Neulich, einen Tag nach meiner Impfung habe ich einen Freund nach Wolpertshausen begleitet. Er hatte dort einen Impf-Termin. Unterwegs trafen wir auf Waldenburg. Ein Ort auf einem Bergrücken. Der „Balkon Hohenlohes“. Bei uns war das Wetter leider nicht ganz so toll wie auf der Homepage von Waldenburg. Aber durch die mittelalterlichen Gebäude fühlten wir uns um 500 Jahre zurückversetzt. In eine Zeit, in der Engel den Frauen noch ihren Platz aufzeigten. Im Jahr 1521 trafen wir auf schmale Gänge und Tore und auf unglaubliche Farben. Ich war ein mittelalterlicher Maler und lernte Mark Us, den Burgwart kennen. „Pass uff, du Pinsel“, sagte er zu mir. „Wehe, du verhunzt die Farben an den Blumen, dann kommsch in de‘ dicke Turm – und zwar lebenslang.“ Mir wurde ganz anders, ich konzentrierte mich noch mehr auf die Details der Blumen, gab noch ein bisschen mehr Farbe hinzu, achtete akribisch auf jede kleinste Finesse, als plötzlich alles vor meinen Augen verschwamm. Ich träumte mich hinweg in eine Zeit, in der Frieden herrschte. Ruhe. Wo ich keine Blumen bemalen musste. Als ich meine große Liebe getroffen hatte, ich mit ihr ins Blumenbett ging und alles gut war. Doch dann landete ich im Jahr 2021: Ja, dachte ich. Ich bämpfe auch für die Einhaltung des Grundgesetzes. Tag und Nacht. Und ich brauche keine von der Stadt gekreierte Null-Bock-Bank. Nichts wie weg, dachte ich. Zurück ins Mittelalter. Blumen anmalen und Blüten. Ach wär‘ das schön. Oder habe ich das alles nur geträumt, während ich beim Warten auf meinen Impf-Freund eingeschlafen war? Oder waren das Impf-Nachwirkungen bei mir? Ich weiß es nicht. Im mittelalterlichen Waldenburg 0 By Norbert Leister on 16. Mai 2021 Bildergeschichten Share. Twitter Facebook Pinterest LinkedIn Tumblr Email