Azubi-Messe in Sonnenbühl mit 71 Ausstellern lockt eine große Vielzahl an Schülerinnen, Schülern und Eltern in die Sporthalle nach Genkingen
Der Andrang war riesengroß bei der Sonnenbühler Ausbildungsmesse (SAM), am Donnerstag: 71 Aussteller füllten die Sporthalle in Genkingen, „wir hatten sogar eine Warteliste“, sagte Daniela Löbbe als Managerin, Macherin und Organisatorin der Veranstaltung.
Der Fachkräftemangel sei also auch auf der Alb und im Umland spürbar, gerade viele kleinere Firmen und Unternehmen schätzen deshalb die Azubi-Messe in Sonnenbühl. „Ich war von Anfang an dabei, gestartet sind wir mit 15 Ausstellern“, sagte Dirk Müh, Friseur aus Erpfingen. Überzeugt zeigte er sich, dass angesichts der Schwäche der Auto- und Zulieferindustrie „das Handwerk wieder interessant wird“.
Schon Schüler ab der fünften Klasse werden an der Genkinger Werkrealschule „altersgemäß“ an die Arbeitswelt herangeführt, sagte Löbbe, die hauptberuflich Veranstaltungsmanagerin ist, die SAM aber rein ehrenamtlich auf die Füße stellt. Sie tut das mit riesigem Sachverstand, hat bei der Genkinger Messe vor allem die duale Ausbildung im Blick.
Und sie hat den Start der Messe auf die Bedürfnisse von Schülern, Eltern und Betrieben abgestimmt: „Wann haben Eltern denn Zeit, mit ihren Kindern zu einer Messe zu gehen“, fragte Daniela Löbbe. Genauso sei es besonders bei kleineren Betrieben: Die Teilnahme an der Messe kostet sie nichts, selbst der Ausfall der Beschäftigten werde (durch die komprimierte Zeit zwischen 16 und 19 Uhr) auf ein Minimum reduziert.
Bei SAM ist also alles durchdacht, selbst die Durchmischung der Branchen in der Halle. „Wir stellen bewusst nicht alle Baubetriebe in ein Eck, weil dann der Blick nicht zufällig auf den Nachbarstand etwa im Sozial- und Pflegeberuf fallen kann“, so Löbbe. Die Gestaltung der Stände sind natürlich den Ausstellern selbst überlassen – „aber ich versuche mit kreativen Ideen zu beraten“, sagte die Profi-Messefrau.
Die Vielfalt der Betriebe vor Ort war auf jeden Fall groß. Und die meisten Aussteller hatten auch ihre Azubis mitgebracht. Wie die Reutlinger Fairnetz etwa, wo Sarah Meurs und Zoe Tsakiris im zweiten Lehrjahr als Industriekauffrauen die Aufgabenvielfalt ihres Berufs schätzen. Und die Sicherheit, bei einem Unternehmen, das immer gebraucht werde.
Darauf hatte auch Finn Betz gesetzt, Elektronik-Azubi bei Bosch in Reutlingen, der mit seinem Beruf bei der Messe in Genkingen den ersten Kontakt hatte. „Ich habe dann ein Praktikum beim Bosch gemacht, mich beworben und bin genommen worden“, sagte der junge Erpfinger. Ihm gefällt sein Job – weniger, dass die Übernahme seines Arbeitgebers aufgrund der wirtschaftlichen Situation nicht mehr garantiert ist.
Die wirtschaftliche Situation beschäftigt auch die Firma Weinmann aus St. Johann-Lonsingen. Die 230 Mitarbeiter große Firma produziert Maschinen für den Holzhausbau, sie suche vor allem Mechatronik-Azubis. „Es geht wieder bergauf, wir sind positiv optimistisch“, sagte Carolin Brendle.
Bei der Reutlinger Bau-Firma List, die zum Strabag-Konzern gehört, stand ein Straßenbau-Azubi, der seinen Namen aber nicht nennen wollte. Er ist im dritten Lehrjahr, zeigte sich sehr zufrieden mit seinem Beruf, er sei vielfältig „und ich kann ja weitermachen, den Techniker, Meister, Polier, sogar studieren“. Außerdem seien viele Vorurteile in dem Bereich unterwegs, sagte Christopher Sauber aus der Personalverwaltung. „Wir arbeiten im Straßenbau nicht, wenn es schüttet, wir sind Schönwetterbauer.“
Auch die Bundeswehr war am Donnerstag in Genkingen vor Ort: Kevin B. lobte die große Bandbreite bei seinem Arbeitgeber und er habe einen wichtigen Auftrag – „die Demokratie zu verteidigen“. Und wenn er an die Front müsste? „Wir sind ja glücklicherweise nicht so weit, aber wenn das kommen würde – ich bin dafür ausgebildet“, so der Oberfeldwebel. „Natürlich will ich auch alt werden, ich habe Familie, baue gerade ein Haus – aber ich wäre bereit dafür zu sorgen, dass der Feind von meiner Familie fernbleibt.“
Als Berufsberaterin der Agentur für Arbeit ist Claudia Ender seit vielen Jahren im Kontakt mit Jugendlichen, Schülern, mit den Betrieben in der Region. Sie schätze die jungen Menschen sehr – „da ist so viel Potenzial“, sagte sie sehr überzeugt. Aber sie suche auch selbst Azubis: „Wir bilden zu Fachangestellten für Arbeitsförderung aus.“ Und Daniela Löbbe freute sich, dass bei der Messe mit dem putzigen Namen „SAM“ tatsächlich Firmen, Betriebe und Jugendliche zusammenfinden.