„Wir müssen ungeduldiger werden“

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Bundes- und Landtagsabgeordnete Beate Müller-Gemmeke und Cindy Holmberg trafen auf einer Anhöhe bei Böhringen Edeltraud Bauer, die eine Wiese für ein Windrad zur Verfügung stellen will

Edeltraud Bauer aus Böhringen würde gerne eine Wiese auf einer Anhöhe in der Nähe des Römersteiner Teilorts zur Verfügung stellen, damit dort ein Windrad aufgestellt werden könnte. „Wir können die Erde nicht retten, wenn alle nur an sich selbst denken“, betonte die engagierte Kämpferin für eine bessere Welt. „Ich habe gestern erst einen Aufkleber hier an dem Kreuz befestigt, der auf den Klimastreik am 24. September vor dem Böhringer Rathaus hinweist – und jetzt ist der Bepper schon wieder weg“, sagte Bauer am gestrigen Sonntag, als sie sich mit Römersteins Bürgermeister Matthias Winter sowie den Grünen-Land- und Bundestagsabgeordneten Cindy Holmberg und Beate Müller-Gemmeke auf der Anhöhe bei Böhringen getroffen hat. Die beiden Politikerinnen sind momentan auf ihrer jährlichen Alb-Tour unterwegs.

Ganz so einfach sei das aber nicht, mit dem Wunsch ein Windrad aufzustellen, schränkte Winter ein. Vor fünf Jahren habe der Römersteiner Gemeinderat beschlossen, dass die Gemeinde Donnstetten am geeignetsten für die Aufstellung von Windrädern wäre und die Bemühungen sich dort konzentrieren sollten. Das sahen aber an die 200 Bürgerinnen und Bürger aus Donnstetten (und darüber hinaus) gar nicht gern, laut Winter formierte sich in der Teilgemeinde „massiver Widerstand“. Seitdem ruhte jegliches Verfahren. Die Situation habe sich nun allerdings geändert, nachdem die neue grün-schwarze Landesregierung in ihren Koalitionsvereinbarungen den Ausbau der Windkraft deutlich konsequenter verfolgen wolle, wie der Bürgermeister erläuterte. Einige Investoren hätten in Römerstein schon angefragt, ob Flächen zu haben seien.

„Wir wollen als Gemeinde alles so transparent wie möglich machen“, betonte Winter. „Natürlich wollen wir in der Energiewende was tun.“ Edeltraud Bauer entgegnete: „Aber wo anfangen?“ Sie selbst würde ja ihr Grundstück zur Verfügung stellen. Allerdings würden die Abläufe viel zu lange währen – was auch Cindy Holmberg bestätigte. „Durchschnittlich braucht es acht Jahre von der Beantragung bis zur Umsetzung.“ Das müsse deutlich schneller gehen, „es kann doch nicht ewig diskutiert werden, irgendwann müssen auch die Grünen mal entscheiden“, forderte der Nebenerwerbslandwirt Wilfried Holder, der am Tag zuvor von dem Treffen mit Müller-Gemmeke in der Zeitung erfahren hatte. „Außerdem wird die Zustimmung auf der Alb zu Windrädern nie vorhanden sein, wenn die Leute nicht beteiligt werden“, so Holder. Die Grünen-Bundestagsabgeordnete stimmte ebenso zu wie Matthias Winter: Es gebe ja entsprechende Beteiligungsmodelle, waren sich beide einig.

„Wir werden das Thema wieder kriegen, auch hier in Römerstein“, betonte der Schultes. „Die Windkraft-Projektierer schießen wie Pilze aus dem Boden.“ Dann gelte es aber auch, nicht mehr so zögerlich wie bisher an das Thema heranzugehen, forderte Müller-Gemmeke. „Wir müssen Dynamik in den Ausbau der erneuerbaren Energien bringen und überall die Bremsen lösen.“ Holder betonte noch einmal: „Wenn nur Andere das Geld verdienen und die Bürger im Windschatten der Räder sitzen, wird es nie eine Akzeptanz geben.“ Eine Bürgerin sagte: „Es fehlt einfach an Informationen, bis jetzt funktioniert das doch nur so, dass diejenigen, die lauter schreien, gehört werden.“

„Wäre es denn so entsetzlich, wenn da am Horizont ein Windrad stehen würde“, fragte Edeltraud Bauer. Interessant fand sie die Idee, sich mit der Energiegenossenschaft Römerstein in Verbindung zu setzen – die engagiere sich doch schon sehr erfolgreich in der Gemeinde. „Da gab es anfangs doch auch Widerstände – und dann haben die Leute gesehen, dass es funktioniert“, so Bauer. „Die Genossenschaft will sich beim Thema Photovoltaik und Solar ebenfalls einbringen“, sagte Winter. Und bei der Windkraft, fragte Beate Müller-Gemmeke. „Wenn die Idee als gut befunden wird, entzieht sich die Genossenschaft nicht“, so Matthias Winter. Und vielleicht seien doch die Überschwemmungen in Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und Bayern nun so was wie eine Initialzündung, mutmaßte der Bürgermeister. „Wir müssen ungeduldiger werden, es ist schließlich nicht mehr halb 12, sondern mindestens 3 nach 12.“

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