Das Alter

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Das Alter

Wer steht schon gerne zu seinem Alter? Und wer schaut schon in die „Apotheken-Umschau“? Oder gibt es wenigstens zu, dieses Blatt zu lesen? Meine liebe Partnerin hat mir gestanden, dass sie sich heute in der Apotheke nicht getraut hat, nach dem neuesten Heft zu fragen. Warum? „Früher habe ich die immer für meine Mutter geholt“, sinniert sie. Aber für sich selbst? In ihrem zarten Alter von 56 Jahren? Niemals. „Das lesen doch nur alte Leute“, sagt sie empört. Wohl wahr. Die Frage ist nur: Ab wann ist man/frau eigentlich alt? Im Duden steht als Erklärung: „Höhere Anzahl von Lebensjahren; Bejahrtheit; letzter Lebensabschnitt“.

Ähem. Ich neige ja angesichts des Jugendwahns in unserer Gesellschaft dazu, geradezu aus Protest mich selbst mit meinen 57 Jahren als „alten Sack“ zu bezeichnen. Allerdings wird einem das ja auch suggeriert, wenn die Vermittlungsquote von über-50-Jährigen bei der Arbeitsagentur gegen Null tendiert. Oder wenn Senioren in der Werbung angesprochen werden sollen. Und das Senioren-Dasein im Kleingedruckten mit 50 Jahren beginnt. Und die abgebildeten Menschen dabei mit viel Wohlwollen maximal 45 sind.

Wer also ist wirklich alt? Mein 83jähriger Schwiegervater hatte immer, wenn er zum Seniorennachmittag der Stadt eingeladen war, gesagt: „Da sollen doch die Alten hingehen.“ Er selbst betrachtete sich also nicht als ein solcher. Wiederum im Duden ist unter „alt“ jede Menge zu finden. „Alt-68er“ etwa. Oder „altbewährt“ und „altvertraut“, beides soll bedeuten: „Seit Langem, von alters her bewährt“ oder eben vertraut. Ein anderes altes Wort: „altdeutsch“ – und die Erklärung dazu: „Aus früheren deutschen Kulturepochen (besonders dem 15./16. Jahrhundert) stammend oder sie nachahmend.“

Naja. Ganz so alt fühle ich mich dann doch nicht. Nun werden wieder viele rufen: „Was will denn der überhaupt? Mit nicht mal 60 bezeichnet der sich als alt?“ Ja. Ist alles eine Frage des Standpunkts. Und des Blickwinkels. Der 17jährige Luka stimmt mir wohl vorbehaltlos zu, wenn ich mich als alten Sack bezeichne. Aber so richtig gefällt mir das dann auch wieder nicht. Ein klein wenig könnte er wenigstens widersprechen. Ein klitzekleines bisschen. „Jaja“, würde er mit Sicherheit daraufhin antworten. Und damit wäre dann auch alles gesagt.

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