5 Endlich Bretagne 2019 – Concarneau

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Mal wieder: Was für ein unglaublicher Sonnenuntergang. Und das hier direkt vor unserer Terrassentür mit Blick auf das Meer. Hammer. Oder: C’est le marteau, wie wir spaßeshalber hier immer wieder anführen. Und was für ein schöner Tag. Wir sind, beziehungsweise Bine ist, nach Concarneau gefahren (mit mir auf dem Beifahrersitz). Anfangs wollte ich gar nicht so richtig raus aus der Ferienwohnung. Weil es doch eigentlich regnete. Und weil ich eigentlich nichts gegen einen weiteren gemütlichen Tag hier in der Ferienwohnung gehabt hätte. Doch als der Himmel immer mehr aufriss, ergab ich mich – trotz einer einmal mehr blöden Nacht, in der ich lange, lange wach lag. Lange gelesen hatte. Bine schlief tief und fest. Ich lag wach. Naja. Egal.

Wir hatten einen herrlichen Tag in Concarneau. Bei herrlichem Wetter. Nur sehr selten verdeckten Wolken die Sonne, meist schien sie wie bestellt vom Himmel herab und verzuckerte damit noch die Szenerie der „Ville close“, einer Festungsanlage im Hafen der Stadt. Die sei noch niemals von Feinden eingenommen worden, hieß es im Dupin-Bretonen-Krimi. Warum, erschloss sich dann beim Gang über die Festungsmauer: Schießscharten überall, jeweils maximal einen Meter voneinander entfernt. Und nicht nur nach vorne, sondern auch im Boden.  Und die ganze Anlage beeindruckte durch seine vielen alten Häuser, in denen sich heute zahllose Touristen-Läden wiederfinden. Darunter jede Menge Klamotten-Shops, die fast alle mit Ringelpullis und Ringel-T-Shirts lockten. Ich kam mir schon richtig blöd vor mit meinem rotweiß-gestreiften Sweatshirt. Trotzdem kaufte ich mir ein weiteres, allerdings blauweiß geringelt. Aber hier in der Bretagne ziehe ich, glaube ich, künftig was anderes an. Obwohl man uns die Touristen mit Sicherheit auch ohne die vermeintliche Bretonen-Kleidung aus drei Kilometern Entfernung ansieht. Und wenn nicht vom Ansehen, dann vom Anreden.

Gestern sind wir von der Wohnung aus die Felsenküste entlang in Richtung Süden gelaufen. Auch das: herrlich. Tolle Eindrücke, tolle Ausblicke, hohe Felsen, atemberaubend schmale Schluchten. Das Salz in der Suppe machten aber die ganzen kleinen Details aus. Wie etwa orange-braune Flechten auf den Steinen, lila Erika, gelber Ginster, grünes Gestrüpp vor tosendem Meer. Einfach toll. Und dann überholten uns zwei Franzosen, beide mit Wanderrucksack auf dem Rücken. Als wir sie vorbeiließen, sprach der eine von beiden uns an. Wir verstanden kein Wort. Er wiederholte seine Frage – erneut völliges Unverständnis. „You don’t speak French“, sagte er dann und wollte sich schon abwenden. „Not very much“, sagte ich und meinte: „Please, tell it in English.“ Und in sehr gutem Englisch meinte er dann, warum denn das Meer heute so braun und nicht grün oder blau sei. Wir antworteten, dass das wohl an den Algen liege. „Okay“, sagte er. „I will tell everyone that this is the right answer.“ Humorvoll war er auch noch. Bei uns hinterließ die Begegnung zweierlei: Zum einen das blöde Gefühl, trotz eines gar nicht so geringen Französisch-Wortschatzes unfähig zu einer Konversation zu sein. Und auf der anderen Seite: Mit Englisch, mit Händen und Füßen klappt’s dann doch.

In Concarneau heute lauschten wir am Anfang noch kurz einem Straßenmusiker, der sich kurz nach dem Eingangstor in dem Innenhof der Ville close postiert hatte und Luka Bloom interpretierte. Als wir nach der Besichtigung der Anlage, nach Einkaufen und nach zwei Grand Crème (die wahrscheinlich heute nichts anderes als Cappuccino sein werden), sowie Eiskugeln zu 2,50 Euro das Stück, zurück in diesen Eingangshof kamen, spielte dort tatsächlich Micamac. Eine bretonische Band, die sich 1973 gegründet hatte. Und die dort jeden Sommer fast jeden Tag aufspielen. Bine kennt die schon seit vielen Jahren, wenn auch nicht seit 46. „Aber jedes Mal, wenn wir hier waren, haben wir sie gesehen.“ Natürlich sollte ich noch erwähnen, dass Kommissar Dupin, der Romanheld des deutsch-französischen Autors Bannalec vermeintlich in Concarneau wirkt. Wir haben auch einen Blick in das Restaurant L’Amiral (auf dem Foto ganz rechts) geworfen, in dem stets ein Tisch für Dupin freigehalten wird (zumindest in den Romanen) – direkt nebenan war ein Buchladen. Und was gab es dort zu kaufen? Natürlich Bücher. Und zwar vor allem Dupin. Ein großer Ständer voll davon empfing uns kurz nach dem Eingang. Und das sogar mit deutschen Ausgaben. „Ach, guck mal“, sagte ich zu Bine. Eigentlich hätte uns das nicht wundern dürfen – die Bretagne ist ganz offensichtlich bei Deutschen eine enorm beliebte Urlaubsregion. Wir waren ja schließlich auch hier.

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