„Initiative Lebensqualität, miteinander – füreinander“ ruft Gönningerinnen und Gönninger auf, sich ihren Interessen entsprechend einzubringen
Seit rund 2,5 Jahren treffen und engagieren sich etwa zehn bis 18 Gönningerinnen und Gönninger in der Gemeinde. „Wir wollen einfach schöne Sachen miteinander machen, unsere erste Aktion war ein Ausflug“, erinnert sich Friedel Schmidt in der Bäckerei Schmid, gleich neben dem Gönninger Rathaus. „Genau hier ist jeden letzten Freitag im Monat morgens ab 9.30 Uhr ein Frühstückstreff“, betont die selbständige Ergotherapeutin.
Zusammen mit der ebenfalls noch berufstätigen Birgit Ottens spricht Schmidt mit dem GEA, dabei haben beide die Eröffnung des Bürgertreffs am kommenden Donnerstag im Blick: „Wir laden um 15 Uhr ins Rathaus ein, dort können wir dann jeden zweiten Donnerstag im Monat einen kleinen Raum nutzen“, sagt Schmidt. Ein Repaircafé Nähen soll dort installiert werden, doch möglich sein soll zudem noch viel mehr.
„Wir wollen das Gemeinwesen von unten her entwickeln und dabei an den Interessen der Menschen ansetzen“, sagt Ottens. Oder anders ausgedrückt: „Ich werde jeden dritten Donnerstag im Monat präsent sein und im Bürgertreff eine Plattform für Menschen bieten, die die unterschiedlichsten Interessen mitbringen können“, betont Friedel Schmidt.
Egal, was die Menschen gerne tun, ob Schach, Binokel oder Ukulele spielen, Ahnenforschung betreiben, Tanzen, Fotografieren, mit anderen debattieren – alles sei denkbar. Schmidt will unterstützen, „ich versuche einen Raum zu finden, die Aktivitäten werden im Aushang und im Gönninger Blättle veröffentlicht“. Hilfe zur Selbsthilfe heiße das Motto. Das Bestreben erinnert an die Plattform „Lebenswert“ an der Reutlinger Kreuzkirche. Kein Wunder, dass Initiator Otto Haug am 10. Juli im Bürgertreff ein Grußwort sprechen wird.
Ideen haben die Engagierten um Ottens und Schmidt herum viele – und auch schon einiges umgesetzt in den vergangenen zwei Jahren: Ein Lesekreis sei in der Bücherei bereits extrem stark nachgefragt. Veranstaltungen mit kompetenten Referenten sind organisiert worden, zu den Themen Patientenverfügung, Begleitung am Lebensende oder Sicherheit im Netz. Obendrein gab es Sing- und Jodelnachmittage – „wir machen, was uns Freude bereitet“, sagt Schmidt und lacht. Ein kleiner Reparaturdienst schwebt der Initiative weiter vor, „wir brauchen nur noch die handwerklich Begabten, die sich einbringen möchten“, so Ottens.
Unterstützt wird die Initiative von der katholischen Kirchengemeinde, einen schönen Raum durften sie schon mehrfach nutzen. „Wir haben als Initiative ja kein Geld und sind darauf angewiesen, dass wir Räume umsonst oder für wenig Geld kriegen.“ So wie auch im Gönninger Rathaus, das 20 Quadratmeter-Zimmer für den Bürgertreff.
Warum die Gruppe mit dem langen Namen sich überhaupt (vor allem, aber nicht nur) für ältere Bewohner in Gönningen einbringt? „Unser Sozialsystem kommt an seine Grenzen, der demografische Wandel wird dazu führen, dass wir Älteren in fünf bis zehn Jahren nicht mehr so gut versorgt werden“, betonen die beiden Frauen. Die Spaltung der Gesellschaft schreite voran, „auch die Vereinzelung und Vereinsamung der Menschen“. Die Initiative bestehe laut Birgit Ottens aus „einer Gruppe, in der wir alle im ähnlichen Alter sind“. Eine „sorgende Gemeinschaft“ schwebe ihnen vor.
Die Engagierten wollen in ihrem liebens- und lebenswerten Gönningen dafür sorgen, dass es Älteren auch in Zukunft noch gut geht. „Wir wollen was entwickeln, das wohltut, es geht um Freude, um lebensbejahende Begegnung“, so Ottens. Dazu gehöre Boulespielen, ein Stammtisch, besagter Frühstückstreff und nach Möglichkeit noch viel, viel mehr.
Gefragt sei dabei die Gönninger Bürgergesellschaft, die ihre persönlichen Interessen zusammen mit anderen verfolgen können. Denn: „Wir sind Menschen mit verschiedenen Talenten“, sagt Birgit Ottens. Weitere seien herzlich eingeladen, sich mit Unterstützung einzubringen – und dabei Spaß zu haben.
Vielleicht auch im Gönninger Gesangverein – den hat die Initiative „wiederbelebt, viele von uns hatten Lust zu singen“, sagt Friedel Schmidt. 50 Personen tun dort nun genau das, was sie gerne machen – mit anderen Menschen zusammenkommen, Gemeinschaft erleben, singen. Denkbar seien aber auch jede Menge anderer Aktivitäten, bei denen die „Initiative Lebensqualität, miteinander – füreinander“ gerne unterstützen will.