Im Norden besser als im Süden? – In St. Johann keine Prüfung von Alternativstandort für Windkraft

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Gemeinderat in St. Johann diskutiert einmal mehr über Windkraft auf Gemeindeflächen – Bürgerinitiative will unbedingt Prüfung von Alternativstandort nördlich von Würtingen

 Der Eindruck hätte entstehen können, dass halb Ohnastetten am Dienstagabend im Sitzungssaal des Gemeinderats in Würtingen saß. „Würden Sie eine so große Windkraftanlage direkt vor dem Dorf haben wollen, in dem Sie wohnen – ohne dass andere Standorte geprüft würden“, fragte eine Bürgerin aus dem Teilort von St. Johann-Ohnastetten. Die Antwort von Bürgermeister Florian Bauer: „Ich bin nicht der größte Freund von Windkraft auf der Alb, es gibt aber Momente, in denen das Gemeinwohl in Vordergrund steht und die Einzelinteressen zurücktreten müssen.“

Zahlreiche weitere Wortbeiträge in der Einwohnerfragestunde gingen alle in die eine Richtung: Der vermeintliche Alternativstandort nördlich von Würtingen, in der Nähe des Gestütshofs, wäre doch viel besser geeignet als der südlich von Ohnastetten, sagten die Aktiven der Bürgerinitiative. Außerdem: Der Waldkindergarten in St. Johanns Teilgemeinde – der wäre beim Bau von Windrädern nur 250 Meter entfernt. „Wie soll der Waldkindi geschützt werden“, fragte eine aufgebrachte Frau.

Für sie sei klar: Wenn Windkraftanlagen dort kommen, dann werden Eltern ihre Kinder nicht mehr in den Waldkindi bringen. Bauer dazu: „Der Waldkindergarten steht nicht zur Disposition – wenn sich ein Projektierer für Windräder finden sollte, was noch gar nicht klar ist, dann bestehen wir auf einen großen Abstand zum Waldkindergarten.“ Sonst gebe es keine Genehmigung von der Gemeinde.

Ohnastettens Ortsvorsteherin Petra Rall forderte: Der Abstand des Gebiets RT-02 von der Besiedlung müsse von 750 auf 1000 Meter erhöht werden, die Fläche werde dann von 162 auf 142 Hektar verkleinert. Das nördliche Gebiet wäre mit 155 Hektar größer, es gebe dort keinen Schattenschlag der Windräder, weniger Lärmbelästigung, der Abstand zu Kleinsiedlungen wie den Gestütshof oder eine Hühnerfarm betrage 800 Meter, weniger Wald müsste abgeholzt werden als südlich von Ohnastetten, sagte Rall. Also alles viel besser im Norden als im Süden? „Eine Prüfung kostet nichts, das sind wir den Bürgern schuld“, so Petra Rall. Beifall aus dem Publikum brandete auf.

„Als politisch Verantwortlicher ist es mir wichtig, dass ich keine Dinge versprechen will, die wir nicht halten können“, sagte Bauer daraufhin. Der Regionalverband habe eindeutig betont, dass es keine weiteren Prüfungen von Alternativstandorten geben werde. „Wir können die Prüfung nun zwar beantragen, es ist aber absehbar, wie die Antwort aussehen wird“, sagte der Bürgermeister. In der Bevölkerung könnten durch den Prüfungsantrag weitere Hoffnungen geschürt werden. Und selbst, wenn der nördliche Standort geprüft werde – dann heiße das absolut nicht, dass RT 02 wegfalle. Im Gegenteil. Dann könne auf zwei Gebieten gebaut werden.

Stefan Linder sagte: „Das Thema nimmt mich emotional mit.“ Immerhin würden im Norden von Würtingen auf dem Schafhof auch Menschen leben, auf dem Hühnerhof 20 Personen – der Abstand von den Windrädern würde dort gerade mal 300 Meter betragen, zum Gestütshof 700 Meter.  „Sind die Menschen dort zu vernachlässigen“, fragte Linder, ziemlich rhetorisch. Er sprach sich gegen die Prüfung der nördlichen Fläche aus – weil sie eben ein zusätzliches Angebot an den Regionalverband wäre.

Auch Sonja Döhler sprach sich gegen die Prüfung aus – obwohl sie das große Engagement der Bürgerinitiative lobte. Döhler betonte, dass die Anwohner nördlich von Würtingen ebenfalls zu Wort kommen müssten. „Ich würde Ohnastetten wählen, weil wir dort mehr kommunale Flächen haben, die Gemeinde sollte von der Windkraft profitieren, das Geld könnten wir im Haushalt gut gebrauchen – auch für die betroffenen Bürger in Ohnastetten.“ Dieser Aussage folgten laute Rufe, Missfallensbekundungen, ein kleiner Aufruhr im Sitzungssaal.

Bislang werde bei allem lediglich im Nebel herumgestochert, sagte Florian Bauer. Eine erstellte Visualisierung werde „als gedachte Realität genommen“. Ob Räder wirklich 250 Meter vom Waldkindergarten weg wären, könne momentan niemand sagen. Ohne „verwertbare Berechnungen“ sei gar nichts klar. Unklar sei ja auch, ob südlich von Ohnastetten zwei, vier oder acht Räder Platz hätten. Außerdem gebe es für St. Johann noch gar keinen Projektierer, der Windräder bauen wollte. „Wenn wir einen haben, dann können wir sagen, dass die Räder weiter weg als 250 Meter vom Waldkindi sein müssen, sonst gibt es keinen Pachtvertrag“, so der Rathauschef.

Bei der schlussendlichen Abstimmung sprachen sich sieben Stimmen gegen die Prüfung eines weiteren Standorts aus, fünf Rätinnen und Räte waren dafür, bei einer Enthaltung. Heißt: Eine weitere Prüfung des nördlichen Standorts wurde abgelehnt. Ein Gemeinderats-Workshop soll aber erste Kriterien für die Vergabe von kommunalen Flächen für Windkraft erarbeiten.

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