Keine Panik beim Heizungstausch

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Ingenieur Klaus Rath spricht auf Einladung des AKE im Metzinger Kulturforum vor mehr als 100 Interessierten über „Welche Heizung passt zum Haus?“

 „Jetzt sind wir nach dem Vortrag ja alle überzeugt, dass wir eine Wärmepumpe brauchen“, sagte einer der zahlreichen Interessierten am Donnerstagabend im Metzinger Kulturforum. „Wie lange müssen wir aber momentan auf die Lieferung warten“, lautete eine der entscheidenden Fragen nach den Ausführungen des Metzinger Ingenieurs Klaus Rath. Die Antwort war so kurz wie eindeutig: „Die Lieferzeit beträgt momentan rund ein Jahr“, so Rath.

Aber: Panik brauche deshalb niemand zu bekommen: „Auch wenn Ihre Heizung im nächsten Jahr kaputt gehen sollte, es gibt Übergangsfristen, Sie können zwischenzeitlich auch wieder eine Öl- oder Gasheizung einbauen.“ Der Haken an der Sache: Ende 2045 ist wirklich Schluss mit den fossilen Brennstoffen, so will es die Regierung, so betonte es auch der Ingenieur am Donnerstagabend im rappelvollen Kulturforum. Der Metzinger Arbeitskreis Klima und Energie (AKE) hatte geladen, damit Klaus Rath „in die Tiefen des Heizungsmysteriums einführt“, wie AKE-Sprecher Fritz Kemmler in die Veranstaltung einführte. Wer an diesem Abend zu spät kam, der wurde mit einem Stehplatz in den hintersten Rängen bestraft, aber: Das Thema war offensichtlich so aktuell und so drängend, dass keiner der rund 100 Interessierten vorzeitig ging. Geduldig lauschte das Publikum bis zum Schluss den Ausführungen des Metzinger Ingenieurs.

„Das ist wirklich ein Riesenthema“, so Rath. Doch zunächst ging er gar nicht auf die Heizungen ein, sondern auf die Hausdämmung: „In einem typischen Haus geht durch den Boden, die Wände und das Dach jede Menge Wärme verloren.“ Ein durchschnittliches Einfamilienhaus brauche pro Jahr rund 20 000 Kilowattstunden Energie. Um die herzustellen, würden etwa 2000 Liter Heizöl benötigt. Und mit einer Wärmepumpe? „Da werden rund 5000 Kilowattstunden Strom gebraucht, den Rest, also 15 000 Kilowattstunden kriegen Sie aus Wasser, Luft oder dem Erdreich.“ Je nachdem, um was für eine Wärmepumpe es sich handle. Viel werde auch über Wasserstoff diskutiert, doch zum Beheizen (inklusive Warmwasser) in diesem durchschnittlichen Haus brauche es 25 000 Kilowattstunden Strom, um den ben.ötigten Wasserstoff zu erzeugen. „Das ist energetisch völliger Quatsch.“

Der Ingenieur ging auch auf die Funktionsweise von Wärmepumpen ein: „Manche sagen, die funktionieren umgekehrt wie ein Kühlschrank.“ Nur – wie erzeugt denn so ein Kühlschrank die Kälte? Zur Verdeutlichung könne man auch eine Luftpumpe heranziehen: Wenn die Luft beim Pumpen komprimiert werde, entstehe Wärme. „Und wenn Sie eine Luftpumpe immer wieder betätigen und jedes Mal in eine Badewanne halten, kriegen Sie irgendwann warmes Wasser.“ Natürlich sei das nicht praktikabel. Eine Wärmepumpe, die ihre Energie aus dem Temperaturunterschied in der Luft, in Wasser oder auch in der Erde ziehe, funktioniere hingegen in fast jedem Einfamilienhaus.

Manchmal müssten die Heizkörper angepasst werden, ganz wichtig sei jedoch die Dämmung des Gebäudes – damit könne schon ein wesentlicher Teil der erforderlichen EU-Vorgaben erreicht werden. Möglich sei aber auch, eine Hybridheizung einzubauen: Wenn die Nutzer schon einen Öl- oder Gaskessel haben, könne eine Wärmepumpe zusätzlich eingebaut werden. Ein Beispiel: „Haben Sie einen typischen 21 Kilowatt-Heizkessel und bauen Sie eine 7-Kilowatt-Wärmepumpe ein, haben Sie die geforderten 65 Prozent regenerative Energie schon erreicht, die ab 2024 beim Einbau einer neuen Heizung Pflicht sind“, betonte Klaus Rath.

Zuschüsse und Darlehen seien möglich – wann und wie viel, das ändere sich momentan jedoch stündlich. „Da sollten Sie abwarten, bis das Gesetz tatsächlich durch ist.“ Das Fazit dieses Abends? Die Interessierten gingen erleichtert nach Hause, weil sie durch Raths Ausführungen erkannt hatten: Ein sofortiger Handlungsbedarf sei nicht vorhanden, aufgrund der Lieferzeiten für Wärmepumpen könne eine Öl- oder Gasheizung immer noch repariert oder auch ausgetauscht werden. Nur: Irgendwann müsse die „Verbrenner“ eben doch auch raus. Und durch eine Wärmepumpe ersetzt werden. Oder noch besser: durch den Anschluss an ein Nah- oder Fernwärmenetz ersetzt werden. „Dann ersparen Sie sich all den Aufwand mit dem Heizungstausch“, so Rath.

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