Kleine, grüne Oase im Quartier – Neuer Gerbergarten als Grünes Klassenzimmer und Treffpunkt

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Gerbergarten in der Reutlinger Unteren Gerberstraße ist neu gestaltet und am Samstag seiner neuen Bestimmung übergeben worden

„Hand in Hand, Hand in Hand – uhuuhuuu“, sangen Schülerinnen und Schüler der Jos-Weiß-Schule am vergangenen Samstagvormittag im nagelneuen Gerbergarten. Was zuvor ein asphaltierter Parkplatz war, präsentiert sich nun als ein kleiner Rückzugsraum, der massiv begrünt werden soll. Bepflanzt wurden die beiden neuen Steinkästen von Kindern der Jos-Weiß-Schule.

Eine große Vielzahl an Interessierten ist am Samstagvormittag gekommen, um das weitere Produkt von Werk ISI in Augenschein zu nehmen. Ziel all der Aktionen im Gerberviertel? „Nachbarschaftshilfe“, sagte Dr. Carsten Hutt von Werk ISI kurz und eindeutig. Die Menschen, die in dem Quartier leben, können und sollen sich durch die unterschiedlichen Aktionen und Initiativen kennenlernen, getreu dem Motto „Hilf deinem Nachbarn und er hilft dir“, wie Karola Altenburger, ebenfalls von Werk ISI am Samstag erläuterte.

Der Gerbergarten ist neben dem „Wechselnden Wilhelm“ ein weiteres Produkt in dem Quartier, es wirkt wie eine kleine Oase im Häuser- und Straßengewirr der Reutlinger Innenstadt zwischen Echaz, ZOB und Wilhelmstraße.

Weil die Stadt wenig Geld habe, sind viele ehrenamtlich Engagierte und Spender eingesprungen, um diesen neuen Ort für die Bürgerschaft zu gestalten. Der Garten soll ein Treffpunkt werden, ohne Konsumzwang, aber auch ein „grünes Klassenzimmer“, wie Altenburger betonte.

Nutzer und Gestalter ist aber auch die Jos-Weiß-Schule: „Weil wir eine Ganztagsschule sind, verbringen die Kinder auch einen großen Teil ihrer Freizeit bei uns“, betonte Lehrerin Zainab Hauser. Der Gerbergarten sei also eine „eine kleine grüne Erweiterung unserer Schule, ein Ort der Ruhe und des Entdeckens“, so die engagierte Pädagogin.

Die Ideen für die Gestaltung des ehemaligen Asphaltparkplatzes, der der Reutlinger GWG gehört, hat Thomas Höfer übernommen. Der Landschaftsarchitekt hat seit einem Jahr sein Büro in der Unteren Gerberstraße und kennt sich mittlerweile bestens aus dort im Quartier. Er weiß unglaublich viel über die Geschichte und die Geschichten der Menschen, die in dem Viertel wohnen. Und er hat die Steine für die Beete in dem Gerbergarten besorgt. Ebenso wie die Holzhackschnitzel, die nun den asphaltierten Boden bedecken – damit die Hitze in dem Eck nicht noch mehr verstärkt wird.

Die großen Steine hat Thomas Höfer bei einer Messe in Stuttgart entdeckt – und er hat sie umsonst erhalten. „Wir mussten nur den Transport finanzieren.“ Nachbarn im Gerberviertel hätten beim Aufstellen der Steine für die beiden Beete geholfen. Zudem wurden 4.000 Liter Blumenerde gespendet, „und die Pflanzen gedeihen schon“, sagte Höfer am Samstag vor der Vielzahl Interessierter.

Außerdem wurden Seile über den Platz gespannt, an denen soll möglichst wilder Wein entlangranken und zusätzlich für Schatten sorgen. „Das sind ausgediente Kletterseile, die wir vom Deutschen Alpenverein geschenkt kriegten“, sagte Höfer. Eine Regenbogen-Bank aus massivem Stahl wurde ebenfalls gespendet.

Hinzu kamen Gelder, die etwa das Spendenparlament für die Gestaltung des neuen Gerbergartens gegeben hat. Und auch GEA-Leser helfen. Und die Bürgerstiftung. „Ohne all die Gelder wäre die Gestaltung nicht möglich gewesen“, hatte Karola Altenburger betont. „Das ganze Projekt ist ein Experiment“, sagte Carsten Hutt. Kunst werde dort eingebunden ebenso wie die Hochschule. „Wir wollen hier alles miteinander verbinden, Forschung, Kunst, Entwicklung, Nachbarschaftshilfe, Quartiersbelebung.“

Und wie gedachte sich Hutt gegen den „Feuerteufel“ zu wehren, der am Federnseeplatz sein Unwesen trieb – und auch am Gerbergarten zwei Paletten angezündet hatte? „Durch Nachbarschaftshilfe“, sagte Hutt noch einmal kurz und bündig. „Die Paletten brannten schon, eine Nachbarin hatte kurzerhand mit einem Sektkübel gelöscht“, erläuterte Thomas Höfer, der an diesem Sonntagmorgen dazugekommen war.

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