Mit Pferdestärke im Kfurter Forst unterwegs – Waldumgang unterhalb des Einsiedel

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Waldumgang im Kirchentellinsfurter Wald unterhalb des Einsiedel mit Schauvorführung des Holzrückens per einer Pferdestärke

Freitagnachmittag, mitten im Wald von Kirchentellinsfurt: Rund 50 Personen hatten sich am Einsiedelrand eingefunden, um an einem Waldumgang von und mit Michael Wareis teilzunehmen. Zusammen mit der Firma Gläßer hatte sich der Revierförster ein attraktives Programm überlegt, das vom Klimawandel, der Anpassung des hiesigen Waldes bis hin zum Holzrücken mit einem rheinisch-deutschen Kaltblüter reichte.

Nachdem Bürgermeister Bernd Haug die große Zahl der Interessierten begrüßt hatte, berichtete Warias zusammen mit den Forstwirten Anna Häbe und Max Gläßer mitten in dem rund 110 Hektar großen Kfurter Forst über das Thema der Zukunft: den Klimawandel und wie der hiesige Wald darauf eingestellt werden müsse.

Der Vorteil am Kfurter Forst besteht laut Warias in den guten Böden: Die seien nicht zu feucht und auch nicht zu trocken, also bestens geeignet für alle nur erdenklichen Baumarten. Sein Vorgänger im Amt, Jürgen Schneider, habe „mit viel Weitblick agiert und eine Wahnsinns-Vielfalt an Bäumen gepflanzt“, so Michael Warias. Zu finden seien von Eiche, Fichte, Birke, Elsbeere, Kirsche, Speierling und Douglasie alle möglichen Baumarten.

So weit, so gut, doch „im Jahr 2100 werden wir hier ein Klima haben, wie heute südlich der Alpen“, sagte der Revierförster. Also müsse auch weiterhin darauf geachtet werden, dass eine möglichst große Vielfalt an unterschiedlichen Bäumen nachgepflanzt wird. Wie so was funktioniert, das demonstrierten Gläßer und Häbe mit fachkundigen Demonstrationen des richtigen Anpflanzens.

„Die jungen Pflanzen brauchen vor allem viel Licht“, sagte Gläßer und deutete an, dass auf einer Freifläche, die zuvor von Fichten beherrscht waren, Douglasien, Lerchen und Fichten in etwa zwei Meter Abstand nachgepflanzt werden sollen. Mit einem speziell gebogenen „Hohlspaten“ oder auch mit einem „Fahrradlenker“ genannten Pflanzgerät „bohrten“ sie Löcher in den lockeren Boden, um darin die Setzlinge zu versenken. Weil das aber so ganz schutzlos keinen Sinn mache – „die Pflänzchen sind Leckerbissen für Wildschweine“, so Gläßer – müssen die Bäumchen mit Sprossenschützern versehen werden.

Die häufig in Schonungen anzutreffenden Plastikröhren sollen laut Anna Häbe künftig nicht mehr genutzt werden. „Das Ziel heißt, Plastik raus aus dem Wald.“ Mit dem Pflanzen sei die Arbeit aber nicht getan, die Pflegearbeiten würden in den kommenden Monaten und Jahren vor allem darin bestehen, Brombeeren rauszuschneiden und die Sprossenschützer zu versetzen, so Max Gläßer.

An einer weiteren Station demonstrierte die Familie Gläßer, das „Aufeinandertreffen von Tradition und Moderne“: Mit dem Kaltblut „Dolch“ holte Schwester Marie-Sophie Gläßer gekonnt und innerhalb kürzester Zeit extrem schonend die Bäume aus dem Wald, die Vater Reiner Gläßer zuvor umgesägt hatte. Sieben Jahre ist „Dolch“ alt, seit zwei Jahren wird er für den Abtransport von Baumstämmen trainiert.

„Kurzzeitig kann er das bis zu 1,5fache seines eigenen Körpergewichts ziehen“, erläuterte Max Gläßer. „Dolch“ bringe rund 800 Kilogramm auf die Waage. „Das ist eine äußerst pflegliche Art des Holzrückens“, betonte der Forstwirt. Die Stämme, die das Pferd am Freitagnachmittag aus dem Wald zog, waren noch relative Leichtgewichte von an die 400 Kilogramm.

Der Waldumgang war mit dieser Demonstration für die Kirchentellinsfurter Interessierten auch schon fast wieder vorbei – „wir laden Sie noch ein, zum Essen und Trinken im Bauhof“, sagte der Bürgermeister. Dort gebe es nicht nur alles mögliche Gegrillte, sondern als Spezialität auch Wurst von einer Wildsau, die ein Kfurter Jäger im Kfurter Wald geschossen hatte. Ob das am Geschmack zu erkennen war, konnte allerdings nicht geklärt werden.

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