Gönninger Wolpertinger Sport- und Freizeitclub feierte am vergangenen Wochenende das 40jährige Bestehen
Ein Verein, der sich nach einem bayerischen Fabeltier benennt? Ja, den gibt es. Und das schon seit 40 Jahren. Und warum ausgerechnet in Gönningen? Die Gründungsmitglieder des Sport- und Freizeitclubs wanderten vor etwas mehr als vier Jahrzehnten in Bayern. Auf einer Hütte begegnete ihnen das aus unterschiedlichen Tieren zusammengesetzte fabelhafte Wesen und schnell war klar: Dies sollte das Wappentier für den neuen Gönninger Verein werden, sagte Klaus-Dieter Modrow am Samstagnachmittag. Er ist schon seit 35 Jahren der Vorsitzende des Vereins.
„Der Name des Vereins sollte die außergewöhnliche Vielfalt des Clubs wiedergeben“, sagte Stellvertreter Siegfried Randecker. Neben dem Wandern war anfangs das Kajakfahren eine der Haupttätigkeiten im Club. Kajak? In Gönningen? Auf der Wiesaz? „Ja, wirklich“, sagte Modrow. „Aber nur bei Hochwasser.“ Tatsächlich hatten sich einige Gönninger Kajakfahrer sogar mal bei Hochwasser aufgemacht, „die sind bis zum Neckar und weiter bis nach Mannheim gepaddelt“, so Randecker. Unglaublich.
Radfahren kam bei den Wolpertingern hinzu, Wandern, Skifahren, Allgemeinsport und Tauchen. Ja, Tauchen. Aber nicht etwa in den Gönninger Seen, sondern samstagmorgens im Sprungbecken des Reutlinger Freibads, im Winter im Betzinger Hallenbad.
Judo war auch in Gönningen mal eine Trendsportart, zwischen 2000 und 2017. „Der spätere Olympiasieger Ole Bischof war ganz früh hier Trainer“, sagte Modrow. „Er hat quasi in Gönningen Judo gelernt“, witzelte Randecker. Allerdings war die Judo-Geschichte in Gönningen nach 17 Jahren vorbei – „wir fanden keine Übungsleiter mehr“.
Ab 2000 kam ein Zirkusprojekt bei den Wolpertingern dazu. „Das ist aus dem Kinderturnen heraus entstanden.“ Bis heute ist das Projekt erfolgreich, vor allem bei Kindern kommt das gut an. Genauso wie die Kletterwand an einer ehemaligen Gönninger Trafostation. Oder Yoga – seit 2019 wird das unter fachkundiger Kursanleitung angeboten bei dem ungewöhnlichen Verein. „Es gab auch mal orientalisches Tanzen, das musste aber auch wieder aufgegeben werden – auch wegen fehlender Übungsleiterinnen“, sagte der Vereinsvorsitzende.
Im vergangenen Jahr haben die Vereinsmitglieder zusammen mit der TG Gönningen eine Boulebahn mitten im Ort gebaut. „Nicht nur der Club ist 40 Jahre alt geworden, auch seine Gründungsmitglieder“, betonte Klaus-Dieter Modrow. „Deshalb wird das Angebot nun auch etwas seniorengerechter“, ergänzte Randecker augenzwinkernd.
Nachzulesen sind all diese Informationen auch in einer Broschüre, die Alt-Bezirksbürgermeister Paul Ackermann zusammen mit Ute und Gerold Bross zum 40jährigen Jubiläum des Vereins erstellt haben. Am Freitagabend wurde bei der internen Vereinsfeier das Heft vorgestellt, die Mitglieder schwelgten in Erinnerungen. „Aber wir haben auch in die Zukunft geblickt“, betonte der stellvertretende Vorsitzende.
Viele der ungewöhnlichen Sportarten und Ideen seien bei Feiern zu fortgeschrittener Stunde entstanden – so wie etwa die Umnutzung der alten Trafostation als Kletterwand. Oder auch die Idee, Hockey mit selbstgefertigten Hockeyschlägern zu spielen. „Wir haben mit Gerold Bross ja einen kundigen Schreiner im Verein“, schmunzelte Randecker.
Am vergangenen Samstag wurde dann eine Radausfahrt angeboten, die auch nicht einfach eine Radtour war, sondern mit einem Geschicklichkeitsparcours, mit Wissensfragen und Boulespiel gespickt wurde. Nachdem die Zirkus-Kinder am Nachmittag ihr artistisches Können unter Beweis stellten, folgte am Abend noch ein Vortrag des aus Reutlingen stammenden Bergsteigers und Alpinisten Fritz Miller. Was für ein Wochenende. Aber: So ein Verein, zumal solch ein ungewöhnlicher, wie die Wolpertinger, wird auch nur einmal 40 Jahre alt.