Ortsname ändern in Immenhausen am See? – Vortrag über einen Biber als neuen Mitbewohner

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(Fotos: Der „Bibersee“ bei Immenhausen, aufgenommen von Martin Bässgen aus Wannweil, der mir freundlicherweise zwei Drohnenfotos zur Verfügung stellte.)

Biberberater Alexander Zader und Udo Dubnitzki berichten über „Bibersee“ bei Immenhausen – Fast 100 Interessierte im Rathaus

„Sie könnten den Ortsnamen ändern – in Bad Immenhausen oder Immenhausen am See“, sagte Biberberater Udo Dubnitzki am Dienstagabend während des Vortrags seines Kollegen Alexander Zader mit heftigem Augenzwinkern. Zu Beginn des Vortrags hatte Ortsvorsteher Siegfried Maier betont: „So viele Menschen waren seit 20 bis 30 Jahren nicht hier im Rathaus.“

Und Kusterdingens Bürgermeister ergänzte: „Wenn wir bei einer Gemeinderatssitzung auf so viel Interesse stoßen würden.“ Er müsse wohl mal den Biber auf die Tagesordnung setzen, mutmaßte Jürgen Soltau. Fast 100 Interessierte waren am Dienstagabend ins Immenhausener Rathaus gekommen, um den Ausführungen der Biberberater zu folgen. „Er wurde nicht eingeladen, ist aber trotzdem ein gern gesehener Gast in Kusterdingen“, war auf der Einladung zu dem Abend zu lesen. Ein Biber siedelt nun im Bereich Kaltenbrunnen bei Immenhausen, er hat bereits einen „stattlichen Damm gebaut“ und ein See ist entstanden, so Zader.

Bisher handle es sich um ein einziges Exemplar, das nach seinen Konstruktionsleistungen nun auf ein Weibchen warte, wie verriet Alexander Zader. Der Biber ist bereits zu einer Touristenattraktion geworden, zahlreiche Biberfreunde seien am See nahezu täglich zu beobachten. So ein putziges Tier könne aber ein ganz schöner Brocken werden – bis zu 30 Kilogramm schwer, mit einer Länge von bis zu einem Meter. Ohne die „Kelle“, also den Schwanz von bis zu 35 Zentimetern Länge.

(Foto: Das ist nicht der Biber, der sich bei Immenhausen angesiedelt hat, der neue Mitbewohner der Gemeinde ist deutlich lebendiger als dieser ausgestopfte Geselle.)

Um den neu entstandenen See herum nach dem Tier zu suchen, sei nicht empfohlen und auch verboten – genauso wie seinen Hund dort frei herumlaufen zu lassen. Schilder seien bereits aufgestellt worden. Tagsüber dürfte vom Biber eh kaum was zu sehen sein, „er ist nachtaktiv und zwar zumeist zwischen 22 und 3 Uhr“, so Zader.

Das Tier wird in der höchsten Schutzkategorie geführt, zurzeit befinden sich laut Zader und Dubnitzki, den ehrenamtlichen Biberberatern im Landkreis Tübingen, zwischen 25 und 30 Exemplare in der Region. Das Männchen, das Damm und See bei Immenhausen gebaut hat, warte nun auf ein Weibchen, um mit ihr für Nachwuchs zu sorgen. Aber: „Nach zwei Jahren werden den Jungen die Koffer vor die Tür gestellt“, sagte Dubnitzki. Bis zu 30 Kilometer pro Nacht könnten Biber zurücklegen – und das sogar über Land.

Zu unterscheiden seien Biber von Bisamratten und Nutria – was sich vor allem am Schwanz erkennen lasse. Der Biber sei eben der mit der „Kelle“, die anderen hätten eher einen rattenähnlichen Schwanz. Eine Gefahr könne der bislang noch solo lebende Biber bei Immenhausen jedoch für die nahe Straße werden. „Aus diesem Grund haben wir auch den See um 50 Zentimeter abgesenkt“, betonte Alexander Zader.

(Foto: Biberberater Alexander Zader (links) und Udo Dubnitzki kurz vor ihrem „Auftritt“ im Rathaus Immenhausen.)

Denn: Je höher der Wasserspiegel des Sees steige, umso höher müsse der Biber auch seinen Bau konstruieren. Der Zugang liege stets bis zu 50 Zentimeter unter Wasser, tagsüber sei das Tier im Trockenen seines Baus. Bei steigendem Wasser, würde dem Immenhausener Biber irgendwann nur ein Ausweg bleiben – er müsste die Straße unterbuddeln. Das wiederum könnte zu katastrophalen Folgen für die Straßennutzer führen.

Ansonsten aber freuen sich offensichtlich nahezu alle Bürgerinnen und Bürger in Immenhausen über den neuen Mitbewohner. Und über den neuen See. „Vielleicht könnten Sie ja einen Bootsverleih organisieren“, witzelte Dubnitzki. Dem Biber dürfte das aber wohl weniger gefallen. Und den anderen Tieren, die sich dort schon angesiedelt haben, wohl genauso wenig, wie Jäger Thomas Schreiner betonte.

Schon zweimal sei es dort an der Straße zu Wildunfällen gekommen, „weil Leute in das Seengebiet reingelaufen sind und Rehe aufgescheucht haben“. Neben unterschiedlichsten Libellenarten hätten sich auch schon Eisvögel dort angesiedelt.

Aber: Wenn viele neue Vogelarten keine Ruhe zum Brüten hätten, seien sie bald wieder weg. „Um die Vielfalt der Tierwelt zu beobachten, muss man da nicht rumspazieren – man kann mit einem Fernglas sehr viel sehen“, so ein Besucher der Veranstaltung.

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