Merz, Meuthen und die rasende Zeit – 4. Woche 22

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Merkt Ihr’s auch? Wenn Ihr so ein klein wenig in Euch hineinhorcht? Hört Ihr das? Oder vielmehr spürt Ihr das? Diesen Zugwind? Dieses Rauschen, das die Zeit verursacht, wenn sie an uns vorbeifegt? Ssssssssssssst. Schon wieder eine Woche vorbei. Und der Januar gleich mit. Wahnsinn. Oder? Jetzt hat das neue Jahr gerade mal angefangen und schon ist der Januar wieder fast vorbei.

Okay, jetzt könnt Ihr sagen, das liegt einfach am zunehmenden Alter. Wenn unsereiner die Schallgrenze von 60 überschritten hat, dann rast die Zeit noch viel schneller als zuvor schon. Aber warum nur? Wen fragen wir, wenn es um die Zeit geht? Natürlich, die ZEIT. Ergebnis: „Unsere Wahrnehmung ist paradox: Gerade dann, wenn man wenig erlebt hat, fühlt es sich im Nachhinein so an, als sei die Zeit besonders schnell vergangen“, heißt es in der ZEIT-Ausgabe vom 26. August 2014. Also: „Erlebt man wenig Neues, Aufregendes, bleiben auch weniger Erinnerungen, und im Rückblick erscheint die Zeitspanne kürzer“, sagte Marc Wittmann vom Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene in Freiburg. „Im Leben bleiben die vielen ersten Male, die man in der Jugend erlebt, deutlich in Erinnerung: der erste Kuss, die erste Party, die erste eigene Wohnung. Zwanzig Jahre jeden Morgen in dasselbe Büro und jeden Abend vor den Fernseher im selben Wohnzimmer, dann vergeht die Zeit wie im Flug. Je älter Menschen werden, desto weniger offen sind sie tendenziell für Neues, wie aus der Entwicklungspsychologie bekannt ist“, heißt es weiter in der ZEIT. Fazit: Je routinierter der Alltag wird, je weniger neue Ereignisse den Alltag prägen, umso schneller rast die Zeit. Aber es wird natürlich auch immer schwieriger, immer wieder für Neues zu sorgen. Weil man in sechs Jahrzehnten doch auch schon einiges erlebt hat. Und dennoch: Ich bin überzeugt, dass es sinnvoll ist, die Routine zu durchbrechen. Neues zu erleben. Immer wieder. Also: Auf geht’s. Runter vom Sofa.

Und die letzte Woche? Alles nach wie vor katastrophal? Ja. An der ukrainischen Grenze droht nach wie vor ein Krieg. Die Öl- und Gasversorgung könnte gefährdet sein, heißt es. Und die Abhängigkeit der Deutschen von Russland ist groß, mehr als 50 Prozent der Gasimporte kommen aus dem Osten. Wenn Russland den Gashahn zudrehen würde, dann säßen wir hier mitten in Reutlingen mit unserer Gasheizung womöglich im Kalten. Und kalt duschen müssten wir auch noch. Ha, goht’s no? Ihr könnt Euch ja kloppen, aber doch nicht das Gas abstellen … Sonstiges? Friedrich Merz ist CDU-Parteivorsitzender geworden. Mit fast 95 Prozent Zustimmung. Au weia. Was sagte Lars Klingbeil dazu: „Die CDU wirkt gerade eher kopflos.“ Ich weiß aber nicht mehr, ob der SPD-Vorsitzende das vor oder nach Merz Wahl gesagt hatte. Egal. Also: Geht’s jetzt vorwärts mit der CDU? Oder rückwärts?  Auf jeden Fall hört sich „mit Merz in die Zukunft“, an wie eine Rolle rückwärts zu Nierentischen oder dem Schokoriegel-Werbeslogan „Merz bringt verbrauchte Energie sofort zurück“. Oder hieß das anders? Und vor allem: Wohin zurück? Zu Meister Propper und Clementine? Nun gut, wenn die CDU-Mitglieder genau das wollen?

Themawechsel. Der eine kommt, der andere geht: Meuthen ist zurückgetreten. Meuthen, wie hieß der noch mit Vornamen? Jochen, Joghurette? Nein, Jörg. Und was war der nochmal? Einer von all den AfD-Vorsitzenden, die immer irgendwann das Handtuch geworfen haben. Auch Meuthen hat den braunen Pöbel in der AfD stets unterstützt, ist auf deren Welle geritten, hat nicht widersprochen, er war der personifizierte Wolf, der so viel Kreide gefressen hatte, dass es jedes Mal staubte, sobald er nur andeutete, etwas zu sagen. So wie seine VorgängerInnen auch. Dass er nun zurückgetreten ist, lag mit Sicherheit auch an den Geistern, die er nie bekämpft und auch nicht mehr losgeworden ist. Dass er nun behauptet, er sei „erschüttert, eine tiefe, auch verbal artikulierte Verachtung für Andersdenkende“ bei vielen AfDlern feststellen zu müssen – lächerlich.

Ach ja. Und sonst? Ja klar. Corona. Immer noch. Mit Regeln, die nun wirklich keiner mehr versteht. Und die sich alle zwei Tage ändern. Deshalb bleibe ich, soweit es geht, zuhause. Außer, ich will zu Zeitungsterminen, die wirklich wichtig sind. So wie der des Reutlinger Bündnisses am vergangenen Dienstagabend im Reutlinger Spitalhof. Den dazugehörigen Artikel findet Ihr auf dieser Homepage. Schön war für mich diese Woche die überschwängliche Rückmeldung von Dekan Hermann Friedl: Ich hatte nach einem Gespräch mit ihm über die Reizthemen in der katholischen Kirche einen Artikel dazu geschrieben (auch auf meiner Homepage). Ja. Und sonst? Die nächste Woche steht vor der Tür. Wolle mer se reilasse? Hmm. Sie kommt doch so oder so. Ob vor der Tür oder dahinter. Macht’s gut. Und: Bleibt gesund. Lasst Euch impfen.

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