Konstanz – Grenzenlos denken

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Eigentlich hatte der Tag heute mit der freundlichen Begrüßung ganz gut angefangen.

Und dazu gleich noch ein Kompliment. Doch meinte der wirklich mich?

Und dann nahm das Unglück seinen Lauf: Wir begegneten diesem Menschen, ein Mahner, ein Unheilsverkünder. „Ich warne euch“, sagte er. „Nehmt euch in acht vor den Roten. Und vor den Türmen.“

Wir schauten zunächst etwas verständnislos. Doch ich hatte

kurz darauf gegoogelt und machte mir schnell einen Reim auf das Gesagte: „Pass auf“, sagte ich zu Bine.

„Hier in Konstanz besteht die Gefahr einer roten Verschwörung, dass nämlich die Anhänger vom roten Mann

sich mit denen vom roten Stern,

vom roten Schlüssel

und denen der Sackpfeife zusammenschließen. Und dann werden um 13 Uhr 35 die Türme aufstehen, sich auf den Weg machen ….“

„Jetzt mach aber mal halblang“, sagte Bine. „Schau, ich hab Markus zur Hilfe gerufen, er kennt sich mit Verschwörungstheorien aus und …“

Bine stockte. Plötzlich schien der Turm vor uns sich zu bewegen.

„Seht nur“, sagte Bine mit zitternder Stimme.

„Der Turm da rechts, der gehört doch eigentlich zum Bahnhof.“

Doch er schien zu wandern. Er folgte uns. „Das gibt’s doch nicht“, sagte auch Markus.

Wir flüchteten. Zu Fuß. Und das, in der Fahrradstadt am Bodensee. Und dann begannen uns

auch noch die Räder zu verfolgen. Fast in jedem Laden blickte uns

ein Fahrrad an, hier sogar eins aus Holz und Korb. Wahnsinn.

Wir wollten mit dem Schiff weg, flüchteten zum Hafen. Doch auch dort alles voll mit Rädern, die uns den Weg versperrten. „Was sollen wir tun“, riefen wir verzweifelt. „Fragt unseren Ältestenrat“, sagte die Möwe.

Wir gingen ein paar Meter weiter. „Was wollt ihr Flitzpiepen denn“, fragte die Älteste der Ältesten.

„Wir haben ein Problem“, sagte ich. „Wir werden verfolgt. Von Türmen und Fahrrädern.“

Die Möwen schauten ungläubig. Und sie schwiegen. Dann begannen sie sich auszuschütten vor Lachen. „Klar“, sagte Markus. „Lachmöwen.“

Der hier ist vor lauter Lachen sogar ein Bein abgefallen.

Und die hier … „Menschen sind Schweine“, sagte die eine Möwe. Wir liefen weiter. Plötzlich erblickten wir

die heilige Santa Moewia. „Bitte hilf uns“, flehten wir sie an.

„Ihr müsst zu dem Tierbrunnen in der Stadt, die wissen mehr“, sagte

Moewia mir mitten ins Gesicht. Wir folgten dem Ratschlag, rannten in die Stadt,

an dem Brunnen spien Hasen Wasser. Warum nur?

Und der Pfau mit den drei Köpfen sagte: „Ich muss auch spucken.“ Dennoch fragten wir: „Könnt ihr uns helfen?“

„Geht ins Rathaus“, sagte der Pfau. Oder zumindest einer der drei Köpfe.

Wir fragten uns zwar, was wir dort sollten, doch wir folgten. „Da lang“, sagte die Frau.

„Müssen wir jetzt Formulare ausfüllen, damit wir nicht mehr von Rädern und Türmen verfolgt werden“, mutmaßten wir ketzerisch.

Ein Hahn auf einem Riesen-Ei zog unsere Blicke auf sich. „Ist denn schon wieder Ostern“, fragte ich. Doch dann fielen uns die Zeilen links unten auf. „Pssst“, sagte Bine.

Dann kam die Erleuchtung, da stand es doch: „Grenzenlos denken.“

„Na endlich“, sagte die Möwe. „Der Groschen ist gefallen.“

„Super“, sagte Markus. „Wir denken jetzt ohne Grenzen – und holen die berühmte Schweizer Garde der Turmrücker, die setzen den Turm einfach dorthin zurück, wo er hingehört.“ Gesagt,

getan. Und die Fahrräder? Die waren uns einfach völlig Wurscht. Wir mussten ja nach wie vor aufpassen, dass wir von ihnen nicht überfahren werden.

Kurz gingen wir noch in das Konstanzer Münster, steckten voller Dankbarkeit einen Haufen Kerzen für die Schweizer Turmrücker-Garde an. Und die Moral von der Geschicht‘?

Glaubt doch diesen Blödsinn nicht. Sonst lachen neben den Lachmöwen auch noch die Hühner und

sogar die Warnleuchten.

„Kommt“, sagte dann der Konstanzer Unterführungs-Michel. „Ich lache, äh sorry, leuchte euch heim.“ Schließlich war es mittlerweile dunkel geworden.

Markus brachten wir noch zum Bahnhof, setzten ihn in den Zug und hofften sehr, dass der Seehas ihn gut nach Hause hoppelte. „Bis demnächst“, riefen wir Markus zu. Und allen anderen LeserInnen auch.

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