7 Endlich Bretagne – Unendliche Mäusegeschichte

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Ja, jetzt geht sie also immer noch weiter, die unendliche Geschichte mit den Mäusen in unserer Ferienwohnung hier in der Bretagne. Wir haben eine Mail an Isabelle, die Wohnungsbesitzerin geschrieben (natürlich ließen wir die Zeilen von DeepL übersetzen): Ich hatte beschrieben, dass wir die Wohnung, die Landschaft, das Wetter, alles sehr  schätzen, aber dass wir auch Mitbewohner haben. Unsere bisherigen Bemühungen seien fehlgeschlagen, bis auf eine erlegte Maus. Das tolle Schweizer Fallenmodell ist hingegen der absolute Griff ins Klo (dazu komme ich später noch mal) – die Mäuse schnappen sich das draufgelegte Leckerli und verschwinden, ohne den Mechanismus ausgelöst zu haben. Wir haben in der Mail zudem erwähnt, dass wir für das Waschbecken oben im Bad einen Pömpel, einen Stopfen, also so eine Gummi-Saugglocke gekauft haben.

Weil ja das Wasser aus dem Becken nicht mehr ablief. Das haben wir gestern erledigt, das Rohr war schnell wieder frei – nach dem dritten Besuch eines Baumarkts in diesem Urlaub. Was wir hier nicht alles lernen: Notgedrungen mussten wir nachschauen, was Maus (souris) heißt, Mausefalle (piège à souris), nun auch Pömpel (ventouse). Reisen bildet also enorm. Allerdings stand ja nach dem Erlebnis mit dem Waschbecken das nächste gleich vor der Tür, beziehungsweise in den Rohren: Als Bine gestern noch die Waschmaschine gestartet hatte, stieg beim Abpumpen der Wasserspiegel in der Kloschüssel bedrohlich an. Glücklicherweise nicht so weit, dass wir dort eine Überschwemmung erlebten. Aber beim nächsten Klogang merkten wir, dass das Wasser nun auch dort nicht mehr ablief. So langsam reicht’s, dachte ich heute Morgen, als ich probierte, das Wasser aus der Schüssel mit dem Pömpel zu entfernen. Es gelang nicht übermäßig gut. Was für ein Glück, dass es in der Wohnung unten eine weitere Toilette gibt.

Eines ist nun aber auf jeden Fall klar: Nachdem Bine vorhin auf dem Kühlschrank – a u f  dem  Kühlschrank – bei hellem Tageslicht eine Maus sah, ist die Mär von der Nachtaktivität der netten Tierchen passé. Als wir die Maus dann suchten, war sie aber – wie von Zauberhand – erneut verschwunden. Die einzige Möglichkeit bestand für den Vierbeiner darin, sich in den Lüftungsschlitzen des Kühlschranks zu verflüchtigen. Nun stellte Bine erneut eine Schweizer-Mausefalle auf den Kühlschrank, mit Schokolade drauf. Ganz kurze Zeit später war die Schokolade dort oben wie auch unter der Spüle aus beiden Fallen verschwunden. So langsam kriegen wir Wut-Phantasien: Gerade stellte ich mir vor – nachdem Isabelle auf unsere Email geantwortet hatte, wir sollen uns irgendein Gift gegen die Mäuse besorgen, sie werde das dann bezahlen – wir kaufen uns jetzt eine Pistole. Und knallen die Mäuse ab. Ballern hier wild in der Wohnung herum, freuen uns über jedes einzelne Loch in den Wänden und Schränken. Wohl wissend, dass wir die Mäuse sowieso nicht treffen würden.

Sollen wir nun tatsächlich Gift kaufen? Zum vierten Mal in einen Baumarkt (noch so ein neues Wort: Bricomarché) fahren? Was heißt überhaupt Mausegift? Gibt’s im Wörterbuch nicht. Stattdessen Rauschgift – drogue. Rattengift heißt mort-aux-rats, Gift poison, also nicht poisson wie die Fische. Ach, wie können wir hier unseren geistigen Horizont doch enorm erweitern. Mit Wörtern, die wir in Zukunft ziemlich sicher nie mehr brauchen werden. Doch, wer weiß. Soeben habe ich im Schrank unter dem Spülbecken nachgesehen, natürlich war der Köder aus der Superduper-Schweizer-Falle erneut verschwunden. Ich hatte vorher die Zeitung darunter rascheln hören, habe mich an den Schrank angeschlichen – natürlich war nichts mehr von der Maus zu sehen. Wer hätte das vor unserem Urlaub gedacht, dass wir hier mit solchen Themen zu kämpfen haben. Was sollte ich nur schreiben, wenn wir nicht so intelligente Mitbewohner hätten? Immer nur aufs Meer rausschauen, wäre doch stinkelangweilig, sagt Bine soeben. Wie recht sie doch mal wieder hat. Allerdings hoffe ich nun, dass ich in der nächsten Nacht nicht von Alpträumen geplagt werde, in denen mich Mäusehorden überfallen, die Rache nehmen wollen für all ihre Verwandten, die ich zuvor mit der Pistole brutal und rücksichtslos ermordet hatte.

So. Jetzt ist schon wieder Abend. Und die Story mit den Mäusen ging sogleich weiter: Wir waren im Point vert bei Plomodiern, wie Isabelle LeLeon uns empfohlen hatte. Da besorgten wir unter der sehr freundlichen Mithilfe eines Verkäufers – der uns zum ersten Mal für uns verständlich, langsam und aufmerksam erläuterte, was wir kaufen sollten – ein Mausegift. Zuvor hatten wir in der Wohnung noch den Müll entsorgt und beschlossen, künftig keine Mäuse-Lockstoffe mehr in den Müll zu tun. Nach unserer Rückkehr legten wir die Giftköder aus, kurz darauf trommelte es in dem Schrank unter der Spüle. Wir dachten: Die machen aber einen Lärm beim Öffnen des Giftpäckchens – später schaute Bine in den Schrank und erkannten ein Mäuschen in dem Mülleimer.

Winzig klein und süß und verloren in dem rutschigen Ding. Immer wieder hatte es versucht, aus dem Eimer zu springen, trotz gewaltiger Sprungkraft schaffte sie es aber nicht. Kurz darauf haben wir den Eimer hinausgetragen und die Maus in die Freiheit entlassen. Ob sie von dem Gift schon genascht hatte, entzieht sich unserer Kenntnis. Aber immerhin: eine Maus weniger. Mindestens eine weitere ist aber noch bei uns. Während nämlich die eine Springübungen im Mülleimer veranstaltete, hatte sich eine andere aus dem Schrank gewagt und verschwand dann unter der Spülmaschine. Auch bei der wissen wir nicht, ob sie von dem Köder genascht hatte. Das Warten geht also weiter. Das Abenteuer ebenso.

Nun einen Kurzbericht an unsere Vermieterin:

Liebe Isabelle,

wir haben das Gift beim Point vert bei Plomodiern besorgt und n der Wohnung ausgelegt. In der Zwischenzeit hatte sich eine Maus in unseren Mülleimer unter dem Spülbecken verirrt und kam nicht mehr heraus – weil wir den Müll entsorgt hatten und beschlossen, den Mäusen keine Anreize mehr zu bieten. Die Maus in dem Eimer haben wir dann in die Freiheit entlassen. Außerhalb des Hauses, in sicherer Entfernung. Wir sind gespannt, wie das Abenteuer „Mäusejagd“ hier weitergeht.

Ansonsten wünschen wir gute Besserung für Ihre Bandscheiben.

Freundliche Grüße

Sabine und Norbert Leister

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