Lemberger und Kerner auf Kriegspfad

0

Neulich war’s, am letzten Oktobertag, der goldene Herbst lockte nach Neuffen.

Allerdings trafen wir bald auf ein Hindernis, die blaue Mauer versperrte uns den Weg.

Lemberger-Trinker hatten die errichtet, mit der Begründung: „Den Kerner kann’sch doch et saufa.“

Die Müller-Thurgau-Schlürfer wollten mit dem Konflikt nichts zu tun haben, sie riefen: „Nichts wie weg hier.“

Die Damen und Herren vom Hohenneuffen wollten für Ruhe sorgen, sie schickten einen Trupp ins Tal – im Namen der Rose.

Doch die vermeintlichen Ruhestifter hatten irgendwas falsch verstanden: Statt Rosen brachten sie zerfledderte Friedens-Sonnenblumen, die auf beide Seiten ablehend aufgenommen wurden.

In der Zwischenzeit drohte der Streit zwischen den Kernern und Lembergern zu eskalieren.

Zumal die Kerner Burgunder zu  Hilfe gerufen hatten, wenn auch spät.

Die Lemberger hingegen setzten auf psychologische Kriegsführung und holten die berühmt-berüchtigte Ringel-Bine.

Im Schlepptau brachte sie Hermann, den heldenhaften Herbst-Haudegen mit.

„Erst mal die Lage sondieren“, sagte Hermann. „Mir fehlt noch etwas der Durchblick.“

„Okay“, sagte Bine. „Ich würde sagen, wir senden erst mal ganz viel Liebe.“

„Na dann“, sagte Hermann. Während die Burgunder angetan und fasziniert dem Schauspiel folgten, ließen die Kerner sich nicht beeindrucken.

„Dann versuchen wir es mit viel Farbe – Rot steht für die Liebe, das muss die Kerner befrieden“, sagte Bine.

Stattdessen wurden Hermann und Bine mit Trauben beworfen.

„Aufhören“, schrie Held Hermann. „Sonst schick ich unsere Bobbycar-Truppe.“

Höhnisches Gelächter schallte aus den Reihen der Kerner- und Burgunder-Trinker. Und sie sandten eine Kanonade an unglaublichen Farben rüber zu den Lembergern.

Geblendet wandten sich die Mächtigen auf dem Hohenneuffen ab.

Doch Bine konterte mit knalligem lilablasspink.

„Nehmt das“, rief sie siegesgewiss.

Nun versuchten es auch die Lemberger mit bombastischen Farben, sie schickten aggressives Rot ins Rennen.

„Lasst die Blätter nicht hängen“, rief Hermann den erblassenden Lembergern zu.

„Wir haben noch dieses Rot-Gelb, mit ein klein wenig Grün in der Hinterhand.“

„Und wenn die Sonne durch das Blatt blitzt, werden die Kerner so geblendet – die müssen dann aufgeben.“

Doch die Burgunder waren geübt in solcher Kriegsführung, sie legten Brände, um das Licht zu brechen.

Schnell breitete sich der Rauch aus,

selbst unsere Helden Bine und Hermann sanken benommen zu Boden. „Giftgas“, röchelte Bine.

Doch dann griff sie zur Flasche –

„Zaubertrank“, sagte sie. „Hilft auch gegen Giftgas.“ Hermann nahm ebenfalls einen Schluck,

sprang auf und stürmte den Kerner-Burgundern entgegen. „Ich mach euch alle“, rief er.

Zuvor hatte Bine ihm noch die Geheimwaffe mitgegeben: verkapseltes Juckpulver.

Das half. Die Kern-Burgunder wälzten sich am Boden juckten und kratzten sich – da zeigte die Kirchturmuhr gerade mal 14 Uhr 50.

Bine schaute sich erfreut das Ergebnis aus sicherer Entfernung an, zusammen mit

Hermann und den Lembergern feierten sie anschließend eine wilde Fete –

doch schon bald legten sich unsere Helden völlig erschöpft ab. Was dann noch helfen konnte?

„Zwei Heißgetränke bitte“, hauchte Hermann mit allerletzter Anstrengung.

Share.

Comments are closed.