Commissaire Dupin und der verschwundene Taucher

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Wisst Ihr noch, direkt vor unserer Nase hier am Strand von Trévignon sind doch zwei Taucher ins Meer gegangen – und nur einer kehrte zurück. Was war mit dem anderen passiert? War er tatsächlich mit einer Harpune ermordet worden, wie ich vor kurzem geträumt hatte, tanzte aber trotzdem noch in einer bretonischen Volkstanzgruppe mit? Vor wenigen Tagen sind wir die paar Kilometer nach Concarneau gefahren, um mithilfe von Commissaire Georges Dupin das Rätsel des verschwundenen Tauchers zu lösen.

Zunächst steckten wir dort mal im Stau, hatten dabei aber ausgiebig Zeit, um die unglaublichen Schornsteine auf den Häusern zu begutachten. Als wir uns zu einem Polizeiauto vorgearbeitet hatten, fragten wir die Beamten nach Commissaire Dupin. „Dupin“, fragten die. Ja, natürlich würden die ihn kennen. Sie schickten uns zu einer Kirche in Concarneau, dort würde er täglich an der Morgenmesse teilnehmen, versicherten sie uns. Als wir durch die große Kirchentür eintraten, schauten uns diese Frauen ziemlich entgeistert an.

Schnell machten wir uns wieder vom Acker, beziehungsweise verschwanden so schnell wir konnten aus der Kirche. Vor dem Gebäude waren Arbeiter dabei, den Untergrund zu untersuchen. Die müssen sich doch mit der Unterwelt in der Bretagne auskennen, dachten wir.

Auf Nachfrage, sagten sie: „Oui, certainement, Monsieur Dupin est dans L’Amiral, comme toujours.“ Also doch in seinem Lieblingsrestaurant gegenüber der Ville Close. Hätten wir uns auch gleich denken können.

Wir gingen zum L’Amiral und trafen tatsächlich dort auf den eigenwilligen Georges. „Ich muss gleich weitermachen“, sagte er zu uns. Die Filmaufnahmen für die nächste Folge werde gerade gedreht, betonte Dupin und zeigte auf die Wagen in der Nähe.

„Ich habe also nicht viel Zeit, aber worum geht’s denn“, fragte der Commissaire. Wir berichteten von dem verschwundenen Taucher und den Sorgen, die wir uns seit unserer Entdeckung gemacht haben. „Wir wissen, dass es einen regen Drogenhandel vor der bretonischen Küste gibt“, sagte Dupin. „Vielleicht hängt das Verschwinden des Tauchers damit zusammen – ich werde mal nachhaken“, versprach der unglaublich toll aussehende Kommissar, wie meine Frau mir gegenüber immer wieder betonte. Dupin gab uns noch einen Tipp: Wir sollten uns mal in der Taverne der Korrigans umhören. Die könnten vielleicht was wissen.

Wir taten wie geheißen, gingen nur ein paar hundert Meter weiter und stießen in der Kneipe auf seltsame Gestalten. Die wirkten, als wären sie aus bösen bretonischen Sagen entsprungen. Tatsächlich waren sie nicht besonders freundlich.

Dennoch gaben sie uns einen bedeutsamen Hinweis: In der Ville Close gebe es einige Nixen, die sich mit dem nassen Element auskennen. Dieser Aussage ließen sie gehässig-brüllendes Gelächter folgen. Wir schauten irritiert, wollten aber lieber nicht weiter nachfragen – zu bedrohlich schauten uns die Gestalten an. Rückwärts verließen wir die Taverne und machten uns auf in die Ville Close.

Innerhalb der Mauern war quasi die Hölle los.

Wir stießen auf unglaubliche Namen, die alle irgendwie aus der Unterwelt zu stammen schienen.

Regelrecht unheimlich wurde uns zumute, zumal wir auch noch einen seltsamen Handel bemerkten.

Kostenlos Kleiderbügel zu vergeben? In einer Touristenhochburg? Da musste doch was Kriminelles dahinterstecken, dachten wir gerade, als wir auf die erwähnten Nixen stießen.

Wir gingen in den Laden und fragten nach. „Können Sie uns sagen, was es mit dem verschwundenen Taucher vor Trévignon zu tun hat“, fragten wir. Die Besitzerin schaute uns zweifelnd an. „Woher wissen Sie davon“, fragte sie. Wir erzählten der Frau das Gleiche wie Dupin, von dem verschwundenen Taucher und unseren Sorgen. Nun, sagte die Nixen-Verkäuferin. Der Taucher sei ihr Mann – und Privatdetektiv. Er sei einer wirklich heißen Sache auf der Spur gewesen. Diese Woche endlich habe er einen entscheidenden Hinweis erhalten. Am hellichten Tage sollten Drogen im Wert von mehreren Millionen Euro übergeben werden. Mitten auf dem Meer vor Trévignon.

„Ja, und dann kamen wir ins Spiel“, sagte Dupin, der in dem Moment den Laden betrat. „Ich habe mich erkundigt – unser mobil-maritimes Einsatzteam hat die Übergabe verhindert und alle Beteiligten festgenommen.“ Wir schauten fasziniert. „Ja“, gestand Dupin. „Ich konnte leider nicht dabei sein, weil ich unter chronischer Seekrankheit leide“, so der Commissaire. „Und was ist mit dem Taucher, dem Privatdetektiv passiert“, fragten wir.

„Den haben unsere Männer zur Strafe in dieses Ruderboot gesetzt, weil er sich in Ermittlungen der Polizei eingemischt hat“, sagte Dupin und lachte. „So musste er sich seine Heimfahrt wenigstens körperlich selbst erarbeiten“, grinste Dupin. „Aber meine Drehpause ist gleich rum, ich muss zurück.“ Worum es im neuen Fall geht, riefen wir ihm noch hinterher. Um viel Alkohol, in einer winzigen Hütte, sagte Dupin mysteriös. Als wir auf dem Rückweg an dem Drehort vorbeikamen, wurde uns alles klar.

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