Fast schon verzweifelte Farbsuche

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Kein Zweifel, der Herbst ist da. Mit aller Macht. Und er klaut uns nach und nach alle Farben. Wie traurig.

Am Samstag waren wir zwischen Georgenberg und Pfullinger Albtrauf unterwegs. Wir haben die letzten Farben des Jahres gesucht. Fast schon verzweifelt.

So richtig fündig wurden wir nicht. Zuerst nicht.

Bine grub sogar auf dem Acker, doch sie fand nichts. Außer braun, beige, ein bisschen grün. Und Bine-blau.

Auch aus der Nähe änderte sich das nicht.

Und selbst aus der Ameisenperspektive blieb alles blass. Farblos.

Wir trafen eine Schafherde. „Habt ihr die letzten Farben des Jahres gesehen“, fragten wir.

 „Farben – habt ihr Gras geraucht“, fragten die Schafe und drehten sich ab.

Nur dieses ziegenhafte Schaf – oder schafhafte Ziege? – wandte sich interessiert uns zu.

„Habt ihr was zu rauchen“, meckerte der Vierbeiner.

Doch schnell drängte sich ein anderes Schaf vor, mähte „so weit kommt’s noch, dass irgendwer unser Gras raucht“. Das Böcklein drehte sich enttäuscht ab.

Wir zogen weiter und fragten die Krähen, ob sie uns bei der Farbensuche helfen wollten.

Und tatsächlich sandten sie alle ihre Späher aus. Nach kurzer Zeit kehrte eine Krähe zurück.

„Schaut, ich habe noch ein paar bunte Blätter gesehen.“ Ein weiterer Späher kam –

„Seht, was für eine gelbgrüne Pracht – Weißwurst-Senf aus einer Spezial-

züchtung, wächst nur zwischen Georgenberg und Achalm.“

„Wahnsinn“, sagte ich und stapfte voll hinein ins gelbgrüne Glück. Da rief

Bine plötzlich: „Schau nur, diese Kombination

aus rot und gelb, wie schön. Und dort, sieh nur ein

Sonnenblumenfeld – mitten im November.“

„Ah ja“, sagte ich. „Sogar mit Klinke.“

„Immer hast du irgendetwas auszusetzen“, sagte Bine ein klein wenig eingeschnappt. Doch dann zeigte sie auf

den ultimativen Farbkick an diesem trüben Nachmittag: Eine verkleidete Krähe, die auf dem Weg zum Fasching war. „Bald ist der 11. 11. – um 11 Uhr 11 geht’s los.“, rief sie.

Was für ein Blödsinn, brummelte ich und schaute stattdessen auf diese tolle Baumrindenstruktur – denn die beweist: Auch ohne viel Farbe kann die Natur wunderschön sein. Da braucht man nicht mal Gras dafür.

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