(Foto: Auch außerhalb des Triebwagens der historischen Straßenbahn haben Martin Schindler (von links), Markus Kretschmer und Dieter Metzger große Visionen – der Peoplemover gehört mit dazu.)
Was will der Pfullinger Brauchtumsverein mit dem Peoplemover über der Marktstraße? Und was macht die Straßenbahn, die sie seit 33 Jahren sanieren? Wir haben nachgefragt
Was will der Pfullinger Brauchtumsverein mit dem Peoplemover? Eine einfache Frage, Dieter Metzger gibt eine überraschende Antwort: „Wir wollten das Ding gar nicht“, betont der Vereinsvorsitzende. Doch es folgt ein Aber: „Wir sind ja schon länger mit der Stadt in Kontakt wegen anderer Räumlichkeiten als hier im Farrenstall“, sagt Metzgers Stellvertreter Martin Schindler im Gespräch mit unserer Zeitung,
Bürgermeister Stefan Wörner habe gesagt, ob der Peoplemover, der „Numlupfer“, nichts für den Verein wäre. Nach ein paar Überlegungen, in Verbindung mit der Option, dass der Brauchtumsverein ein Drittel des Geländes vom aufgelösten Hortense-Areal kriegen könnte, hätten sie dann doch zugesagt. „Wir könnten den Mover zur Werbung nutzen“, sagt Metzger.
Und zwar auf dem Hortense-Gelände, auf dem auch eine große Halle entstehen soll, die Vorstellungen sind schon ziemlich ausgereift, 40 auf 25 Meter sollte sie haben. Mindestens. „Da müssen ja die beiden Straßenbahnwagen und alle anderen 25 bis 30 Fahrzeuge von uns reinpassen“, so Schindler.
Und zwar so, dass sie auch repräsentabel wären. Denn im Farrenstall stehen alle Geräte und Fahrzeuge dicht an dicht, ein Durchkommen ist kaum möglich. Aber: Selbst, wenn das mit der Halle klappen würde – „wir könnten die bis in vier, fünf Jahren aufbauen“, so Metzger – wie sollte der Peoplemover dort integriert werden?
Es müsste halt Platz dafür auf dem Hortense-Gelände vorhanden sein. „Die Fläche gehört ja der Stadt, ein Drittel könnte für uns sein, ein Drittel für den Bauhof und ein Drittel für Kleingewerbe“, sagt Metzger. Da sei aber noch nichts in trockenen Tüchern, der Bebauungsplan müsse erst geändert werden – was auch seine Zeit brauche.
Doch damit nicht genug: Die Halle könnte als Ausstellungs- und Veranstaltungshalle für andere Vereine zur Verfügung stehen. Und: „Wir wollen unsere Straßenbahn ja wieder zum Laufen bringen, das war schon immer unsere Vision“, sagt Dieter Metzger. Seit 33 Jahren arbeiten sie nun schon an dem Triebwagen, jeden Montagabend drei Stunden lang.
Irgendwann soll die „Panoramabahn“ auf einer dritten Spur bis zum Honauer Bahnhof parallel zur Regionalstadtbahn (RSB) fahren. Eine dritte Spur auf dem stark begrenzten Raum für die RSB? „Wir haben mit Prof. Bernecker gesprochen, der sagt, das wäre möglich und zwar zwischen den beiden anderen Gleisen der Stadtbahn.“ Sogar die Einfädelung vom Hortense-Gelände haben sie schon durchgedacht.
Im Brauchtumsverein werden aber ganz dicke Bretter gebohrt, oder? „Wir haben große Maschinen“, sagt der Vereinsvorsitzende trocken und lacht. Allerdings müssten Straßenbahn, Hortense-Halle und Peoplemover in ein konkretes Tourismuskonzept gepackt werden. Das sage im Übrigen auch Wolfgang Schütz, der ehemalige Chef der Tourismusgemeinschaft Mythos Schwäbische Alb. Schütz habe sich von der Idee des Pfullinger Vereins ebenso begeistert gezeigt wie Tobias Bernecker.
„Zuerst muss der Peoplemover jedoch abgebaut werden“, sagt Martin Schindler. „Aber wir kriegen das hin.“ Schon alles durchgedacht und zwar in Kooperation mit dem PM-Hersteller, der Firma Egon Schmid, dem Bauhof und eigenen Vereinskapazitäten wäre das kein Problem, sagen die Vorsitzenden. Ab Frühjahr 2025 werde der Rückbau ins Auge gefasst, sagt Stadt-Pressesprecher Markus Hehn.
„Danach geht der Peoplemover dann in die Hände des Brauchtumsvereins über und wird auf dem Hortense-Areal eine neue Heimat finden“, so Hehn weiter. Aber: „Da muss erst noch die Frage nach dem Zwischenlager geklärt werden“, sagt Schindler. Wenn der Verein die Konstruktion dann tatsächlich wieder auf dem Hortense-Gelände aufbauen würde, werde der Mover aber nicht mehr funktionsfähig sein.
Allein die Reparatur würde viel zu viel Geld kosten. Und die Instandhaltungskosten ebenso, sagt Metzger. „Außerdem ist die Elektronik veraltet und von wo nach wo sollten denn da Menschen ‚numglupft‘ werden.“ Das mache keinen Sinn. Aber: Als Hingucker, als großes Werbetor sei der Mover durchaus denkbar.
Was der Abbau und Wiederaufbau kosten werde, sei noch nicht klar. Das müsse in Gesprächen mit der Stadt geklärt werden. Ihre noch viel größer angelegten Visionen verlieren die Brauchtums-Aktiven dabei aber nicht aus den Augen: „Wenn die Straßenbahn wieder läuft, wäre das ein Thema für ganz Deutschland“, sagt Dieter Metzger. Und dann müsste natürlich Gastronomie bei der Hortense-Halle auch dabei sein. „In so eine Halle müsste ständiges Leben rein, das hängt alles mit einem gesamten Tourismuskonzept zusammen“, sind sich Metzger und Schindler einig. „Aber wir sind überzeugt, dass das angenommen wird.“