Die Idylle der Biegungen des Flusses – unterwegs im Lautertal

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Neulich. Ende August. Wir waren im Lautertal. Auf der Suche nach dem Idyll.

Wir wollten Ruinen besichtigen, mit dem Kanu.

Scherz. Aber irgendwie roch es stark nach Zwiebel.

Ah, da war sie ja schon, die Burg Hohengundelfingen. Oder nicht?

Wir fragten die Schafe

und die Ziegen.

Ich versuchte es mit nonverbaler Kommunikation, hätte aber mehr auf

diese Warnhinweis achten sollen. Ich wurde strommäßig geladen.

Hier das Ergebnis.

„So knapp bin ich dem Tod entronnen“, sagte ich sehr wütend.

„Wartet, jetzt gibt’s gegrillten Ziegenbraten“ – obwohl die armen Tiere ja gar nichts dafür konnten.

Bine nahm mich gar nicht ernst, sie schritt mutig

voran, hinein in den Schwäbischen Wald.

Sie passierte beeindruckende Felsen und erreichte einen

Torbogen. „Ah, Burg Hohengundelfingen“, schloss sie.

„Und dann ist das da unten … Niedergundelfingen?“

Klar. Aber was sollten diese Bögen da im Tal, Wo blieb denn da die Ordnung? Müsste das nicht gerade sein?

Aber aus allen Positionen war eindeutig zu sehen: Straßen gerade, Fluss

geschlängelt.

„Kann man da gar nichts machen“, fragte ich Bine.

Begradigen? So wie die Mauer hier?

Meine Frau kam ums Eck und rief: „Ich hab’s.“

Ich zuckte vor Schreck zusammen. Aber, das hatten wir ja schon.

„Die Lösung ist dieser Fön“, sagte Bine. „Du bläst den Fluss gerade.“

Sie selbst machte sich in der Zwischenzeit an den Abstieg. Ich schaltete den Fön ein.

Ein tosender Sturm erhob sich, Felsbrocken stürzten ab.

Bäume bogen sich, Verwüstung entstand.

„Bine, auch wenn du den Riesenstein abgefangen hast – bringt dich in Sicherheit“, schrie ich.

Bei all dem Chaos war eines aber nicht geschehen: Die Flussbiegungen wollten sich nicht glätten.

Also rannte ich hinter Bine her. „Warte auf mich“, schrie ich.

Schnell war sie im Tal angekommen. Und ich holte sie ein, rettete sie vor dem Verkehr auf der Straße.

Wenige Meter weiter präsentierte sich die Lauter unglaublich lieblich. Wir hatten die Idylle gefunden. Die Biegungen gehörten wohl einfach dazu.

Und was für hübsche Gebäude in Gundelfingen.

Dazu riesengroße Blumen.

Wir wurden überholt. Sind das nun Sitz- oder Liegeräder?

„Die nehmen uns den letzten Platz im Gasthaus Bauhof weg“, rief ich.

„Und trinken sicher den letzten Brennnesseltee“, fragte Bine. „Das geht ja gar nicht“, rief ich.

Bine sagte: „Mit Gottes Beistand sind wir noch vor den Radlern am Bauhof.“ Wir rannten los. Wie verrückt.

Die Schafe waren wenig interessiert an dem ungleichen Rennen.

Das Ergebnis war eindeutig: Wir hatten verloren. Stattdessen rasteten wir an der Lauter. Mitten in der Idylle.

WIr gönnten uns einen Keks.

Wir waren auf Augenhöhe mit wunderschönen Blumen.

Oder sogar unter ihnen.

Und wir mussten erkennen, dass der Herbst Einzug hielt.

„Schau nur“, sagte Bine. „Die Hühner tragen schon Pelzkappen.“

Doch es wurde Zeit. Wir mussten wieder hinauf. Steil hinauf. Nicht umsonst hieß der Weg ja … genau so.

Der Blick, der sich eröffnete, war toll. Hohen- und Niedergundelfingen auf einmal.

Und ganz unten saßen immer noch die Radler, die unseren Brennnesseltee schlürften.

Noch beim Aufstieg ereilte mich ein Hexenschuss. Oder wer auch immer mir ins Kreuz geschossen hatte.

Der Abstieg war sehr schmerzhaft. Doch wir kamen wieder am Ausgangspunkt an.

Und nun wurde uns auch klar, warum es so nach Zwiebel gerochen hatte.

Der Zwiebelturm von Bichishausen dampfte vor sich hin.

„Das glaubt uns kein Mensch“, sagte ich mit schmerzverzerrtem Gesicht zu Bine. Nach dieser idyllischen Tour verließen wir das Lautertal mit einem Schuss im Gepäck.

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