazu noch mehr als 20 Teilzeitkräfte. „Das bedeutet für uns auch eine enorme Verantwortung.“ Weitere Ideen stehen an: Pflanzliche Brotaufstriche sollen hinzukommen. „Und vielleicht eröffnen wir irgendwann ein veganes Restaurant“, sagt Ruth Laepple. Wie war das? „Nicht im Wasser stehen und den Fluss aufhalten“, lautet doch das Motto der Laepples. Aber: „Nach vier Mal Hochwasser durch die Lauter haben wir jetzt eine Kurbel von der Gemeinde erhalten, um den Fluss wenigstens etwas regulieren zu können“, sagt Eberhard Laepple und schmunzelt. Ein Brand im Dachstuhl kam noch hinzu im Lagerhaus, doch die Laepples ließen sich bei allen Widrigkeiten nie entmutigen. „Ich glaube ein großer Vorteil von uns ist, dass wir alle Schaffer sind, die anpacken wollen“, überlegt Ruth Laepple. „Und wir hatten immer extrem gutes Personal.“