Noch vier Tage

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Noch vier Tage, bis wir in den Urlaub fahren. Vier lange Tage. Sage und schreibe annähernd zwei Jahre haben wir drauf gewartet. Ich bin schon ganz aufgeregt. Endlich Urlaub. Endlich wieder Bretagne. In einem winzigen Häuschen, direkt am Meer. Und mit dem steten Blick auf den großen Teich.

Morgens, mittags, nachts. Immer das Meer vor uns. Hoffentlich mit Meeresrauschen. Wahnsinn. Bine hat das vergangene Jahr fast täglich im weltweiten Netz auf eine Webcam am Strand von Trévignon geschaut. Das sah fast immer gleich aus. Also das Meer. Bewegt hat es sich eigentlich nie. Immer topfeben. Dabei ist das doch der Atlantik. Mensch. Atlantik, den wohl jeder (oder zumindest jeder Deutsche) mit meterhohen Wellen, Wahnsinns-Brandung und heftig auf den Strand klatschenden Wassermassen verbindet. Stattdessen auf der Webcam: nichts. Keinerlei Bewegung. Das Meer flacher, platter, ereignisloser als der Bodensee. Ist das nicht seltsam? Ob das mit dem Golfstrom zu tun hat, der ja langsam seine Tätigkeit aufgibt, wie meine Frau sagt?

Naja, denke ich. Der Golf ist ja auch nicht mehr das neueste Modell. Quasi so ein Auslaufmodell, gell? Also zumindest der Benziner. Und der Golfstrom, der müsste dann doch eigentlich – also Golf und Strom – der wäre dann doch eigentlich voll im Trend. Oder? Elektroantrieb und so. Was sagsch, Bine? Der Golfstrom hat nichts mit dem VW Golf zu tun? Echt nicht? Jetzet han i denkt. Wenn er doch so heißt, der Golf-strom. Was? Klimawandel? Ach so. Ja, der ist ja jetzt für alles zuständig. Dann auch für den Golfstrom. Ja, klar. Meereserwärmung. Hajowah. Hmm. Aber das Meer ist doch ziemlich weit weg von, äh, sagen wir mal, von der Eifel. Von Ahrweiler und so. Und trotzdem gab’s da so eine Riesenkatastrophe. Ganz ohne Meer. Und ohne Erwärmung – denn: Des kannsch mir net verzähle, dass die vergangene Monat, also, dass des en Sommer hätt‘ sei solla. Also ein Sommer hätte gewesen sein sollen. Das waren fünf Monate April. Und dann kommt im September wahrscheinlich gleich der Winter. Und wir fahren jetzt in den Urlaub. Ohje. Und dann au no en d‘ Bretagne. Z’Trévignon fahren wir, wie der Schwabe sagt. Mein ehemaliger Chef hat amol zu mir g’sagt: Er sei in Chicago gwä. Z’Chicago häb er sich en Anzug kauft. Jetzet saget des amol. Z’Chicago. Also ohne, dass ihr d‘ Leit vor euch danach abwischa müssed. Unglaublich oder? Wo simmer gwä? Z’Chicago. Und thematisch? Wo waret m’r do?

Beim Wahlkampf? Nicht? Da kann man eigentlich auch nichts verpassen, obwohl jetzt am Wochenende war doch das erste Triell. Triell, was für eine bombige Wortkreation. Soll wohl an Trio und Emanuelle erinnern, oder was? Naja, typisch RTL halt. Und hinterher hieß es: Wenn zwei sich streiten, dann freut sich der Scholz. Unglaublich oder? Diese Esprit-Schlaftablette. Und sein Kollege Laschet, die alles ignorierende Frohnatur – obwohl, bei dem von Natur zu reden, verbietet sich eigentlich von selbst. Und dann hauen die beiden Männer immer auf die Frau, also die Frau Bärbock drauf und sagen „Verbotspartei, Verbotspartei, hädädä-hädädä.“ Wie im Kindergarten. Was anderes fällt denen nicht ein. Insgesamt also, dieser Wahlkampf? Äh … ja. Anderes Thema. Andreas Sch … Nein, ein schönes Thema, bitte.

Bretagne. Da müssen aber auch ganz viele Kriminelle leben, wenn man dem Kommissar Düpeng glaubt, der da immer seine Kriminalfälle löst. Die Handlung ist ja fast immer stinkelangweilig in diesen Krimis. Aber die Landschaft. Oh. Und die Ortsbeschreibungen (ooooh) und das Essen – herrlich. Magnifique. Wie die Bretonnen sagen. Oder très scholli? Egal. Meine Frau schmilzt ja schon immer dahin, wenn sie den Düpeng, also den Schauspieler, nur sieht. „So an scheener Mo“, sagt sie. Man beachte dabei den Nasallaut  von Mo. Nicht Ma, auch nicht Mo mit gespitztem Mund, sondern Mo. Also aus der Kehle heraus. fast so wie das die Schafe machen. Moooo. Also die Nasale so wie in Frankreich. Und somit genau so wie bei den Bretonnen. Bei denen ist „le mot“ aber was anderes. Also nicht nur ein anderer Nasallaut, sondern das Grundsätzlichste überhaupt, nämlich: Das Wort. Ja, im Anfang war das Wort, heißt es doch schon in der Bibel – ganz vorne. Auf Schwäbisch müsste das ja dann heißen: Em Ofang war d’r Mo. Klar. Erst der Mann, dann die Rippe und dann die Eva. Ganz anders auf Französisch: Au commencement était le verbe, heißt es da. Also gar nicht der Mann und auch nicht das Wort, sondern das Verb. Seltsam oder? Das Tun-Wort. Das hat man im Deutschen wohl schon immer falsch verstanden. Aussitzen statt Tun, heißt es zumindest in der Politik ja viel zu oft. Obwohl. Die Nazis …

Die Bretagne. Wie sehr wir uns auf sie freuen. Nur die Fahrt dorthin ist halt schon wirklich sehr arg lang. Fast 1200 Kilometer. Vor zwei Jahren sind wir in einem Rutsch durchgefahren. Besonders auf der Rückfahrt war das … Wahnsinn. Vor allem um Paris herum. Lauter Verrückte. Lauter Franzosen. Was wollten die alle da auf den Autobahnen? Nur Stau. Unglaublich. Und dann rast da so ein Dröhn-Dödel auf zwei zusammenführenden Autobahnen von ganz rechts fünf Spuren nach ganz links. Mitten im Stau. Mit Sonnenbrille. Bestimmt ein Zuhälter. Ohne Rücksicht. Alle anderen, uns inklusive, mussten eine Vollbremsung hinlegen. So ein A… anderes Thema.

Was, jetzt reicht’s für heute? Ich hab doch noch gar nichts zu Afgha… Brauch ich auch nicht? Trauriges Thema? Wohl wahr. Also Schluss für heute. Morgen ist ja auch noch ein Tag. Morgen: Tag 3 vor der Abfahrt. Wahnsinn. I bee scho ganz zappelig. Bretonnen, wir kommen. Wahnsinn !!!

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