Ein kalter, trister Dezembertag. Als Reutlinger dachte ich: Ich schau mir mal Reutlinger Sehenswürdigkeiten an – die Stuttgarter Straße gehört zweifelsfrei nicht dazu, auch nicht das seit Ewigkeiten mit Autohändlern belegte Gelände am Eck zwischen Stuttgarter und Karlstraße – aber hier soll ja das Landratsamt neu gebaut werden. Schräg gegenüber ist eine Besonderheit: das (seit Jahren ungenutzte) ehemalige hässliche Fernmeldeamt – ziemlich verrückt, solch ein Gebäude lediglich für Funkmasten stehen zu lassen? Weiter die Karlstraße hinunter überquere ich die einstige Bahnlinie zwischen Pfullingen, Eningen und Reutlingen – ob da keine Züge mehr fahren, weil jemand die Gleise blockiert hat? Eine sehr ärgerliche Besonderheit sind die Radwege in der oberen Karlstraße – wer dort entlangfährt, muss schon leicht lebensmüde sein. Eine Lösung? Eine Fahrspur von der Karlstraße als Pop-up-Radweg nutzen – ha, was für ein Spaß, mir die Reaktionen in der Autofahrerstadt Reutlingen vorzustellen. Ach, übrigens: Habt Ihr gewusst, dass die Charlottenstraße schon an der Karlstraße beginnt, also vor dem Berufsschulzentrum? Hinter den Berufsschulen in Richtung Osten zeigt sich dann: Fahrradstraße mit ausschließlich Autos. Auch eine Merkwürdigkeit in Reutlingen: die endlosen Diskussionen um Parkgebühren. Eine wirkliche Sehenswürdigkeit ist das Gartentor, aber beim Durchschreiten solltet Ihr aufpassen – bloß nicht unter diesen Spitzen stehenbleiben ! Ich bin dann weiter in die Metzgerstraße. Und sehe dort ganz plötzlich die Radfahrer, die in der Charlottenstraße nicht zu finden waren. In der Wilhelmstraße, Reutlingens Fußgänger- und Einkaufsmeile, ist dieses Jahr kaum Weihnachtsbeleuchtung zu finden, denn gerade regiert vor allem … Corona Und der Weihnachtsbaum vor dem Rathaus fällt dieses Jahr auch etwas spärlich aus. Klar, spärlich kommt wohl von Sparmaßnahmen. Ach nee, da ist ja noch ein Baum. Viel los ist aber nicht wirklich in der Stadt an diesem trüben Anfang-Dezembertag. Also gehe ich weiter zur Marienkirche. Ja, die ist wirklich eine Reutlinger Sehenswürdigkeit. Um sie in ihrer Gänze zu betrachten, schreite ich in das Stadtmitte-Parkhaus. Dort begegnet mir im Schaufenster eines Sportausstattungsladen (!!!), dieser Geselle. Offensichtlich ein Kick-Boxing-Kandidat. Im Eingangsbereich des Parkhauses kurz noch ein Selfie – und dann zehn Stockwerke rauf. Zu Fuß natürlich. Auf dem obersten Parkdeck angekommen, ergibt sich (atemlos) ein berauschender Rundblick auf den Albtrauf und über die Dächer von Reutlingen hinweg. Und natürlich auch auf die Marienkirche. Ich fragte den goldenen Engel auf der Kirche und der sagte: „Morgen wird das Wetter besser - ich schwör.“ Auf dem Heimweg komme ich am Landratsamt vorbei. Also an einem der insgesamt 26 Gebäude, auf die all die Ämter verteilt sind. Oder sind es 27? Und was passiert, wenn alle im Neubau zusammengeführt werden? Fragen über Fragen, doch die wichtigste hätte ich fast vergessen. Und auch hier: ich kenne die Antwort nicht. Und wer nun abschließend denkt, das waren aber wenige Reutlinger Merk- und Sehenswürdigkeiten – es wird mit Sicherheit noch weitere Folgen geben. Reutlinger Sehens- und Merkwürdigkeiten 0 By Norbert Leister on 3. Dezember 2020 Bildergeschichten Share. Twitter Facebook Pinterest LinkedIn Tumblr Email