Hilfe kommt huckepack

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„Das hier muss alles in vier Rucksäcke rein“, sagt Dr. Rainer Claußnitzer schmunzelnd. Hilfsmaterialien, Verbandsmaterial, Medikamente, medizinische Zangen, Schüsseln und noch viel mehr. „30 Kilogramm dürfen in einen Rucksack rein“, so der ehemalige Arzt am Reutlinger Kreisklinikum. „Unsere Kleidung muss dann aber auch noch mit rein“, sagt Claudia Stall, die auch dieses Jahr wieder mitgehen wird. Ebenso wie ihr Ehemann Joachim, „er ist Dokumentarfilmer“, so Stall.

Im Vergleich zu ihrer ersten Reise Nepalreise, hat sich in vor allem in der Hauptstadt unglaublich viel verändert. „Damals war Nepal noch Königreich“, betont Anne Claußnitzer. Eine Kletterreise hatte das damals gemacht, 1989, und sind auf unvorstellbare Armut und Hilfsbedürftigkeit getroffen. Begonnen hatten sie mit ihren Hilfsaktionen aber erst so richtig als der Arzt vor fast zwölf Jahren in den Ruhestand gegangen ist. „Wenn man voll berufstätig ist, kann man das nicht machen“, betont er. Doch er hat es geschafft, einige anderen Mediziner in der hiesigen Region zu „infizieren“: „Mittlerweile geben einige Reutlinger Ärzte im Ruhestand in Katmandu Kurse“, freut sich das Ehepaar. „1989 sind wir noch mit dem Fahrrad in der Hauptstadt Nepals herumgefahren – das wäre heute undenkbar“, betont Rainer Claußnitzer. Damals hatte Katmandu 30 000 Einwohner, heute 3 Millionen.

Und der Klimawandel schlägt auch in dem knapp 30 Millionen-Bewohner-Land gnadenlos zu: „Der Monsun wird immer heftiger, wenn wir jetzt in die Region zwischen Solokhumbu und Makalu gehen, sind wir gespannt, wie weit wir mit den Jeeps kommen.“ Erdrutsche seien ja normal, aber bei dem letzten Monsun – bei dem auch zahlreiche Menschen den Tod fanden – seien wohl auch viele Brücken weggerissen worden. Auf ihrer Route sei an Straßen im hiesigen Sinn nicht zu denken, „das sind mehr Schlaglöcher als ebene Flächen“, sagt Anne Claußnitzer. Und die letzte Strecke werden sie wohl wieder zu Fuß gehen müssen, steil bergauf. „Das wird eine Tour mit vielen Fragezeichen“, sagt ihr Ehemann. Zumal die Corona-Situation dort nicht eindeutig klar sei. „Aber seit beim letzten Monsun gab es sehr viele Tote auch durch Hunger.“

Wie die Menschen dort überhaupt an medizinische Versorgung kommen? Meist zu Fuß, selten mit dem Motorrad, Frauen mit Risikoschwangerschaften manches Mal auf Tragen. Und das bis zu 200 Kilometer rauf und runter. Kostenlos sei die medizinische Behandlung in Katmandu dann auch nicht. Aber es gebe fast in jedem noch so kleinen Dorf eine Grundschule, „es besteht Schulpflicht bis zur vierten Klasse, danach müssen die Eltern bezahlen“. Und viele der Kinder sind lang unterwegs, „1000 Höhenmeter rauf sind keine Seltenheit – und danach natürlich wieder runter“, betont die Krankenschwester Claudia Stall. Die Corona-Situation vor Ort wird spannend sein, „es heißt, dass in den Schulen die Infizierungsrate bei 50 Prozent liegt“, betont der Arzt. Tests wird das deutsch-nepalesische Hilfsteam in die Dörfer mitnehmen ebenso wie Impfmittel.

„Möglich ist das alles aber nur, weil wir vor Ort absolut zuverlässige Menschen haben“, betont das Reutlinger Ehepaar. Das sei allein schon für die Transparenz der Hilfe notwendig, „damit wir wissen, wo die Spenden bleiben“, so Anne Claußitzer. Fixpunkt der Hilfe vor Ort ist die 29jährige Bramika, eine gelernte Hebamme, die mittlerweile einige Hilfstouren allein durchführt. Neben der medizinischen Betreuung gehören auch immer wieder Kurse und Schulungen der Menschen in medizinischer Erstversorgung in den Dörfern dazu. „Die Menschen dort sind uns ans Herz gewachsen“, sagt Anne Claußnitzer.

Besuchen werden sie aber auch das Yak & Yeti Hotel, in einem ehemaligen Königspalast. „Wir treffen dort wieder auf die ehemalige Reutlingerin Monika Scheiblauer, sie ist dort Generalmanagerin“, berichtet Anne Claußnitzer. „Sie wurde erneut zur Top-Managerin in Asien gewählt und möchte gerne, dass wir ihr ein paar schwäbische Spezialitäten mitbringen“, schmunzelt Rainer Claußnitzer.

 

INFO:

Unterstützung für den Verein „Nepali Rotznäschen“

„Nepali Rotznäschen“ unterstützt vor allem Kinder in Nepal. Patenschaften können momentan keine neuen geschlossen werden, „das würde die Helfenden vor Ort überfordern“, betont Rainer Claußnitzer. Aber Spenden seien hochwillkommen – und dringend vonnöten, auf das Konto mit der IBAN: DE53 6406 1854 0064 4430 27 bei der VR Bank Tübingen.

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