Verein „Haus der Kulturen – Bürgerhaus“ im obersten Geschoss des Postgebäudes angekommen – Neuer Vorstand gewählt
Der Verein „Haus der Kulturen (HdK) Reutlingen Bürgerhaus e.V.“ ist noch ein ganz junger: Im Oktober 2021, also mitten in der Zeit der Pandemie, hatten sich ein paar Vorkämpfer auf den Weg gemacht und das Haus ohne Haus gegründet, denn: Damals gab es noch keine Bleibe für den Verein. Bis auf ein Zimmer im Ringelbach, wie Mathias Kostinek am Donnerstagabend im Dachgeschoss des Postgebäudes in der Eberhardstraße ausführte.
Im Mai vergangenen Jahres hatten die Vereinsvorstände Galina Lerner und Wolfgang Grulke die Schlüssel für das 4. Stockwerk im markanten Backsteingebäude erhalten. „Wir haben Gespräche mit der GWG geführt und einen unbefristeten Mietvertrag erhalten“, erläuterte Kostinek als HdK-Geschäftsführer bei der Mitgliederversammlung. Der Vertrag solle mindestens fünf Jahre Gültigkeit besitzen, „solange die Regionalstadtbahn hier nicht durchfährt“. Je nach Trassenführung könne es ja sein, dass das Gebäude der Bahn weichen müsse. „Dann muss wir wieder mit der GWG reden“, so Kostinek. Die Miete sei in einem Rahmen, „zu Konditionen, die wir bezahlen können“.
Seit Mai 2024 ging es für den Verein nun also darum, das Dachgeschoss zu sanieren. Viel war zu tun, „als Verein sind wir aber arm dran, wir haben nur sehr wenige flüssige Mittel, um Handwerker oder Architekten zu beauftragen“, betonte der stellvertretende Vereinsvorsitzende Grulke. Mit der Folge: „Wir müssen fast alles selber machen, aber was wir bisher erreicht haben, ist präsentabel.“ Nur das mit dem Strom müssten halt doch Fachleute angehen.
(Foto: Der bisherige Vorstand mit Galina Lerner und Wolfgang Grulke)
Eine Küche sei schon vorhanden, müsse aber noch eingebaut werden. „Wenn das fertig ist, machen wir eine Einweihungsparty, dass es kracht“, versprach Grulke. „Wir haben jetzt fast alles, damit Veranstaltungen hier laufen können“, betonte die Vereinsvorsitzende Lerner. „Wir müssen das weiter ausbauen.“ Für Veranstaltungen sei im Jahr ein wenig Geld vorhanden, genau gesagt 2462 Euro.
Während sich bislang fast alles um die Sanierung der Räume drehte, zahlreiche Mitglieder handwerklich angepackt hatten, gehe es nun mit einer noch zu bildenden Programm AG darum, die große Vielzahl von rund 25 Gruppen und die Raumnutzung unter einen Hut zu bringen. „Das wird ein Riesensystem“, so Kostinek. Der Start ist am kommenden Wochenende, da wird von Blacks Connected ein Tanzworkshop angeboten.
„Folklore Fitness“ ist ein weiteres Angebot, das bereits seit Ende 2024 in den Räumlichkeiten in der Eberhardstraße 4 durchgeführt wird, wie Oscar Flores Santiago am Donnerstagabend ausführte. Dabei gehe es um internationale südamerikanische, ukrainische, serbische Folklore – und um Fitness. „Aber das ist kein Zumba“, sagte Santiago schmunzelnd.
Der 66-Jährige wurde im Übrigen bei den anstehenden Wahlen zum neuen Vereinsvorsitzenden einstimmig ins Amt gehoben. Galina Lerner musste ihren Vorsitz abgeben, „die Familie Lerner zieht es Ende des Jahres nach Kassel“, erläuterte sie. Zum stellvertretenden Vorsitzenden wählten die Mitglieder Karthick Raja Nachipalayam Ponnuswamy – ein gebürtiger Inder, der als Ingenieur in Reutlingen arbeitet und sich bereits im Integrationsrat der Stadt engagiert. „Im Gegensatz zu meinem komplizierten Namen bin ich ganz einfach“, sagte der 39-Jährige augenzwinkernd.
Der neue Vereinsvorsitzende Santiago hatte zwar betont: „Ich verspreche euch kein Sondervermögen“, aber er sehe sich in der Lage, „die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu motivieren“. Bärbel Mauch wurde im Amt der Schatzmeisterin bestätigt, als Beisitzer stellten sich Gerhard Löw, Iryna Miller und Barbara Grulke zur Verfügung.
Ihre jeweilige Motivation? „Ich möchte mithelfen, die Welt zu etwas Besserem zu machen“, betonte Miller. Grulke sagte: „Ich möchte, dass das Haus der Kulturen sehr bunt wird.“ Und Löw hatte ausgeführt: „Mehr als übereinander zu reden, ist es das Wichtigste, miteinander das Gespräch zu suchen.“