Neulich war ich im Heimatmuseum bei einem Zeitungstermin, ich kam eine Viertelstunde zu früh, nutzte die Zeit, um mich ein wenig im benachbarten wunderschönen Garten umzusehen. Die Bänke luden zum Verweilen ein, als ich plötzlich eine Stimme hörte. Ich schaute mich um und sah zwei Jünglinge, von denen der Linke sagte: „Soll ich dir was vorsingen?“ Es klang wie eine Drohung und sofort legte er los, er schrie mehr als er sang „Alle meine Entlein, schwimmen auf dem See“ – sehr unharmonisch. „Hör auf, das ist ja schrecklich“, krähte der Adler. „Ich hab auch eins“, rief der andere Jüngling, „Atemlos durch die Nacht“, schmetterte er. „Na warte“, so der erste. „Highway to hell“, grölte der nun. „Jetzt reichts“, schrie ein gesichtsloser Hut-tragender Haarschlamper. „Gib mir mal dein Handy“, forderte er mich auf. Ich tat wie befohlen, der Hutträger wählte die 112, sagte „Ruhestörung im Museumsgarten“ und warf mein Smartphone in hohem Bogen von sich. Es landete in der Rinne kurz vor dem Mühlstein. Der bewegte sich und drohte das Handy zu zermalmen, da flog der Adler auf, schnappte sich das Smartphone in letzter Sekunde, warf es dann aber in eine Obstpresse, ich sprang kopfüber in den Bottich, um es herauszufischen, da drehte der Langhaarige an dem Hebel oben. Ich entkam knapp, da schien sich die Erde zu öffnen, Risse taten sich im Boden auf. Und dann hörte ich wieder eine Stimme: „Hallo?“ Ich blickte auf, sah nur verschwommene Umrisse. „Sind Sie von der Zeitung, wegen der Führung?“ Ich schreckte hoch, war wohl eingeschlafen, entschuldigte mich, sagte: „Jaja, natürlich“ und folgte dem Rebmännle mit einem etwas beklemmenden Gefühl ins Heimatmuseum, dort dachte ich allerdings der Traum geht weiter. Was für ein verrückter Tag. Bei dem Zeitungstermin ging es übrigens um Weinbau in Reutlingen. Ehrlich wahr. Ganz ohne Witz und Ironie. Reutlingen und Wein. Im Heimatmuseumsgarten 0 By Norbert Leister on 27. September 2020 Bildergeschichten Share. Twitter Facebook Pinterest LinkedIn Tumblr Email