Am Samstag waren wir mit Freunden spazieren. Bruder Bruno (hier mit Heiligenschein) und seine Frau leiteten uns an einem kalten Wintertag durch die Kilchberger Streuobstwiesen (bei Tübingen). „Seht nur, wie sich die Bäume brüderlich und schwesterlich die Arme reichen“, sagte Bruno. „Genau so sollten wir alle das tun.“ Wenn Corona vorbei ist, schob er schnell nach. Als Vertreter der Kilchberger Kirche und des Streuobstverbrüderungsverbands kennt er sich natürlich aus mit diesen Themen. „Das hier“, erläuterte Bruder Bruno, „ist die Kirche aus dem Nachbarort – die braucht euch nicht weiter zu interessieren.“ „Und das ist die Wurmlinger Kapelle – da pilgern oft ganze Heerscharen hin.“ Die Kilchberger eher nicht. Die haben ja ihre Kirche im Dorf belassen. Doch zurück zu den Streuobstwiesen – Der Nachwuchs traf sich dort zur Beratung, um gemeinsam einer Kilchberger Tradition zu folgen: Wer mag wohl der Schnellste beim Schlittenslalom durch die Obstbaumreihen sein? Bruder Bruno erläuterte uns noch so manche Eigenheit des Tübinger Vororts – und er tat das so eindrücklich und überzeugend, dass wir ihm sogar fast die Geschichte über die Kilchberger Tierwelt abnahmen. Delfine soll es dort geben. Und Papageien. Und Faultiere. Naja, Letzteres glaubten wir ja schon, aber … die Storys über eine spezielle Eisschneckenart, die es nur in Kilchberg geben soll, und dass die Schneeflocken in Kilchberg Tango tanzen, bevor sie sich auf den Bäumen niederlassen, da dachten wir, es wäre vielleicht doch nun an der Zeit, den Heimweg anzutreten. Zunächst kamen wir aber zu einer Zollstation: „Hier müsst ihr Holz hacken und eure Aggressionen abbauen – erst dann dürft ihr wieder in unseren friedlichen Ort rein“, sagte Bruno. Der Verweis, dass wir keinerlei Aggressionen hätten, half nicht. Winzig kleine Holzstückchen mussten wir produzieren und sie sogar noch aushöhlen. Unsere Rettung waren zwei Fahrradboten – sie berichteten vom nahenden Sonnenuntergang hinter den Obstbäumen. Und da hatte auch Bruder Bruno ein Einsehen. „Ich glaube, ihr seid geläutert genug – und ich freue mich auf euren nächsten Besuch.“ Schweißtriefend wussten wir nicht, was wir erwidern sollten und zogen von dannen. Bruder Bruno 0 By Norbert Leister on 17. Januar 2021 Bildergeschichten Share. Twitter Facebook Pinterest LinkedIn Tumblr Email