Am Sonntag waren wir in Tübingen, das Wetter war gut, doch dunkle Wolken zogen auf. in Bahnhofnähe kam uns urplötzlich eine große Menschenmenge entgegen, sie riefen uns Parolen entgegen, wir verstanden sie kaum, nur, dass wir uns in Sicherheit bringen sollen, der Tübinger Herbst rolle heran. Wir flüchteten in die nächste Unterführung, ein schwarzes Loch gähnte uns entgegen, unten angekommen, empfing uns allerdings eine bunte verwirrende Vielfalt und auch seltsame, furchteinflößende Gestalten: „Wir sind die Herbst-Brothers“, flüsterten sie irre kichernd. Wir liefen weiter, doch auch dort hieß es „Ihr entkommt uns nicht“. Aus der Unterführung heraus brüllte uns dieser Typ sein Lachen hinterher, „Ich bin der herbe Herbst, wir kriegen euch“. Wir liefen zu dem nahen Anlagensee, sahen ein fast entblößtes Paar – und das bei den frischen Temperaturen. „Ich bin der heiße Herbert Herbst, meine Süße, leg doch auch noch deinen Haarreif ab, meine Schöne.“ „Nimm bloß deine Wurschtfinger weg, du Lüschtling“, sagte die Schöne und stieß den Maskierten Herbie ins Wasser. „Wie blöd ist das denn“, dachte sich der Erpel und versteckte voller Scham seinen Kopf unter seinem Gefieder. Unser Fluchtweg führte uns weiter fast hinauf bis zum Schloss, wo wir auf unglaubliche Verbindungshäuser trafen. „Ihr müsst weiter, weg von diesem Ort“, rief die Krähe. „Ganz schlechtes Karma hier.“ Stimmt, dachten wir. Nichts wie weg. Wir rannten in den nahen Wald, „Komm schnell, Bine“, rief ich. Wir baten unterwegs um Unterschlupf im Bismarck-Turm. Vergeblich. Auch der Versuch, in einer buddhistischen Telefonzelle die Polizei anzurufen, scheiterte. Ebenso wie den Neckarkanal im Tal zu durchschwimmen. Wir durften nicht. So ein Mist. Was uns erspart blieb, sahen wir kurz darauf an der Wasseroberfläche schwimmen. Als es dann auch noch zu schütten begann, hatten wir die Faxen aber so was von dicke ... doch die Lösung nahte: Wir mussten nur durch dieses Tor hindurch. Und da trafen wir auf unsere Rettung: „Hey, Peace, sister and brother“, sagte der Brokkoli. Ihr braucht keine Angst mehr vor dem Herbst zu haben – er kann auch sehr schön sein. Seht her.“ „Ja, ja“, sagte ich. „Uns erst durch ganz Tübingen jagen und auf einmal einen auf Verständnis und happy together machen.“ Doch Bine, in ihrer guten, immer verständnisvollen Art, sagte: „Schau dir die bunten Farben an, wie schöööön.“ Ich dachte hingegen an den heißen Herbert Herbst. Da war ich doch sehr froh, als wir wieder im Auto saßen und endlich wieder nach Reutlingen fuhren. Der heiße H. Herbst 0 By Norbert Leister on 12. Oktober 2020 Bildergeschichten Share. Twitter Facebook Pinterest LinkedIn Tumblr Email