Mein lieber Schwan

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Vor wenigen Tagen wurden Markus und ich zu einem Pressetermin zum Aileswasensee gerufen. Bine hat uns begleitet.

Stellenweise war der See fast zugefroren, doch unser Auftrag hatte damit nichts zu tun:

Es ging vielmehr darum: Aus einem besonderen Huhn und einer noch besondereren

Gans soll ein noch viel besondererer Vogel hervorgegangen sein. Weiß, schlank, grazil sollte der sein. Wir

waren seltsamerweise an diesen Ort bestellt worden. Doch außer dem aufgeschütteten

Sand für den sommerlichen Seezugang haben wir nichts gefunden.

Amüsiert über den seltsamen Treffpunkt diskutierten Markus und ich, wo wir weitersuchen sollten,

bis ich sagte: „Da geht’s lang.“ Also los.

Langsam umrundeten wir den See, bis wir schließlich

zwei Schwäne erblickten, die sich scheinbar im Synchron-Schwimmen übten.

Wir näherten uns weiter und waren entzückt von der Schönheit der Tiere.

Kaum aber hatte einer der Schwäne uns entdeckt

stapfte er auch schon auf uns zu.

Zur Begrüßung machte er fast einen Knoten in seinen Hals, um dann

jedoch zielgerichtet und aufrecht auf Bine zuzugehen. „Hey du“, sagte der Schwan. „Bist du von der Presse“, fragte er. Bine war

etwas verwirrt, deutete dann in unsere Richtung. „Die da“, sagte sie nur.

„Also, ihr Schlingpflanzen“, sagte er. „Passt auf – wir sind die Abkommlinge des besonderen Huhns und der besonderen Gänse.“ „Ihr“, fragten wir ungläubig. „Ihr seid doch Schwäne.“

„Jaaaa, das denkt ihr – aber schaut auf unsere Füße“, sagte der Schwan. „Sehen so Schwanenfüße aus?“ Wir blickten uns und

danach die Füße an. „Tja, wenn ihr uns so fragt …“, sagten wir etwas ratlos. „Eben“, sagte der Schwan. „Und nun schaut mal her …“

„Das können nur wir Huhn-Gans-Abkömmlinge.“ Wir waren beeindruckt. „Und wie heißt ihr“, fragten wir.

„Manfred“, fragten wir ziemlich entgeistert? „Jau, ihr könnt auch Manni zu uns sagen.“

„Wir sind in dieser Brutanlage aufgezogen worden, in der Nähe waren diese

Wohnmobile, auf einem stand Manfred – und der Leiter der Zuchtanlage war halt ziemlich einfallslos.“

„Eigentlich sollten wir unsere ersten Flugversuche hier machen, wir haben uns aber geweigert“, so der ganz besondere Schwan. „Warum“, fragten wir.

„Da hatten irgendwelche Leute ringsherum Feuer angezündet, wir dachten, die wollen uns grillen.“

„Außerdem stand da so’ne komische Type herum, die sah aus wie Donald Trump – mit Bart“, sagte Manni.

„Und guckt euch die Bäume in der Nähe an – die haben vor lauter Angst vor diesem Psychopathen all ihre Zweige geneigt,.“

„Und jetzt“, fragten wir die Pseudo-Schwäne, während Markus sich noch ein letztes Bild dieser Region machte.

„Jetzt schaut, dass ihr nach Hause kommt und tut eure Arbeit“, forderte Manfred. Wir taten wie geheißen,

wählten aber zwei verschiedene Wege. Daheim schrieben wir dann diese wahrlich unglaubliche Geschichte auf. Und wie lautete das Fazit?

Auch, wenn Ihr ein Schloss an eine Brücke hängt, könnt Ihr nicht sicher sein, dass aus Eurer Liebe mal was ganz Verrücktes entsteht. Was aber vielleicht auch besser so ist. Denn: Vielleicht würde es Euch genauso ergehen wie dem Huhn und der Gans: Dass Eure Nachfahren denken, sie wären Schwäne.

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