Konstanzer-Kelten-Kult

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Ein weiteres Highlight in Konstanz: Wir hatten beschlossen, eine Führung im Archäologischen Museum mitzumachen. Wir mussten dazu nur vom Rheintorturm

auf die andere Rheinseite spazieren. Das nächste Mal laufen wir auch nicht auf den Fahrradspuren. Versprochen.

Warum das aber Rheintortur heißt?

Die Ausstellung lautete auf jeden Fall „Magisches Land – Kult der Kelten“.

Ja, das wussten wir ja, dass wir hier …  beziehungsweise da waren.

Zunächst eine kleine Einführung, vom Gorilla bis zu Einstein

liegt irgendwo der Mensch dazwischen.

Hier liegt auch einer. Ein urzeitlicher Mensch. Der sollte wohl verdeutlichen … ja was? Dass die Hilfe vom Roten Kreuz zu spät kam? Kein Wunder, das wurde ja auch erst 1863 gegründet.

Dies ist ein uralter Schädel einer Frau. Sieht man sofort. Zwischen 40 und 60 Jahre alt. Gute Zahnpflege, Nichtraucherin, kein Tee, kein Kaffee.

Bevor die Römer schließlich nach Deutschland kamen, (hier mit Titanic-Aufstellung der beiden vorderen Figuren), lebten zwischen 800 bis kurz vor Christi Geburt die Kelten zwischen Atlantik und Schwarzem Meer.

Wir sehen hier eine typische Vertreterin der Kelten – die sich selbst aber gar nicht so nannten. Oder zumindest weiß

niemand davon. Weil die Kelten nichts aufgeschrieben haben. Das taten erst später die Griechen und Römer. Und die haben die Kelten für Barbaren gehalten. Klar.

Die Römer dachten ja auch, sie wären was Besseres. So wie alle Europäer heute noch. Dabei hatten die Kelten auch schon Fibeln. Also so was Ähnliches wie heutige Sicherheitsnadeln.

Gefunden wurden all die Kostbarkeiten bei Egesheim hinter dem Heidentor. Einem offensichtlich keltisch-magischen Ort.

Die Kelten lebten nicht in der Eis-, sondern in der Eisenzeit.

Gefunden wurden ihre Produkte auch in Mooren.

Oder in Flüssen und Seen. Dieser Junge wollte aber niemandem den Kopf abschlagen, sondern das Schwert im See versenken. Quasi als Opfer.

Geopfert haben die Kelten wohl auch Menschen. Aber bis 1960 gab es keinerlei Hinweise dafür, wie wir erfuhren.

Diese Grabbeigabe war keine frühmenschliche Comic-Figur, die „Mickey-Mouse-Ohren“ sollten wohl einen Kopfschmuck darstellen.

Dieser Stein-Kelte stand einstmals wohl an oder auf Grabhügeln. Als eine Art Hinweis, dass hier ein bedeutender Mensch begraben war.

Und hier endlich ein typischer, männlicher Kelte, mit Trinkhorn, das am Feuer herumgereicht wurde. Gefüllt war es vermeintlich mit griechischem Wein – was auch auf die regen Handelstätigkeiten hinwies.

Getrunken wurde so lange bis alle sturzbesoffen waren, dann gab es eine Schlägerei, so die Überlieferung. Also eigentlich nichts anderes wie heute.

Hier ein seltener Dolchfund mit prägnantem Griff.

Diese Schmuckstücke können im Übrigen sowohl Frauen wie auch Männer getragen haben. Eitel waren die männlichen Kelten nämlich auch schon.

Sogar die Pferde wurden damals schon geschmückt. Beachtlich die Wildschweinhauer, die diese Glöckchenspiele umrahmten.

Die junge Dame hier mit dem Bauchschmuck hätte eigentlich deutlich älter und dicker sein müssen – der Schmuck war nämlich für Größe 48 ausgelegt. Irgendwer hatte aber was dagegen, eine dicke, alte Frau in der Ausstellung zu haben.

Wichtig natürlich auch: Die Götterwelt der Kelten. Die war sehr vielfältig. Und ist von den Römern quasi aufgesogen oder wenigstens teilweise übernommen worden.

Sphärisch ging es dementsprechend im nächsten Ausstellungsraum zu.

Auch das waren wiederum keine Comic-Figuren, sondern ebenfalls Götterdarstellungen.

Und vermutlich sollte auch dies keine Darstellung von Janis Joplin sein.

Eine extrem seltene und faszinierende Darstellung keltischer Kunst: eine silberne Schüssel, die aber nicht in Konstanz, sondern in Dänemark im Original zu sehen ist.

In der wahrlich beeindruckenden Ausstellung in Konstanz kann die Schüssel aber dreidimensional auf einem Bildschirm gedreht, gewendet werden.

Abschließend dann – Druiden. In den Heften mit Asterix und Obelix, also vermeintlich typische Vertreter der gallischen Kelten um 50 vor Christi, übernimmt Druide Miraculix – mit seinem übermenschliche Kräfte verleihenden Zaubertrank – eine zentrale Rolle.

Archäologisch gibt es aber fast keine Nachweise von Druiden. Schon gar keine goldenen Sicheln, mit denen Misteln geschnitten wurden. Und wenn man Stonehenge

diesen mystischen Ort betrachtet, hat der mit den Kelten überhaupt nichts zu tun. Aber: Unsere heutigen Bauwerke haben ja auch nichts mit mystischen Orten zu tun. Auch wenn manche Autofahrer sie als solche betrachten. Wir hingegen parken einfach nur drunter. Weil es in Konstanz eh extrem schwierig ist, einen Parkplatz zu finden.

Und was sagte dieser vermeintlich keltische Druide zu all dem? Wahrscheinlich: „Herr, schmeiß Hirn ra.“ Das tat der tollen Kelten-Ausstellung keinen Abbruch. Die lebte aber auch sehr von den lebendigen Beschreibungen von Samira Fischer, der archäologischen Volontärin am Landesmuseum in Konstanz.

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