„Refugees are welcome here“

0

Fast 250 Menschen aus 16 unterschiedlichen Gruppierungen zogen am Sonntag, 20. Juni, durch die Reutlinger Innenstadt, um für Menschenrechte zu demonstrieren

„Es ist ein Luxus, hier demonstrieren zu können, in vielen anderen Ländern der Erde ist das nicht möglich“, betonte die Südsudanerin Hala Elalamin vom EPIZ am vergangenen Sonntag vor der Reutlinger Stadthalle. Zuvor war ein Demonstrationszug mit fast 250 Teilnehmerinnen und Teilnehmern vom Reutlinger Hauptbahnhof über die Karlstraße und den ehemaligen ZOB zur Stadthalle gezogen. „Hoch die internationale Solidarität“, hatten die Demonstrierenden immer wieder skandiert und sich damit eindeutig für unteilbare Menschenrechte eingesetzt.

„Say it loud, say it clear, refugees are welcome here“, riefen sie weiterhin und forderten die deutsche Politik dazu auf, weitere Geflüchtete willkommen zu heißen und sie aufzunehmen. An der Stadthalle wie auch auf dem Marktplatz gab es eine ganze Menge Redebeiträge, von denen leider einiges nicht zu verstehen war – die Mikrofonanlage war ausgefallen. Gerd Krauß etwa vom AK Flüchtlinge hob hervor: „Der UNHCR hat bekanntgegeben, dass Deutschland 2020 etwa 83 000 Geflüchtete aufgenommen hat, das sind gerade mal ein Mensch pro 1000 Einwohner.“ Dabei hätten sich 252 Städte zu Sicheren Häfen und dazu bereit erklärt, weitere Flüchtlinge aufzunehmen.

Zum bundesweiten Aktionstag gegen Menschenrechtsverletzungen hatten in Reutlingen insgesamt 16 Gruppierungen wie die Seebrücke, das EPIZ, die 3 Musketiere oder auch attac und viele weitere mehr zu diesem Protestmarsch aufgerufen, um vor allem für eines zu plädieren: „Menschenrechte müssen für alle gelten“, betonte etwa Stephan Sigloch als Pfarrer der Reutlinger Kreuzkirche. In Europa werde gerade die Zivilisation und die Kultur aufgegeben, „befinden wir uns wieder auf dem Weg zur Barbarei“, fragte Sigloch. „Oder haben wir ihn je verlassen?“

Franziska Rinn von fridays for future betonte: „Wir feiern jedes Jahr den Mauerfall, errichten aber gleichzeitig eine Mauer um Europa herum.“ Marcel Meier von der Reutlinger Seebrücke, der laut eigenem Bekunden einige Monate „im globalen Süden“ verbracht hatte, betonte: „Wir sind überzeugt, dass alle Menschen gleich viel wert sind – und kein Mensch verlässt seine Heimat freiwillig.“ Ricarda Schneider von fridays for future rief den Demonstrierenden zu: „Es ist an der Zeit, hinzusehen.“ Was Geflüchtete und der Klimawandel miteinander zu tun hätten? „Globale Verteilungskonflikte werden durch den Klimawandel verstärkt.“ Schon jetzt sind mehr als 80 Millionen Menschen weltweit auf der Flucht, laut Greenpeace „werden es bald 200 Millionen sein, die allein aufgrund des Klimawandels ihre Heimat verlassen müssen“, zitierte Schneider. „Und an den europäischen Grenzen herrschen jetzt schon menschenunwürdige Zustände.“

Felix Gomez, der als Geflüchteter aus Gambia nach Reutlingen kam, hob hervor: „Jeder Mensch sollte das Recht haben, sich frei zu bewegen.“ Pfarrer Sigloch beendete die Demonstration für Menschenrechte am vergangenen Sonntag mit einer eindeutigen Aussage: „Wir von der Kreuzkirchengemeinde unterstützen die Initiative des Asylpfarramts und der Arbeitskreise Asyl mit ihrer Forderung nach der gleichen Anwendung der Menschenrechte – für alle Menschen.“

Share.

Comments are closed.