In Einbahnstraße durch die Küchenparty – Mayer’s Waldhorn in Mähringen feiert 75jähriges Bestehen

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120 Gäste feiern in Mähringens Mayer’s Waldhorn das 75jährige Bestehen von Restaurant, Hotel und Catering mit einer besonderen Veranstaltung

Sehr coole Partymusik empfing die Gäste am Freitagabend in „Mayer’s Waldhorn“ – „Girl from Ipanema“ spielte das Trio von Martin Stark am E-Piano, Sänger Thomas Lauerer und Saxophonist Pit Widmer während Victoria, Isabel und Gerhard Mayer die 120 Personen einzeln persönlich mit Handschlag begrüßten.

Zum Jubiläum von 75 Jahren Unternehmensgeschichte hatten Mayers am Feiertag unter dem Titel „Küchenparty“ eingeladen. „Die Veranstaltung war ziemlich schnell ausgebucht“, sagte Gerhard Mayer. Aber: „Die vergangenen Nächte habe ich nicht gut geschlafen“, gestand der gelernte Metzger und Koch. Die Logistik für diesen Abend war extrem umfangreich, hatte er irgendwas vergessen, war alles vorbereitet, musste er noch irgendwas besorgen? Fragen über Fragen hatten ihn gequält.

Genauso wie seine Frau Isabel sei er vor und während der Küchenparty sehr aufgeregt gewesen. „Das haben wir ja noch nie gemacht“, so Gerhard Mayer. Doch die Gäste waren sehr dankbar und folgten den Begrüßungs- und Ehrungsreden wohlwollend – bis die Küchenräume schließlich zum Sturm aufs Buffet geöffnet wurden.

Im Jahr 1950 begann die Geschichte des Restaurants und Hotels „Mayer’s Waldhorn“ in Mähringen. Karl und Lydia Mayer betrieben als Eltern von Gerhard nach dem Kauf des Gebäudes in Mähringen zunächst eine Metzgerei und eine Wirtschaft. Der Sohn sei im pubertierenden Alter gefragt worden, was er lernen wolle. Als er nicht sofort antwortete, habe sein Vater gesagt: „Dann wirst du Metzger“, berichtete Gerhard Mayer am Freitagabend sehr elegant im Frack gekleidet.

So geschah es, der junge Gerhard erlernte den Beruf des Metzgers, setzte den Koch oben drauf, sammelte danach Erfahrungen in der Schweiz, im Mittleren Osten und auf den Bermudas. Als er nach Mähringen zurückkam, machte er den Meister, lernte seine Frau Isabel Jackmann kennen und stieg in das elterliche Unternehmen ein. 1988 übernahm das Paar die Leitung, das Gasthaus wurde zum Hotel umgebaut, die Wirtschaft zum Restaurant, Catering kam hinzu.

Nach 50 Jahren schloss Gerhard Mayer jedoch schweren Herzens die Metzgerei. „Es wurde einfach zu viel.“ Die Corona-Jahre seien ein schwerer Schlag gewesen, doch die Familie nutzte die Zeit für ein „to-go-Konzept“ und den Umbau der Küche, mithilfe von Fördermitteln des Landes.

Viele lobende Worte gab es am Freitagabend, etwa von Ortsvorsteherin Susanne Bailer: „Das Waldhorn gehört zum Ort wie das Rathaus und die Kirche.“ Christoph Heise als stellvertretender Hauptgeschäftsführer der Reutlinger IHK betonte: „Unternehmen sind eigentlich nicht ausgerichtet, um alt zu werden.“ Denn: Von zehn bei der IHK angemeldeten Unternehmen bestehe nach zehn Jahren nur noch eines. Um so mehr Lob müsse solchen Betrieben gezollt werden, die auf 75 Jahre Familiengeschichte zurückblicken könnten.

Wie das eben bei der Familie Mayer der Falls sei, Tochter Victoria habe sich nun auch entschlossen, in die Betriebsleitung einzusteigen. Die beruflichen Qualifikationen bringt sie mit und als sie die Moderation an diesem Abend übernahm, tat sie das sehr professionell. Bevor dann tatsächlich Vorspeisen-Buffet und Küche „in Einbahnstraße“ gestürmt werden konnte, ergriff Gerhard Mayer nochmals das Mikrofon: „In meiner kleinen Küche“ sang der Meisterkoch zur Melodie von „Mein kleiner grüner Kaktus“ von den Comedian Harmonists. „Wenn es bei meinem Vater nichts mit dem Koch geworden wäre, hätte er mit Sicherheit die Bühnen dieser Welt bespielt“, so der Kommentar seiner Tochter.

Doch dann ging es tatsächlich los: Nach den Vorspeisen wie Auberginenmousse, Quiche mit Speck oder Kürbis auf den Tischen durften die 120 Gäste ans Buffet und sich an Kartoffelsalat und Mini-Wildmaultasche laben. Oder an Rindertatar, Erbsen- und Hirnsuppe und Rote-Beete-Quinoa-Tatar. Die Hauptgerichte wurden dann in der Küche mit Kalbskeulenbraten, Wildragout, Kassler mit Sauerkraut, Lachsforelle mit Rahmgurkengemüse oder Kürbismaultaschen offeriert.

Die Speisenauswahl war extrem vielfältig, „jeder kann von allem was kriegen“, hatte Gerhard Mayer betont. Man konnte sich vorstellen, was für ein Aufwand hinter der Vorbereitung steckte. Dessert und Late-Nicht-Snack gab es obendrauf und es durfte gar getanzt werden. Dass dieser Abend überhaupt funktionierte, sei auch den 20 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zu verdanken, betonte Victoria Mayer.

Dennoch sei Fachkräftemangel bei Mayer’s Waldhorn ebenfalls ein Thema, wie der Chefkoch bestätigte. „Es ist extrem schwierig, Personal zu finden und es zu halten“, so Gerhard Mayer. Gerade in einem Betrieb mit Hotel, Restaurant und Catering sei die Verlässlichkeit ein großes Thema.

„Wir haben Glück, dass wir langjährige erfahrenes Personal im Team haben“, so die Junior-Chefin. Aber: Wenn bis zu 350 Gäste bei Feiern und Veranstaltungen mit Catering versorgt werden, „da müssen alle ran“, betonte Gerhard Mayer. Schwierig werde es dann, wenn sich kurzfristig Beschäftigte per WhatsApp krankmelden.

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