Elend und Not aufzeigen

0

Dokumentarfilmer Joachim Stall aus Reutlingen ist fasziniert von Hilfsprojekten in den ärmsten Ecken der Welt

„Ich kann ganz gut Geschichten erzählen“, sagt Joachim Stall. Eigentlich ist er Ingenieur und arbeitet beim SWR in der Technik. Aber: Seit 2019 macht er auch noch ganz andere Sachen. „Ich hatte bei einer Musikmesse in Frankfurt Uli Koch kennengelernt“, erinnert sich Stall. Der Tauberbischofsheimer Koch hatte ihm von seinem Projekt „Music fort he slums“ in Rio de Janeiro erzählt – und Joachim Stall interessierte sich sofort brennend dafür.

Koch hatte am Rand des größten Slums in Rio ein Musikschulprojekt aufgebaut: Kindern können dort umsonst ein Instrument lernen – und einige haben dadurch den Sprung aus den Favelas heraus geschafft. „Zehn Tage war ich dort, frei bewegen war nicht möglich, es war viel zu gefährlich und zwei Wochen vorher war ein Journalist dort ermordet worden“, berichtet Stall. Drogenbanden kämpfen gegeneinander, Polizei gehe nicht in die Favelas hinein, doch nach einer Vereinbarung mit einer der Drogenbanden wurde Stall durch den Slum geführt und er konnte dort mehr oder weniger ungehindert filmen.

„Manchmal hieß es trotzdem, ich soll die Kamera jetzt ausschalten“, sagt Stall. „Meine Aufgabe war es, die Situation in den Favelas und die Arbeit der Musikschule als Hilfsorganisation ins Bild zu setzen.“ Sein Film lief in Reutlingen im Kamino und ist auch auf Youtube zu sehen (https://www.youtube.com/watch?v=-U2ccI1cFa0). Genauso wie sein Film über das Hilfsprojekt des Reutlinger Ehepaars Claußnitzer unter dem Titel „Einsatz in Nepal“ (wir berichteten). Eine andere Hilfsorganisation, die Joachim Stall mit seinen Filmen unterstützt, trägt den Namen „Sign of hope“. Für diesen Verein „Hoffnungszeichen“ war er einmal in Kenia und einmal in Uganda. Dort traf er jeweils auf eine Menge Menschen, die wohl zu den ärmsten auf der ganzen Welt gehören. „In Kenia hat es drei Jahre nicht geregnet, da laufen die Menschen kilometerweit zu einem Wasserloch und die Frauen schleppen einen Bottich mit dem schlammigen Wasser dann auf ihrem Kopf zurück zu ihrer Hütte.“ Die passenden Bilder dazu hat er sofort parat.

In Uganda traf Stall in einer medizinischen Station auf eine schwangere Frau, mit einem kleinen Kind an der Hand. „Die Frau schaute so unglaublich traurig, sie hatte seit Tagen nichts gegessen.“ Diesen enorm traurigen Blick habe Stall bei vielen Menschen gesehen, die Hunger leiden. „Das haut einen um“, sagt der Dokumentarfilmer und man sieht ihm an, dass er in dem Moment erneut diese Frau vor Augen hat. „Das ist echt gruselig.“ In Äthiopien war Stall auch schon, ein Hilfsprojekt der Betzingerin Doris Bornhäuser hatte es ihm angetan. „Ich hatte von dem Projekt gehört und bei ihr angefragt, sie berichtete mir über ihre Schule für Behinderte, die sie in Addis Abeba aufgebaut hatte.“

Wie bei allen anderen Projekten, die Joachim Stall mit seinem filmischen Können unterstützt, hat er auch bei Bornhäuser vorab ganz klar gesagt, dass er für seinen Film kein Geld will – „meine Unkosten müssen aber gedeckt sein“. Das sei bislang auch jeweils „eine gute Basis gewesen“. Den Film über die Schule in Äthiopien hat er gerade noch in der Mache, das stundenlange Material schneidet er in seiner Freizeit momentan fertig, bringt Ton und Bilder und auch Hintergrundmusik zusammen. Auch dieser Film wird dann wohl im Herbst in Reutlingen öffentlich zu sehen sein.

Damit soll aber längst nicht Schluss sein. „Man muss ja was Sinnvolles machen“, sagt der 63jährige Joachim Stall. Solche Hilfsprojekte bekanntzumachen, über sie zu berichten, über die Menschen, die helfen und über diejenigen, denen geholfen wird – das ist für Joe Stall, wie er auch genannt wird, extrem sinnvoll. Und die Herausforderungen, die sich ihm „in diesen extremsten Situationen in den ärmsten Regionen der Welt darstellen, das zeigt mir immer wieder, wie unglaublich gut es uns geht“. Doch nicht nur das: Hinzu komme die Erkenntnis, dass es schon jetzt viele, viele Menschen gibt, die unter dem Klimawandel leiden.

INFO:

Joachim Stall unterstützt Hilfsprojekte

 Der Reutlinger Dokumentarfilmer versteht es, in Filmen Geschichten zu erzählen. Und mit seiner Arbeit will er Hilfsprojekte unterstützen, die sich um die Ärmsten der Armen kümmern. „Wer als Hilfsorganisation Interesse hat, dass ich über eines ihrer Projekte einen Film machen soll, der kann sich bei mir melden“, sagt Joachim Stall. Seine Email-Adresse: .

Share.

Comments are closed.