Tiefgefroren

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Nach dem insgesamt sehr milden und sonnigen November ist es nun seit dem 1. Dezember kühl. Also so um die 0 bis 4 Grad herum. Eigentlich völlig normal für Dezember. Oder fast noch zu warm? Obwohl uns die Temperaturen schon sehr kalt vorkommen. Wenn man, so wie wir am vergangenen Sonntag vier Stunden auf der Schwäbischen Alb von der Salmendinger Kapelle zum Dreifürstenstein wandert, dann war das schon eiskalt. Und das wohl auch vor allem deshalb, weil ein eisiger Ostwind wehte. Ich war so durchgefroren, dass ich meine Hände kaum mehr spürte. Ebenso wenig wie meine Nase und die Ohren. Was für ein unglaubliches Gefühl, was für ein belebendes Kribbeln, wenn im Auto bei voll aufgedrehter Heizung so langsam Leben in alle Körperteile zurückkehrt. Was für eine Wohltat.

Fühlt sich ein Hühnchen so ähnlich, wenn es aus der Gefriertruhe kommt und aufgetaut wird, frage ich mich unvermittelt. Hm. Das Hühnchen würde sich dann wohl eher wundern und sich fragen: „Wo ist denn mein Kopf? Und wo mein Federkleid?“ Jaja, okay. Der Vergleich hinkt wohl etwas. Dann vielleicht Fischstäbchen? Tiefgefroren. Aus dem Eisfach raus. Und dann fragen sich die Bestandteile der Stäbchen: „Warum bin ich hier mit den Resten hunderter anderer Fische so dicht zusammengedrängt in so eine seltsame Panade eingewickelt? Und warum wird es auf einmal so höllisch heiß hier in der Pfanne?“ Also gut. Es stimmt – auch dieser Vergleich hinkt. Aber wieso hinkt ein Vergleich überhaupt? Ist er behindert? Gehbehindert? Oder sagt man das heute gar nicht mehr? Ist der Vergleich also gehgehandicapt? Oder gehbesonders? Oder einfach anders? Egal. Der Vergleich passt also einfach nicht ganz.

Ebenso wenig wie Corona-Leugner in diese Zeit passen. Was machen die eigentlich, wenn sie sich bei einer Querdenker-Demonstration mit dem Virus infizieren? Gehen sie dann nicht ins Krankenhaus? Und sterben einfach so? Oder gehen sie zum Arzt und sagen: „Ich habe so einen trockenen Husten, kann nur noch ganz schlecht atmen, habe Fieber und keinen Geschmack mehr. Corona-infiziert? Ich? Corona gibt‘s doch gar nicht“, würden die Leugner sagen und sich vor Husten kaum auf den Beinen halten können. Vielleicht lässt sich so mancher Querdenker aber auch einfrieren. Und wenn sie in ein paar Jahren wieder aufgetaut würden, dann würden sie wahrscheinlich wie das Hühnchen denken: „Oh, ich fühle mich so hirnlos.“ Und weil sie ja immer noch mit dem Virus infiziert wären, würden sie Medikamente erhalten, sie würden gesund und könnten dann sagen: „Ich hab’s doch immer gesagt, Corona gibt’s gar nicht.“ Was für eine verrückte Welt.

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