Am Freitag wandelten wir auf den Spuren der Geheimorganisation „Cheval liberté“ – Freiheit für das Pferd. Wir folgten dem Anhänger vor uns – und kamen zum Fohlenhof nach St. Johann. Auf einer Koppel stießen wir auf eine ganze Reihe halbjähriger Foh-len – oder halt das war das falsche Bild. Hier seht ihr die Fohlen. Araber, Schwarzwälder, Kirschtorte … nein, das war doch wieder was anderes. Als die Jungpferde uns hörten, steckten sie ihre Köpfe zusammen, sie schienen sich heimliche Botschaften weiterzugeben. Und ehe wir reagieren konnten, hatten sie das Gatter vor uns zuge-worfen – wir waren gefangen. „Ich will hier raus“, rief Bine und rüttelte am Tor – das auch noch mit Strom gesichert war. Todesmutig zwängte ich mich hindurch – erhielt einen Stromschlag und Bine hatte es mir gleichgetan. Danach wandelte sie wie eine Ägypterin. Sie versuchte, ihre Beschwerden auszuspucken – wo doch eindeutig hinter dem Brunnen stand: Saugstelle. So schritten wir weiter dahin und plötzlich entdeckte Bine ein unglaubliches Ding, das ihr die Sprache verschlug: der Schuh eines Riesen, der unter diesem gigantischen Turm hervorschaute. Wir klopften an die Holztür, es erschien eine junge Frau (Bine übernahm hier eine Doppelrolle). „Wa witt“, fragte die Turmwächterin. „En Moschd“, sagte ich. „Hemmer it“, sagte sie. „Aber I verrat Ihne was“, betonte sie geheimnisvoll und sie ging voraus und führte mich zum Turm hinauf. Oben angelangt, zeigte sie mir die wunderbare Welt der Schwäbischen Alb. Angesichts dieser Pracht verwandelte sich die Turmwächterin wie durch Zauberhand zurück in meine Bine und ich erklärte ihr: "Ich werde dich immer lieben, du meine unglaubliche Schauspielerin. " So sagten wir der Alb Ade, freuten uns des Lebens – und vergaßen all das mit „Cheval liberté“. Sollten sie sich doch selbst befreien, die haben uns doch zuerst eingesperrt. Pah. Pferdebefreiung 0 By Norbert Leister on 12. September 2020 Bildergeschichten Share. Twitter Facebook Pinterest LinkedIn Tumblr Email