Einweg ist künftig out

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Hermann Mader aus Mägerkingen sucht Investoren für seine Idee des umweltfreundlichen Mehrweggeschirrs für Veranstalter wie auch für die Gastronomie

Man kann nun wirklich nicht behaupten, dass Hermann Mader ein ereignisloses Leben geführt hat. Und auch nicht, dass er mit seinen 65 Jahren sich nun auf dem Erlebten ausruhen wollte: Momentan sucht der gebürtige Mägerkinger nach Investoren. Denn: Seine Idee, mit Mehrweggeschirr die Welt ein klein wenig besser zu machen und vor allem die Müllberge zu reduzieren, hat deutliches Potenzial. In Tübingen war ja die Rede von einer Verpackungssteuer für Pappteller, Pappbecher und Co, die eigentlich am kommenden 1. Januar 2021 eingeführt werden sollte. Das Vorhaben wurde nun um ein Jahr verschoben, aber: Auch in anderen Städten und Landkreisen wird sich früher oder später die Einsicht durchsetzen, dass Einweg im wahrsten Sinne des Wortes Müll ist. Und somit völlig out. Davon zeigt sich Hermann Mader überzeugt.

Auf die Idee mit dem Mehrweggeschirr kam er vor rund drei Jahren, als Mader im Merchandise-Bereich bei Konzerten, Tourneen und Festivals tätig war. Damals ließ er noch Mehrwegplastikbecher und T-Shirts mit den Stars der jeweiligen Tour bedrucken. Tote Hosen, U2, Rolling Stones, Backstreet Boys (für die hat er sogar hochwertige Jacken bedrucken lassen) und für viele andere Bands wie AC/DC hat Hermann Mader aus Mägerkingen alle nur erdenklichen Produkte geliefert. Begonnen hatte aber alles mit der Kölner Band BAP – „damals war ich in der Türkei, hatte zuvor ein Hotel dort geleitet und bekam die Anfrage, ob ich nicht für 80 000 Mark T-Shirts für die BAP-Tour liefern könnte“. Mader lieferte und war fortan auch bei großen Namen wie Westernhagen oder Peter Maffay ein Mann für den Merchandise-Bereich.

Begonnen hat Hermann Mader aber mit einer Ausbildung zum Feinwerkmechaniker. Danach sollte er zum Militär, wollte aber nicht. „Eine Möglichkeit bestand darin, nach Berlin oder zur Schifffahrt zu gehen.“ Nach einer Woche Berlin entschied er sich für die Handelsschifffahrt, tourte in der ganzen Welt herum, „ich habe mich schnell zum Deckschlosser hochgearbeitet, an die Zeit denke ich heute noch gerne zurück“, erzählt der 65-Jährige. In Afrika habe er sich Malaria eingefangen, irgendwann durfte er nur noch zwischen Schottland und Irland hin- und herschippern. „Das waren jeden Tag eine Menge Häfen, das wollte ich dann nicht mehr.“ Dann hat er Kneipen betrieben, zwei große Diskotheken aufgebaut, „Bob Geldorf und Gianna Nannini haben bei mir gespielt“, erinnert er sich an die damals großen Namen. „Und 1979 habe ich ‚Schwoißfuaß‘ hier nach Mägerkingen geholt.“

Weil er mit seinen T-Shirts, Jacken, Schlüsselbändern und mehr sich auf vielen Festivals einen Namen gemacht hat, „kamen immer wieder neue Leute auf mich zu“. Mit seinen drei Enkeln, die er mittlerweile hat, kam aber schließlich das Bewusstsein auf, dass es gerade im Festival-Bereich oder auch beim Bundesligafußball so nicht weitergehen kann. Nach jedem Spiel oder Konzert mit 50 000 Zuschauern sieht es hinterher aus, als ob eine Bombe eingeschlagen hätte. Überall Müll. „Das kann doch nicht so weitergehen“, sagt Hermann Mader. Und als ihn auch noch ein Veranstalter ansprach, ob Mader nicht nur bedruckte Mehrwegbecher liefern könne, sondern auch Mehrweggeschirr, war die Idee mit dem Weißblech geboren. Dazu werden flache Platten mit Band- oder Sport-Motiven bedruckt, dann in eine Form etwa einer Currywurst-Schale gegeben, zack, fertig ist die Alice-Cooper-Currywurst- oder -Pommes-Schale. Die seiner Überzeugung nach mit Sicherheit von den meisten Fans mit nach Hause genommen würden.

„Ich wollte dieses Jahr so richtig durchstarten, doch dann hat Corona allem einen Strich durch die Rechnung gemacht.“ Das sei besonders ärgerlich, weil Mader viel Geld in die Entwicklung der Schalen, Schüsseln und sonstigen Behälter investiert hat. Längere Zeit habe es gedauert, bis er zusammen mit chinesischen Partnern und Ingenieuren das Problem der scharfen Kanten gelöst hatte. „Das Weißblech an den Kanten zu versiegeln war extrem schwierig.“ Ohne die Versiegelung hätten die Schalen sofort begonnen, Rost anzusetzen. „Ich habe mir das Verfahren zur Versiegelung patentieren lassen“, sagt Mader.

Alle 54 Bundesliga-Vereine der ersten bis zur dritten Liga habe er angeschrieben mit seiner genialen Idee. „Nur vier haben geantwortet.“ Und auch die nicht positiv. Mader glaubt: Sobald irgendjemand mit einer Mehrweg-Idee komme, fühlten sich die Veranstalter bedroht, als ob man ihnen die Pistole auf die Brust setzen wolle. Dabei hat sich der Mägerkinger sogar schon überlegt, dass er auch für die Gastronomie in Tübingen ein Spülmobil zur Verfügung stellen könnte. Oder auch bei Festivals. Und in Stadien. Aber all das kostet Geld, das Mader zurzeit nicht mehr hat. „Ich bräuchte Investoren, um die Idee weiterverfolgen zu können.“ Im Angebot hat er auch bedruckte Popcorn-Becher aus Weißblech. Oder Pizzaschachteln aus Edelstahl, die stapelbar wären und entweder gegen Pfand ausgeliehen werden könnten oder der Pizzabote würde sie sofort wieder mitnehmen. Genial. Und sehr zukunftsträchtig. Denn von einem ist nicht nur Hermann Mader überzeugt: Die Müllmenge mit Einweggeschirr und Einwegverpackungen müsse in der Zukunft deutlich zurückgefahren werden. Mit seinen 65 Jahren noch einen riesigen Vertrieb für alles zu organisieren – „da bin ich zu alt dafür“, sagt er. Mit den notwendigen Investoren wäre das jedoch möglich. Jetzt müssten sie nur noch kommen. Die zukunftsgerichteten Geldgeber mit Visionen.

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