Rund 20 Mitglieder des Fischereivereins Ermstal engagieren sich bei Uferpflege und Müllsammeln am Floriansee
Geräte dröhnten am Samstagvormittag rund um den Floriansee. Es klang nach Arbeit, unterhalb des gleichnamigen Berges, nicht weit vom Neugreuth entfernt. Rund 20 Aktive des Fischereivereins Ermstal hatten sich dort getroffen, aber nicht etwa um gemeinsam zu angeln: Sie machten sich an die Gehölzpflege am Uferbereich des Gewässers, wie Wolfgang Weiblen aus dem Vorstand des Vereins erläuterte.
„Wir haben an unseren insgesamt elf Gewässern und Gewässerabschnitten an Erms und Neckar eine Hegepflicht“, so Weiblen. Brombeeren mussten zurückgeschnitten, der Uferbereich gesichert und auch eventuell Totholz herausgeholt werden. Besonders wegen des Eschensterbens müsse darauf geachtet werden, dass etwa keine abgestorbenen Äste herunterfallen. Bei dieser Arbeit haben die Helfer am Samstag aber auch gleich noch einiges an Müll eingesammelt.
„In den 1950er Jahren wurden hier zwei Seen angelegt, die vor allem dazu dienten, die Bäume des Städtischen Obstbaubetriebs zu bewässern“, so Weiblen. Übrig geblieben ist seitdem ein See. „Der Fischereiverein Ermstal ist 1962 aus den beiden Metzinger und Uracher Vereinen zusammengelegt worden.“ Zwei Gewässerwarte sind mit Jochen Bluhm und Markus Geyser für die Bewirtschaftung und den Zustand der Gewässer zuständig, für das Umfeld, für Bewuchs, Beschattung und für noch viel mehr.
Wichtig sei etwa die Beschattung, damit die Temperatur des Gewässers nicht zu sehr ansteigt: „Forellen vertragen eine maximale Temperatur von 18 bis 20 Grad.“ Vor drei bis vier Wochen seien aber 80 Bäume an der Erms per Hubschrauber entnommen worden, sagte Bluhm. Das könne zu einem richtig großen Problem werden, weil durch die fehlende Beschattung der Erms die Gewässertemperatur immer weiter ansteige. Mit der Folge, dass die Forellen sterben.
Die aktiven Vereinsmitglieder sind nicht allein für die Gewässer- und Uferpflege zuständig, sie kümmern sich obendrein auch um Vogelschutz. „Wir hängen hier Nistkästen auf“, sagte Geyser. Für fliegende Fische? „Nein“, schmunzeln die Fischer. „Die gibt es hier nicht“, so Bluhm. Aber so ein See sei ein größeres Biotop, mit einer Vielzahl an Insekten, Fischen, Vögeln wie dem Eisvogel und sogar mit Fledermäusen.
Angeln würden die Vereinsmitglieder natürlich auch. Aber natürlich nur mit Angelschein. Außerdem werde jeder Fisch, der gefangen wird, in einem Fangbuch dokumentiert und die Daten an die Fischereibehörde weitergegeben. „Dadurch wird erkannt, ob eventuell Handlungsbedarf bei bestimmten Fischarten an den Gewässern besteht“, sagte Wolfgang Weiblen.
Was die Faszination des Angelns ausmacht? „Es geht um das Erlebnis in der Natur, um die Ruhe, Entspannung vom Alltag, um Erholung“, sagte der Vorsitzende nach kurzer Überlegung. Das habe schon auch was Meditatives. Wenn man das will. „Es gibt natürlich auch Angler, die mit dem Handy dasitzen.“ Eine Rolle beim Angeln spiele auch: „Wenn ich einen Fisch fange, habe ich ein 1a-Lebensmittel.“
Auf einige Dinge müsse beim Angeln geachtet werden: Am meisten darauf, keine seltenen Arten aus dem Gewässer zu ziehen. Nasen gehören dazu. Die Fische heißen tatsächlich so, seien vor allem im Neckar zu finden. Ob die Nasen denn wissen, dass sie nicht anbeißen sollen? „Nein“, sagt Jochen Bluhm. Aber wenn sie denn an der Angel hängen, würden die Fische sorgsam wieder zurück ins Gewässer gegeben.
Stunden- oder tagelang hätte man sich mit den Aktiven des Fischereivereins weiter unterhalten können. Unglaublich ist, was sie alles wissen. Zum Beispiel dass jeder Aal, der in Neckar und Erms zu finden ist, aus dem Golf von Mexiko zuwanderte. Und dass er mit 10 bis 15 Jahren, im laichfähigen Alter, wieder zurückschwimmt – wenn’s sein muss, sogar kurze Strecken über Land robbt.
Unglaublich auch, dass Fische mit einem „Seitenlinienorgan“, das von Kopf bis zur Schwanzflosse hinunter reicht, Vibrationen registrieren, also Bewegungen inner- und außerhalb des Gewässers. „Wenn hier Fußgänger am See vorbeilaufen, kriegen das die Fische mit“, sagt Markus Geyser. Ebenfalls unglaublich, dass vor allem Aal und Wels hervorragend riechen können. Viel besser noch als Hunde. Und das unter Wasser.