Knapp 300 Interessierte beim Infomarkt in der Gönninger Roßberghalle – Viele Fragen, viele Antworten zu Windrad-Standorten zwischen Pfullingen, Bronnweiler, Gönningen und Gomaringen
Rund 300 Interessierte sind am Mittwochabend zum „Infomarkt“ über Windenergie in die Gönninger Roßberghalle gekommen. Im Gegensatz zu vorherigen Veranstaltungen dieser Art (auch im Rahmen von Bezirksgemeinderatssitzungen in Bronnweiler oder Gönningen) war der Protest gegen die anvisierten Windräder auf Pfullinger und Reutlinger Gemarkung dieses Mal nicht so massiv.
An Thementischen wurde ausgiebig diskutiert, dort sind auch zahlreiche Notizzettel gefüllt worden – etwa mit technischen Anmerkungen, mit Fragen zu Arten- und Naturschutz und vielem mehr. Oder auch mit so plakativen Aussagen zu Windrädern wie: „Wir wollen und brauchen das nicht – Umweltverschandelung!!“ Oder: „Gier frisst Hirn.“ Und: „Folge der Spur des Geldes!“ Solch generelle Meinungsäußerungen waren am Mittwochabend hingegen eher weniger zu hören – was auch am Format dieser Veranstaltung lag.
In einer Runde mit Reutlingens Finanzbürgermeister Roland Wintzen, Stadtplaner Stefan Dvorak und Jan Balcerek als Chef der Reutlinger Stadtwerke sind zahlreiche Fragen beantwortet worden, die bei vorhergehenden Veranstaltungen aufgeworfen wurden. Dem oft geäußerten Vorwurf, die Stadt wolle sich mit der Pacht und Gewerbesteuern von Windrädern eine goldene Nase verdienen, entgegnete Wintzen: „Diese Themen stehen dabei nicht im Vordergrund.“ Es gehe vielmehr um die größtmögliche soziale Verträglichkeit der Anlagen.
Balcerek verwies darauf, dass die bestehenden Stromnetze aus den 60er Jahren des vergangenen Jahrhunderts stammen – und dringend erneuert, umgebaut werden müssten. Sowohl Bürgermeister Stefan Wörner aus Pfullingen wie auch sein Amtskollege aus Gomaringen, Steffen Heß, hatten betont: „Uns ist bewusst, dass das Thema Windkraft nicht unumstritten ist.“ Aber: „Als Wirtschaftsstandort brauchen wir unabhängige Energieerzeugung“, so Heß. Dass auch die Region von den fossilen Brennstoffen wegkommen müsse, sei spätestens seit dem Angriff von Russland auf die Ukraine klar, als das billige, russische Gas nicht mehr nach Deutschland kam, betonte Dvorak.
Auch Projektierer Willi Schöller, der ausgewählt wurde, damit er die Windräder in der Region baut, hatte hervorgehoben: „Es geht um Sozialverträglichkeit“ – ansonsten hätte er am Käpfle anstatt drei Windanlagen fünf oder gar sieben geplant. Trotz aller Kritik an dem Standort, sei „Windenergie die sauberste und günstigste Form der Energiegewinnung“, so Schöller.
Das sahen manche Veranstaltungsbesucher aber anders. Neben ganz vereinzelten Buh-Rufen während der Informationsrunde in der Roßberghalle sagte am Schluss (bei einer eigentlich gar nicht vorgesehenen Fragerunde) ein Besucher: „Es ist doch unfassbar, dass die Atomkraftwerke abgeschaltet wurden.“ Stattdessen nun ein „Naherholungsgebiet zu verspargeln“ sei einfach ein Unding, „ich bin zu 100 Prozent dagegen“.
Willi Schöllers Antwort dazu: „Atomkraftwerke sind keine Lösung für diejenigen, die noch alle Tassen im Schrank haben.“ Er sage das vor allem mit dem Blick von der Kostenseite her – weil der Bau von Kernkraftwerken unglaublich teuer wäre. Und ein AKW wolle auch niemand vor seiner Haustüre haben. Immer wieder wurden an diesem Abend auch die Sorgen vor der Schallausbreitung der Windanlagen geäußert. Vor allem aus Bronnweiler kamen diese Bedenken. Schöller verwies auf die große Vielzahl an Gutachten, die ja erst noch erstellt werden müssten. Darunter auch eines über die Schallausbreitung.
Klar sei, dass gesetzliche Vorgabeneingehalten werden müssten – wäre das nicht der Fall, müssten die Anlagen bei der Überschreitung von bestimmten Grenzwerten abgeschaltet werden. Die Sorgen werden damit bei den künftigen Anliegern nicht beseitigt sein – vielleicht hilft die von Schöller auch in Gönningen erneut vorgebrachte Einladung zu den Windrädern in Magolsheim. Wenn die fertiggestellt sind, sollten sich alle Interessierten selbst ein akustisches Bild von den Geräuschen solcher Windanlagen machen, betonte Willi Schöller.