„Wie machen die das?“ – Zauber-Brüder begeistern in Metzingen

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Reutlinger Magier-Duo „Junge Junge“ verzauberte am Samstagabend in Metzingen auf Einladung des Veranstaltungsrings das Publikum            Von Norbert Leister

 So amüsant und witzig das Programm der beiden Zauberer-Brüder Gernot und Wolfram Bohnenberger auch ist – ein bisschen Gruseln gehört bei „Junge Junge“ einfach zur Show mit dazu: Wenn etwa Wolfram als „Englishman in New York“ von seinem Bruder (als Schuhputzer) einen Kasten auf die Schultern gesetzt bekommt, von allen vier Seiten Messer in die Box geschoben werden und dann der Kopf von Wolfram auf einmal auch noch verschwunden ist.

„Wo ist der Kopf hin“, fragte eine Frau in der ersten Reihe. Tja. Magie. Oder? Aber wir waren ja gerade beim Gruseln: Bei einer Variation des Hütchenspiels stellte Doris, eine Frau aus dem Publikum, vier Papiertütchen auf eine Stellage, ohne dass die Zauberer das sehen konnten.

Unter einer dieser Tüten hatte Doris ein nach oben gerichtetes Messer versteckt. Zauberer Gernot haut mit einer Hand (Nervenkitzel pur) nacheinander von oben auf die Tüten drauf – natürlich nicht auf die mit dem Messer drunter. Wie machen die das? Das war die entscheidende Frage bei allen Zaubereien, die das vielfach preisgekrönte Magier-Duo am Samstagabend auf die Bühne des völlig ausverkauften Kreissparkassen-Forums brachten.

Wie machen die das? Ob mit Seilen und Fäden, die die Farbe wechseln, verbrennen, in Einzelteile aufgelöst werden und Wolfram dann (wie durch Zauberhand) doch wieder ein ganzes Seil, einen kompletten Faden entstehen lässt. Magie? Oder wenn Gernot Münzen von einer Hand durch seinen Körper in die andere zaubert – obwohl das Publikum doch ganz genau gesehen hat, dass er soeben noch eine Silbermünze in der linken Hand hochhielt, in der anderen eine Kupfer- und eine Messingmünze. Und dann ist doch alles anders. Die Lösung: „Ich vergaß zu erwähnen – das sind internationale Wandermünzen“, so der Zauber-Arzt.

Im wahren Leben sind Gernot und Wolfram gar keine Zauberer. Oder doch nur sehr selten: Gernot ist eigentlich Arzt, hat nun aber einen Job als Sozialarbeiter, und Wolfram ist Architekt. In all diesen Bereichen wünschte man sich wohl viel öfter, dass man seine Zauberkräfte walten lassen könnte. Doch natürlich ist es auch wichtig, die Kunst der Kommunikation zu beherrschen. So wie am Samstagabend, als „Junge Junge“ immer wieder in Kontakt mit dem Publikum trat, Einzelpersonen auf die Bühne holte, ihnen (wie Manuel aus Pfullingen) einen 50 Euro-Schein abnahm, zunächst einen Hunni draus machte, dann aber den markierten Fuffi in einem verpackten Duplo wieder auftauchen ließen. Unglaublich.

Oder als Wolfram und Gernot zusammen Flöte spielten – zuvor hatten sie ihr musikalisches Repertoire auf Kärtchen zwei Personen aus dem Publikum dargeboten. „Smoke on the water“ oder „El condor pasa“? Die „Eurovisions-Hymne“ oder „Ohne Krimi geht die Mimi nie ins Bett“? Das letzte Lied sang der ganze Saal bestgelaunt mit. Gespielt haben sie dann „El condor pasa“. Und „Eine Insel mit zwei Bergen“.

Die Kommunikation, im Zusammenspiel mit der eingespielten Musik, die Lightshow, die Bewegungen, die Mimik – alles ergab im Zusammenspiel des Duos, gewürzt mit ganz viel Humor, einen magischen Abend im Metzinger Kreissparkassen-Forum. Der Höhepunkt dann ganz am Schluss – der hatte aber weniger mit Zauberei als vielmehr mit Schnelligkeit, höchster Präzision, Ideenreichtum, Witz, mit auf die Sekunde zusammengebastelten Musikfetzen und großer Kunstfertigkeit zu tun: Die Brüder fabrizierten allein mit zwei Teilen (die aussahen wie Bastuntersetzer mit Loch in der Mitte) eine unfassbare Schau aus Filmschnipseln. Zu der jeweils eingespielten Musik formten sie unterschiedlichste Hüte, Hauben, Bullaugen – so dass jederzeit klar war, dass sie einen Ausschnitt aus „Spiel mir das Lied vom Tod“, „Titanic“, „Sister Act“, „Rocky“, „Star Wars“ oder vielen anderen Filmen aufführten. Unglaublich.

Unglaublich groß war auch die Begeisterung nach der Show – viel Zeit hatten die Künstler jedoch nicht mehr, in diesem lang anhaltenden Applaus zu baden. Sie mussten weiter zur nächsten Aufführung. Nach Bern. „Um 12 Uhr am Sonntag treten wir dort auf“, verriet das vielbeschäftigte Duo, das ja auch noch „ganz normale“ Berufe hat.

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