Gedenken an den 3. Jahrestag des Kriegsbeginns gegen die Ukraine im Metzinger Kulturforum mit vielen Reden, Liedern, Tanz und Berichten von der Front
Was für eine unglaublich emotionale Veranstaltung. Fast schon fluchtartig verließen am Montagnachmittag die ein oder andere ukrainische Frau das Metzinger Kulturforum. Tränen rannen ihnen über das Gesicht. Weil die Gefühle, die Trauer sie gnadenlos einholten, die Erinnerung an die Heimat, die Gedanken an all die Opfer, die getöteten oder verletzten Verwandten, Männer, Eltern, Geschwister, die nach dem 24. Februar 2022 ihr Leben verloren.
Am Montag diese Woche gedachten die jetzt in Metzingen und Umgebung lebenden Ukrainerinnen und Ukrainer all dieser Menschen. Aber sie wollten nicht nur trauern, sondern auch feiern. Mit Liedern aus der Heimat etwa, mit Tanz und einigen Reden. Viele Helfer aus dem gesamten Ermstal waren gekommen, Holger Weiblen freute sich darüber als Koordinator der „Interkommunalen Solidaritätspartnerschaft Ermstal“, die aus der Hilfsinitiative „Ermstal hilft“ heraus entstanden war.
Mittlerweile organisieren die Ukrainerinnen selbst an die 12 Kurse pro Woche, an denen laut Tetiana Muravlova rund 80 Personen teilnehmen. Sprachkurse sind dabei, zum Teil mit Kinderbetreuung, Basteln, Hausaufgabenbetreuung, selbst Traumatherapie. „Das ist wie eine kleine Volkshochschule“, sagte Weiblen. Auch die Idee für die Veranstaltung an diesem 24. Februar kam aus der Mitte der Ukrainerinnen heraus.
Wie nach Donald Trumps Ankündigung, mit dem russischen Staatschef Wladimir Putin einen Friedensplan auszuhandeln, die Perspektive für die geschundene Ukraine aussieht? „Europa muss die Lücke der Amerikaner füllen“, sagte Weiblen am Rande der Veranstaltung im Kulturforum. „Die Bundestagswahl kam da natürlich zum denkbar ungünstigsten Zeitpunkt.“
Deutschland sei nach Trumps Vorgehen „in Schockstarre verfallen, die Ukrainer nicht, die haben mit so was gerechnet“, betonte Holger Weiblen, der schon viele Male in dem Kriegsland war. „Jedes Mal, wenn wir Blumen an Gedenktafeln für die Gefallenen niederlegten, standen wieder jede Menge neue Namen darauf.“ Auf beiden Seiten der Kriegsparteien würden durchschnittlich an die 1.700 Menschen sterben. Täglich.
Im Metzinger Kulturforum erklangen patriotische Lieder. Eine Kindergruppe führte einen Tanz auf. Und Metzingens Bürgermeister Markus Haas hatte betont: „Der Konflikt in der Ukraine hat Millionen Menschen geprägt, das ist eine Geschichte von Verlust und Trauer.“ Von Zerstörung und Tod. „Lassen Sie uns gemeinsam für eine Welt kämpfen, in der alle in Frieden und Freiheit leben können“, so Haas.
Rolf Hägele hatte als stellvertretender Bürgermeister die Unterstützung von „Ermstal hilft“ unterstrichen. Die Solidarität mit den Menschen in den Kriegsregionen sei enorm wichtig. Martin Salzer von der Unterstützerinitiative betonte: „Wer hätte gedacht, dass dieser schreckliche Krieg drei Jahre dauert.“ Er gedachte all der Verluste, all der Menschenleben, die auch ein Soldat der ukrainischen Armee bei der Veranstaltung beklagte.
„Ich wundere mich sehr, dass die Menschen in der Ukraine so lange durchhalten“, sagte Holger Weiblen am Rand der Veranstaltung. Die meisten Leute hätten keine Jobs mehr, Firmen würden die Beschäftigten fehlen oder auch die Energie. Oder beides. Dazu seien viele Städte und Gemeinden ausgebombt.
„Aber je mehr Opfer und Verluste die Ukrainer erleiden, umso schlimmer ihre Situation wird – umso weniger wollen sie nachgeben“, beschrieb Weiblen die Situation. „Rette meine Ukraine“ stand derweil in riesigen Lettern auf der Leinwand im Metzinger Kulturforum. Es las sich wie eine Aufforderung, an sich selbst und an die ganze Welt. Voller Verzweiflung. Voller Trauer, aber auch voller Wut. Und die kleinen Gebrüder Alekseevy trugen auf Ukrainisch ein Gedicht vor „Wisst Ihr, wann der Krieg endet?“