Die Tage waren wir im Schmeiental. Wir sind mit dem Zug hingefahren. Den Wanderweg zu finden war zunächst schwierig, der übliche war gesperrt, das uralte Straßenschild zeigte dann in die eine ein Kind auf den Schultern eines mutigen Wanderers hingegen in die andere Richtung. Schwierig, schwierig. Wie gut, dass wir Markus, den Pfadfinder dabeihatten – er lotste uns im Schmeiental über reißende Flüsse. Und er führte uns an liebliche Felder, Wiesen und Auen – in ein Tal, das scheinbar fernab von allem lag. Doch nicht ganz: Hinter riesig hohen Felsen trafen wir auf eine Kirche. Und vor einer (chinesischen?) Mauer drohte uns ein fremdländisch aussehender Mann mit Dutt mit der Faust. Wir grüßten freundlich, doch er schrie uns an, er werde seine Armee hinter uns herjagen. Wir flüchteten, doch dann versperrte uns ein Hangrutsch den Weg. Wir spurteten in die andere Richtung, doch da war der reißende Strom. Ausgerechnet ein Huhn kam uns zu Hilfe. „Kommt her“, rief es. „Hüpft auf die Stange, dann kann euch nichts passieren.“ Wir taten wie geheißen – und beim Sprung auf die Stange verwandelten sich Bine und Markus in Hühner. Nur bei mir Ist irgendwas schiefgelaufen. Was war geschehen? Musste ich nun den Rest meines Lebens als Packesel schuften? Als die Soldaten des Dutt-Manns vorbeigerauscht waren, stellten sich Bine, Markus und das andere Huhn allerdings eine andere Frage: Wie sollte es weitergehen? „Wie verwandeln wir uns zurück“, fragte Bine. „Kein Problem“, sagte Berta, das Huhn. „Seht den Engel dort, der wird Euch helfen.“ Sie riefen oder gackerten den Engel an, der ließ sich nicht lange bitten und innerhalb von Sekundenbruchteilen standen Bine und Markus wieder wahrhaftig da. Nur bei mir hat das nicht geklappt. Ich war ja auch kein Huhn. Und so trottete ich hinter den beiden her. Wir kamen noch zu unglaublichen Ausblicken, oberhalb vom Donautal trafen wir auf faszinierende Felsen. Und auf noch faszinierendere Bauwerke, die irgendwer Irgendwann irgendwie auf diesen Fels gesetzt hatte. Unglaublich, oder? Allerdings hatte ich ja eigentlich ein ganz anderes Problem. Und als Bine mir vormachen wollte, wie ich über dieses Hindernis springen sollte und Markus auch noch einfiel, da wurde ich schon ein wenig bockig. Es half nichts. Als wir im Tal angekommen waren, zerrten mich die beiden ent-lang des Schienenstrangs bis nach Sigmaringen. Als wir dort ankamen, war es schon Nacht. Die beiden beschlossen, im Bahnhofsrestaurant einzukehren. Da hieß es dann, sie könnten schlecht mit einem Esel dort rein. Angebunden musste ich draußen warten. Im Zug könnten sie mich auch nicht mitnehmen, sagten sie. Da reichte es mir. Ich hatte die Nüstern gestrichen voll. Und so stehe ich heute immer noch am Bahnhof in Sigmaringen. Wenn mich mal jemand besuchen wollte … Im Zaubertal der Schmeie 0 By Norbert Leister on 30. Oktober 2020 Bildergeschichten Share. Twitter Facebook Pinterest LinkedIn Tumblr Email