Wer sehnt sich nicht nach Liebe sehr? Seht, meine fährt hier vor mir her. Doch wohin will die süße Maus – vielleicht in dieses Möbelhaus? „Das hat doch zu“, ruf ich hinaus. Und sie zeigt mir die Autostaus. Und dazu ‘ne Fabrikruine, da fährt sie durch, die flotte Bine. Gar seltsam ist’s, wo geht’s nun hin? Sie sagt: „Hier liegt mein Vater drin. Sein früher Tod … nicht zu vermeiden …“ Und ich soll dir die Haare schneiden? Ganz schnell verscheucht sie den Gedanken, „zeig du dem Bodendecker Schranken“. „Dass Kehrwoch‘ auch an Gräbern gilt, das war mir neu, bin jetzt im Bild.“ Ich deute dann auf diesen Engel, es scheint als kaut er auf ‘nem Stengel. Er liest uns vor über ‘nen Helden, der kniet und scheint zu Wort sich melden. Mit Goethe sagt er: „Stirb und werde“ – ich will noch nicht, starr‘ auf die Erde. „Meint dieser Engel wirklich mich?“ So denke ich, spür einen Stich. Und trotzdem heg‘ ich Zweifel dran – doch dann sprach er die Liebe an: „Die Liebe ist das einz’ge Ziel, drum lieben auch die Menschen viel.“ Gerührt nimmt Bine nun ihr Rad. Ich folge brav, der Weg führt grad zu meinem Arbeitgeber hin, doch Arbeit steht mir nicht im Sinn. Da gibt es so ein Eiscafé – Sabine schmilzt dahin wie Schnee. Ein selig‘ Lächeln stellt sich ein, wie schön kann doch das Geben sein. Gemeinsam so ein Eis genießen, da kann die Liebe riesig sprießen. Ganz einig sind wir uns dabei, doch zweisam ist auch schnell vorbei – als sie am Berg tritt die Pedale, da flieg ich fast aus meiner Schale, ich keuche mühsam hinterher, mein Blick wird wirr … ich kann nicht mehr. Ich kipp vom Rad und denk an Goethe, spiel ich nun auf 'ner Wolke Flöte? Komm ich zurück als Tulpe gar? Was für ein Schluss, wie sonderbar.. Stirb und werde – eine Ode an die Liebe 0 By Norbert Leister on 29. März 2021 Bildergeschichten Share. Twitter Facebook Pinterest LinkedIn Tumblr Email